Kapitel 31 - Meine und deine Regeln

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Harry atmete nochmals tief durch und überlegte, ob er nicht doch zurück nach London fahren sollte, als sein Handy klingelte.

"Hey Harry. Louis ist vor ein paar Minuten an einer Überwachungskamera vorbei gelaufen. Unmittelbar beim Anleger."
"Da bin ich!"
"Rechts von der Auffahrt für LKWs. Es sah aus, als würde er zum Wasser gehen. Bei den Fahnenmasten. Er trägt eine blaue Jacke und eine rote Mütze. Jeans."
"Danke Niall." Sprach Harry und rannte los.

Irgendwo hier müsste er doch sein. Aber warum? Von hier aus käme er nie unbemerkt nach Frankreich rüber. Und wo war Luke hin und wieso hatte Harry das Gefühl, dass Lou darauf spekulierte, dass genau er ihn wieder einsammeln würde? Als sei er ein entlaufener Hund?

Die Gedanken schossen durch Harrys Kopf und er betrachtete die Bilder der Überwachungskamera, die Niall ihm aufs Handy geschickt hatte. Er fand ebenjene Kamera dadurch Recht schnell und tatsächlich: direkt an der Hafenkante stand Lou.

Sofort setzte Harry sich in Bewegung. Er sah, wie dieser etwas ins Meer warf, nachdem er damit herum gefentert hatte. Er stand noch vier Meter von Lou-Lou entfernt, als dieser plötzlich einfach zum Sprechen ansetzte.

"Du hast lange gebraucht.", Kams von ihm, ohne dass er Harry doch hatte sehen können.
"Du hast echt Nerven. Hände auf den Rücken."
"Ich komme auch so mit..."
"Ach, wie nett. Genug frische Luft gehabt?!"
"Nein...ich denke das kann man eigentlich gar nicht..."
"Wo ist hot Luke?"
"Weg... Er... Kommt nicht wieder..."
"Was?!"
Lou-Lou sagte nichts aber drehte sich herum.

Harry sah deutlich, dass der Kleinere geweint hatte.
"Ist hot Luke noch am Leben?", Fragte Harry atemlos und sah Lou-Lou starr an.
"In gewisser Weise ja... Aber weg... Gegangen..."
"Wieso bist du dann noch hier?!"
"Luke ist wie Wasser... Er sucht sich seinen Weg. Ich bin wie eine Pflanze. Ich brauche meine tiefen Wurzeln... Ich kann nicht einfach gehen."
"Ach und da hat er dich einfach Mal hiergelassen?"
"Einfach Mal nicht..."
"Ich könnte dich jetzt einfach bei den Kollegen davorn abgeben und fertig. Du bist nicht mein Problem."
"Könntest du... Die Formulierung impliziert schon, dass du es nicht machen wirst..."
"Ihr beide werdet gesucht, weil ihr unter Mordverdacht steht. Du hast Luke ganz offensichtlich geholfen zu verschwinden. Was meinst du wohl, wie sich das macht und was mit dir passiert, wenn ich dich da vorn abgebe?"
"Nicht gut für mich?"
"Nein, gar nicht gut für dich."
"Tja, dann sollte ich wohl besser Mal...", Lou-Lou sprach seinen Satz nicht zu Ende aber rannte plötzlich los. Harry starrte ungläubig auf die Stelle, wo Lou eben noch gestanden hatte. War das jetzt dessen ernst? Wegrennen?

Für so kurze Beine konnte Lou verdammt schnell laufen und passte offenbar kein bisschen auf. Er rannte direkt auf zwei Polizisten zu.
Dennoch konnte Harry ihm den Weg abschneiden und bekam ihn einen Augenblick später am Kragen zu packen. Nur ein Stück von den uniformierten Kollegen entfernt, die sie nun interessiert musterten.

"Halt jetzt einfach die Klappe. Entweder die nehmen dich mit oder ich. Nur ein Wort und ich bin es nicht.", Zischte Harry und führte Louis an dessen Schulter zu seinem Auto, was der sich plötzlich gänzlich ohne Widerstand gefallen ließ. Seine Kollegen wandten sich wieder ihren Gespräch zu.
Harry hasste alles daran. Mal wieder hatte er das Gefühl genau das zu tun, was Lou wollte. Wieder nach dessen Regeln zu spielen und nur ein winziges kleines Zahnrädchen in dessen durchtriebenem Spiel zu sein.

Lou-Lou schwieg einfach mit neutralem Gesichtsausdruck.

-

"Wo sind wir hier?", Fragte Lou leicht ängstlich. Harry war mit ihm erst Richtung London gefahren, aber dann, statt in die Stadt zu fahren kurz vorher in einen Wald abgebogen.

"Ach? Du kannst ja doch noch reden."
Lou verschränkte schnaubend die Arme vor der Brust.
"Dann eben nicht.", Kams noch beleidigt von ihm und er schwieg wieder.

Am Ende standen sie vor einer Hütte. Louis konnte in einiger Entfernung noch weitere ausmachen. Es wurde aber bereits dunkel, weshalb sich weitere visuelle Eindrücke schwierig gestalteten.

"Mitkommen.", Zischte Harry und zog Lou-Lou aus seinem Auto.
"Was machen wir hier?", Fragte der und versuchte mühsam Schritt zu halten.

"Reden. Du wirst mir meine Fragen beantworten. Alle und ehrlich und danach überlege ich, ob ich dich meinen Kollegen übergebe und dich dann los bin.", Zischte Harry.
Louis schnaubte nur sauer, ließ sich aber auch weiterhin mit ziehen.

"Was soll das?!"
"Du bist abgehauen, hast mich wie einen Idioten dastehen lassen und ich habe keinen Nerv mehr auf deine Spiele. Leb damit."
"Mach mich los. Bitte."
"Nein. Die Kette ist lang genug. Du kommst innerhalb der Hütte überall hin. Aber nicht weiter.", Kams absolut verstimmt von Harry. Er war so unendlich sauer und wusste zeitgleich selbst nicht so genau warum eigentlich jetzt gerade. Er wusste nur eins: er würde dafür sorgen, dass Lou nicht noch einmal stiften ging. Die Kette an der früher einmal ihr Hund gelegen hatte, nachdem er den Nachbarn Rippchen vom Grill geklaut hatte, leistete immerhin gute Hilfe dabei.

Louis sah nur gekränkt auf sein Fußgelenk, an dem Harry ihn angekettet hatte. Keine Frage: ohne Harrys Hilfe käme er hier nicht weg und der war gerade wohl nicht so ganz gut auf ihn zu sprechen.

"Also... Ich erkläre dir, wie das hier jetzt läuft: ich Stelle dir Fragen und es ist mir scheißegal, ob sie schlau oder dumm oder sonst was sind. Du wirst sie mir beantworten. Ehrlich und ausführlich. Das ist das Einzige, was zwischen dir und der Untersuchungshaft steht, klar?!"
"Ja... Aber bitte mach mich los. Bitte."
"Nein. Und sollte ich merken, dass du irgendwelche krummen Touren versuchst, werde ich dich direkt am Bett festbinden, klar?!"
Lou-Lou nickte nur und sah zu Boden.

Harry drängte sein unterschwelliges Mitleid weiter zurück. Er brauchte Antworten und der Kuschelkurs hatte nie etwas gebracht. Er würde seinen Job allein für ihrer beider Anwesenheit hier verlieren. Er sollte Preskot und Niall anrufen. Aber was Ersterem sagen? Es gab schlicht keinen vernünftigen Grund sich mit dem Gesuchten hier aufzuhalten. Und doch... Harry sah Lou-Lou an. Es gab wenigstens tausend Gründe. Nur keiner davon war rational oder sonst irgendwie zu legitimieren.

Hu, da kracht es ein bisschen. Na? Was für Fragen hättet ihr so an Lou? Würde mich ja Mal sehr interessieren.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt