Kapitel 18 - Hübsch

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Niall fuhr irgenwann nach Hause. Er würde Harry morgen bei der Arbeit wieder sehen. Louis wirkte plötzlich wieder eher gelassen und ruhig. Es war.. seltsam, wie er zwischen den Gemütszuständen hin und her sprang. Jeder reagierte aber letztlich anders, auf solche elementaren Infos. Manche weinten, manche wurden seher ruhig und der nächste war wieder anders. Eine Dame war ständig ins Bad gelaufen, um sich die Haare zu machen, während ihr Mann sich im Raum nebenan erhängt hatte. Es war nicht vorher zu sehen, wer wie reagierte. 

"Du hast ein schönes Haus. Aber es ist sehr groß für einen allein.", Merkte Lou-Lou an, als Niall weg war.
Sie saßen zusammen am Tisch und aßen eine Lasagne, die Harry aus seinem Tiefkühlfach gezaubert hatte.

"Es gehörte schon vorher meiner Familie. Das Haus meiner Großeltern. Meine Cousine wollte es verkaufen. Ich habs gekauft. Ich... Mochte es... Schon immer."
"Hast du neue Fenster einbauen lassen?"
"Ja. Ich musste es sanieren. Vorher war es auf dem Stand von vor 50 Jahren."
"Du hast nirgends Blumen."
"Nein. Du machst mich ja schon wegen meinem künstlichen Kaktus fertig."
"Du hast ihn dir nochmal genau angesehen, oder?", Fragte Lou-Lou mit dem Anflug eines Lächelns.
Harry war sehr froh darum. Die letzten paar Stunden war Lou-Lou so wenig Lou-Lou gewesen.

"Ich verweigere die Aussage.", Brummte Harry und da erklang es wieder. Das Kichern von Lou-Lou.

"Ich bringe schonmal deine Klamotten hoch. Dann bin ich vielleicht bis Weihnachten fertig.", Entschied Harry dann und stand auf.
"So viel habe ich gar nicht.", Murrte Lou-Lou.
"Ach nein? Und wonach sieht es hier aus?", Fragte Harry und deutete auf das Tüten-Meer im Flur.
"Äh... Kommt drauf an, wie das Licht drauf  fällt."
"Wahrscheinlich.", Schnaubte Harry.

Sie brachten Lou-Lous Sachen ins Gästezimmer.
"Was passiert jetzt wegen dem... Killer?"
"Wir durchleuchten jeden Winkel um zu gucken, ob wir ihn finden. Hier vor Ort wissen nur drei Leute von deinen Fotos. Ich und Niall werden morgen Fotos anderer Gäste des Queerys angucken. Scheinbar wurde kein Foto aus dem Queerys gemacht. Aber von davor. Vielleicht hat zufällig jemand den Killer im Hintergrund auf einem Foto."
"Und mit mir? Muss ich Lockvogel spielen und heldenhaft sterben?"
"Nein. Du bleibst bei mir bis alles vorbei ist. Alles was du tun musst, ist hier bleiben."
Na, das klang doch erfrischend einfach.

Lou-Lou lag im Bett im Gästezimmer. In seinem Nachthemd. Er hatte dankenswerter Weise sein Schnuffelkissen mitgebracht bekommen und trotzdem fand er keinen Schlaf.
Die ganze Zeit wälzte er sich nur von der einen auf die andere Seite und wieder zurück. Irgendwann schlug er genervt die Decke zurück und stand auf. Tee? Seine Gedanken fuhren Achterbahn und irgendwie hatte er auch Angst einzuschlafen und nachher von dem ganzen Mist zu träumen. Unruhig sah er sich im abgedunkelten Raum um.

Nein, Lou-Lou wollte etwas anderes als Tee und deshalb lief er mitsamt Schnuffelkissen über den Flur und in Harrys Zimmer. Der schlief seelig vor sich hin. Toll. Louis könnte nebenan zerhackt werden und Harry würde einfach weiter schlafen. Sehr beruhigend. Wobei er die Gedanken nachts lieber nicht weiter vertiefte, sonst könnte er auch einfach direkt wachbleiben.
Harry sollte auf ihn aufpassen. Der hatte doch gesagt dass er das tun würde. Lou-Lou war so frei und würde ihm helfen, in dem er in dessen Nähe blieb. Nett, oder?

Er hob einfach Harrys Decke an und legte sich neben ihn. Er gab sich viel Mühe den anderen keinesfalls zu wecken. Auf das Gespräch hatte er gerade nicht wirklich Lust.
Also legte er sich ganz unauffällig einfach mit hin. Mit Schnuffelkissen. Er berührte Harry nicht und lag nur ganz am Rand der Matratze.

Harry schnarchte nicht. Lou-Lou hörte nur sanft dessen Atmung und irgendwie war die wie ein Schlaflied nur für ihn. Anders hätte der es sich nicht erklären können, wieso er nun, mit weniger Platz plötzlich einschlief. Schneller wäre es wohl nur gegangen, wenn er in den Armen von jemandem hätte schlafen können. Aber das war eben schon ewig lang her. Lou-Lou hatte sich damit abgefunden, dass es so jemanden für ihn eben nicht gab.

Harry hatte schon immer einen Recht tiefen Schlaf. Deswegen konnte man durchaus festhalten, dass er einigermaßen überrascht war, dass am nächsten Morgen ein Schnuffelkissen mit einem Lou in seinem Bett lag.

Irritiert und verschlafen betrachtete er beides. Wobei natürlich der atmende Teil für ihn deutlich relevanter war.

Lou-Lou lag ganz am Rand und hatte ihn wohl absolut nicht wecken wollen. Besonders bequem wirkte das nun nicht gerade.

Harry nahm sich Zeit und betrachtete den Gast in seinem Bett. Lou-Lou war hübsch. Diese Erkenntnis hatte Harry nahezu sofort getroffen, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. Vollkommen ohne Kategorien wie männlich und weiblich. Er war einfach ein hübscher Mensch. Sein fein geschnittenes Gesicht mit diesem unglaublichen Lächeln und Lachen und sein zierlicher Körperbau. Für einen Mann grundsätzlich vielleicht nicht so toll, so klein zu sein. Aber zu Lou passte es einfach. Unwirklich lange Wimpern für einen Mann. Harry hatte gedacht, sie seien künstlich. Lou-Lou hatte ihn angelacht und erklärt, dass nichts an ihm künstlich sei.

Harry wusste, dass das gestern ganz schön viel auf einmal gewesen war für Lou. Dass der Kleinere Angst gehabt hatte. Wer wollte es ihm auch verdenken? War er deshalb in der Nacht in sein Bett gekrochen?
Lou war für Harry eigentlich eine äußerst offensive Person, die ständig flirtete. Sich einfach ins Bett schleichen und nicht auffallen wollen passte eigentlich so gar nicht dazu. War das schon der Verdienst des Serientäters? Mörder nahmen mehr als ein Leben. Ohne, dass sie selbst das auch nur wussten, zerstörten sie Leben ohne eine Tatwaffe. Wie die Leben der Angehörigen ihrer Opfer oder die potentieller Opfer. Manchmal die von Leuten, die die Artikel über sie lasen. Die sich dann nicht mehr trauten, dem potentiellen Opfertyp zu entsprechen.

Harry stand auf, erledigte seine Morgentoilette und ging in die Küche um zu frühstücken. Er würde heute erst ab Mittag arbeiten. Preskot hatte das gebilligt, weil Harry ja gewissermaßen Arbeit mit nach Hause genommen hatte.

"Harry?", Kam es irgendwann zaghaft von oben.
"Ich bin hier. Komm runter, wenn du so weit bist.", Sprach Harry möglichst entspannt zurück und zerknüllte die Zeitung. Nach dem neuen Opfer wurden nun Stimmen laut, die die Schuld verschoben vom Täter auf die Opfer. Ob sie nicht Schuld traf, wegen ihrer Kleidung und dass sie ja vielleicht gern Opfer wären und so eine Scheiße. Kriminalpsychologen dürften ihre helle Freude haben. Harry nicht. Er schmiss die Zeitung in den Kamin für später, als Lou-Lou unten auftauchte. Er trug ein blassrosa Spitzenkleid. Bei einer Frau hätte Harry zwangsweise an eine Barbie gedacht, aber bei Lou? Der war hübsch...

Sooo auch hier geht's weiter. Ich finde die Theorien, die mich so erreichen übrigens toll. Ich glaube ich hab jetzt schon von fast jedem als Täter gelesen 🤭.
Joa. Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt