Kapitel 23 - Misstrauisch?

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Irgendwie entwickelten Louis und Harry eine seltsame Form der Koexistenz, die Niall sehr interessant fand. Sie lebten irgendwie sehr eng miteinander, aber dann auch wieder überhaupt nicht. Harry wusste inzwischen, wann Arthur, der Blumenverkäufer, Geburtstag hatte, dass er drei entzückende Enkel hatte über deren Besuche er sich genau so sehr freute, wie über ihre Verabschiedungen und so weiter. Arthur mochte lieber Latte Macchiato als Tee. Und das als Brite.

Hyazinthen und Krokusse hatte er Lou-Lou in Zwiebelform gebracht. Dazu kamen ein Veilchen, eine Nelke und ein ganzer Enzian. Nicht zu vergessen eine Linde. Und ja, eine Line war ein Baum und der Enzian zumindest Mal ein Bäumchen.
Innerhalb von knapp drei Wochen hatte sich der Bestand an Grünzeug in Harrys Haus also exponentiell gesteigert. Inzwischen hatte der Hauseigentümer Mal alles, was nicht aussah, als würde es zwangsweise drinnen sein wollen zu Freigängern erklärt und rausgeschmissen. In den Garten.

Irgendwie hatte er gedacht, Lou-Lou würde ausrasten, wenn er es bemerken würde. Aber dem war nicht so. Der lächelte nur nachsichtig und ließ Harry einfach machen. Der arrangierte das Zeug mehrfach neu. Bis alles einigermaßen so aussah, als würde es zumindest nicht sofort eingehen.

Sie spielten Scrabble, als Harrys Handy klingelte.
"Es ist Niall. Da muss ich dran gehen."
"Mach ruhig. Mehr Punkte als mit Quygelz kannst du eh nicht kriegen."
"Das ist kein Wort. Zum letzten Mal, Lou. Das ist kein Wort.", Brummte Harry und ging zum Telefonieren auf die Terrasse.

"Styles?"
"Hey. Ähm... Bist du allein?"
"Ich bin auf der Terrasse und er im Wohnzimmer. Wieso? Was ist los?"
"Ähm .. Hot Luke ist abgetaucht. Er kommt nicht mehr zu den Kontrollterminen und ist nicht mehr erreichbar. Thrombey hat ihn vor einer Stunde zur Fahndung ausgeschrieben."
"Interessant... Sonst noch was?"
"Ja. Die versuchte Entführung von dem Typen, der am Tag der Kamerainstallationen ohne Schuhe ins Queerys kam?"
"Ja. Tristan Moore."
"Genau der. Ähm. Es war offensichtlich sein älterer Bruder mit einem Kumpel. Sie wollten Tristan so ängstigen, damit der sich eher seinem Geschlecht entsprechend kleidet. Sie haben es bewusst aussehen lassen wie unseren Serientäter."
"Was sind das denn für Gestalten?"
"Ich hab eben dabei gesessen, als Eleanor mit dem Tristan gesprochen hat. Er sagte, dass seine Eltern mit seiner Art zu leben überhaupt kein Problem haben. Aber sein Bruder eben schon..."
"Tristan ist Anfang 30... sieht er seinen Bruder regelmäßig?"
"Nein. Gar nicht. Zu Familienfeiern geht der Bruder nur, wenn Tristan nicht da ist."
"Na wow... Was passiert jetzt mit denen?"
"Sind gegen Kaution frei unterwegs."
"Okay... Nochmal zu Hot Luke: Gab's irgendwas Komisches beim letzten Gespräch."
"Nein. Angeblich hat er sich ganz normal gemeldet. Er hat gemeckert, dass er sich melden muss, aber das hat er wohl immer..."
"Im Gespräch irgendwas?"
"Nein. Nichts. Es ist, als wäre er einfach vom Erdboden verschluckt."
"Hm..."
"Okay: wir sagen Lou erstmal nichts. Verquatsch dich nicht. Ich spreche mit ihm nochmal allgemein über Hot Luke."
"Okay. Ich komme dann nach Feierabend."
"Sehr gut. Bis dann, Niall."

"Na? Hast du deine Geliebte vertrösten können?", Fragte Lou-Lou, als Harry wieder rein kam.
"Ich hab keine Geliebte. Niall kommt nachher."
"Oh, gibt's was neues? Sonst ruft er nicht an."
"Nein, alles in Ordnung. Es ging um was anderes."
Lou-Lou nickte verstehend und Harry wusste sofort: der glaubte ihm kein einziges Wort.

Lou-Lou verhielt sich ganz normal. Hätte Harry nicht direkt bei dem verstehnden Nicken gedacht, dass der ihm nicht glaubte, würde er nichts bemerken. Lou-Lou machte seine Späße, triezte ihn und entzog sich dann wieder. Einen Schritt vor und zwei zurück. So ging es zwischen ihnen hin und her. Immer.

"Hey Niall.", grüßte Lou-Lou fröhlich, als der eine Stunde später wie verabredet vorbei kam.
"Hey. Schau. Ich hab die Mütze fertig.", Freute sich Niall und hielt Lou-Lou ein Ding hin, dass Harry im Leben nicht in die Nähe seines Kopfes lassen würde.

"Oh wow! Cool. Sogar mit Zopfmuster. Ich bin beeindruckt.", Staunte Lou-Lou.
Wie machte der das? Harry war fasziniert, aber auch ein bisschen verstört. Er glaubte fest daran: Lou-Lou wusste, dass die beiden Polizisten etwas verheimlichten. Aber er wirkte kein Stück misstrauisch oder sonst irgendwie wachsamer als sonst. Es war, als sei alles ganz normal.

"Die Übergänge muss ich nochmal üben. Die sehen noch komisch aus..."
"Du hättest einfach noch etwas mehr straffen können. Aber sonst ist alles richtig."
"Oh wie cool. Ich finde das Ding trotzdem hässlich. Ich meine... es ist orange. Ich schenke es meiner Mutter. Mütter freuen sich über Selbstgemachtes. Egal wie hässlich das ist."
"Das ist nicht selbstverständlich. Aber es ist unglaublich schön, dass du das denkst. Deine Mutter hat einen guten Job gemacht.", Murmelte Lou-Lou und wandte den Blick ab.

Niall starrte ihm mit offenem Mund an. Harry auch.
"Das war... also ich... wirklich: das war keine Absicht...", Murmelte Niall völlig unwohl.
"Es ist alles gut. Ich gehe mich Mal kurz frisch machen.", Murmelte Lou-Lou und eilte die Stufen hinauf, ohne irgendjemanden anzusehen.

Schuldbewusst sah Niall zu Harry.
"Ich wollte das wirklich nicht."
"Alles gut. Das weiß ich und das weiß auch Lou. Ich wusste außerdem auch nicht, dass das ein schwieriges Thema ist... mach dir keinen Kopf. Das hätte mir ganz genau so passieren können..."
"Ich... Äh.."
"Ist schon gut, Niall. Er kommt bestimmt gleich wieder runter und alles ist gut."
Es war erschreckend, wie sicher Harry sich war, dass es genau so laufen würde.

-

Lou-Lou hörte noch, wie Harry mit Niall sprach. Es tat ihm unglaublich Leid, dass er Niall ein schlechtes Gewissen verpasst hatte. Aber wenn einem etwas peinlich war, fragte man nicht nach, warum die andere Person ging. Und er hatte schnell gehen müssen. Er musste immerhin Harrys Erwartungen entsprechen. Daher hatte er den Treffer einfach versenkt. Aber nun hatte er ein schlechtes Gewissen gegenüber Niall. Dennoch musste er sich jetzt zusammennehmen.

Zielgerichtet griff er zwischen die Pullis und zog das Mobiltelefon hervor. Noch einmal atmete er tief durch.

Louis:
Etwas geht vor sich. Aber ich weiß nicht was. Sie sagen mir nichts, beäugen mich aber.

Nervös tigerte er durch sein Zimmer, bis er die Antwort las. Sie bestand aus nur einem Wort:
Lauf!

Oh oh. Was nun?
Ideen?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^






Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt