Kapitel 48 - Was man verdient

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"Du hast dich gemeldet um Hilfe zu holen... Und dann tauchst du ewig nicht auf... Weil du angeblich im Graben gelegen hast..."
"Was heißt hier angeblich?"
"Nialls Reifen... Thrombey ist Harry gefolgt. Der hätte nicht erstmal noch angehalten, nur um da Reifen durchzustechen. Nein. Das warst du. Und warum? Und vor allem wann? Auf dem Hinweg warst du mit Preskot im Wagen. Ich denke nicht, dass der extra angehalten hätte, damit du da herum pieken kannst. Also hast du es gemacht, als du angeblich Hilfe holen wolltest. Du warst also so gut wie aus dem Wald raus. Die Frage ist, warum dir das wohl so wichtig war?"
"Ich kann dir nicht folgen."
"Würde ich an deiner Stelle auch sagen. Aber gut... Ich erkläre es dir. Nicht nur ich sollte sterben. Sondern auch Thrombey selbst. Er ist dir lästig geworden. Du konntest ihn nicht mehr richtig kontrollieren und er wurde zum Sicherheitsrisiko. Er hat Harry erzählt, dass er froh war Luke los zu sein. Er hatte keine Lust mehr auf euer kleines Projekt. Dein Plan war es, das Ganze an dem Abend enden zu lassen. Dafür warst du Morgens im Wald. Ich hab lange überlegt, woher du wohl wusstest, wo wir sind. Aber dann habe ich vorhin zufällig erfahren, dass du nicht im Dienst warst, als ich und Harry das erste Mal in der Hütte waren. Preskot hat damals wahrscheinlich Mal schlafen müssen? Du bist uns von Dover aus in den Wald gefolgt. Daher brauchtest du jetzt nur eins und eins zusammen zählen."
"Und was Bitte, hätte ich Morgens im Wald tun sollen?"
"Das einzige, was du nicht Thrombey auftragen könntest: Vorkehrungen treffen für sein eigenes Ableben. Ich schätze im Wald hing eine Schlaufe umgeben mit Bildern von mir oder sowas. Für die Polizei hätte es nach Suizid aussehen sollen. Begangen aus der Verzweiflung über den Mord von mir."
"Süße Idee. Weiter?"
"Du musstest Thrombey in den Wald bekommen. Der wäre aber zu doof um Niall zu folgen. Also musste Harry Thrombey abholen kommen. Dir war aber natürlich klar, dass Harry mich nicht allein lässt... Außer Preskot verlangte nach ihm. Du bist in dessen Büro, hast das Handy genommen und Harry einbestellt."
"Und dann?"
"Thrombey ist Harry auf der Wache, wie geplant, begegnet und folgte ihm. Alle Akteure waren da, wo sie sein sollten. Ohne, dass du sonderlich aktiv werden musstest."
"Klingt gut. Was habe ich dann gemacht?"
"Du warst auf der Wache und hast deinen Dienst gemacht. Am nächsten Tag, wenn das Störsignal vorbei gewesen wäre, hättest du auf Thrombeys verzweifelten Anruf gewartet, weil ich in den Blumen gelegen hätte, oder auf Harrys, weil Thrombey tot wäre. Beides wäre dir Recht gewesen. Falls es Thrombeys Anruf gewesen wäre, hättest du ihn zum vorbeireiteten Ort geführt. Bei Harrys Anruf hättest du die Sachen einsammeln müssen."
"Und dann?"
"Dann haben wir zu schnell geschaltet und Harry schaffte es, unmittelbar vorm Störsignal einem Notruf abzusetzen. Und plötzlich hing deine schöne kleine Planerei am seidenen Faden. Du konntest Thrombey nicht mehr erreichen. Also hast du die Chance ergriffen mit in den Wald zu fahren. Und dann kamst du an und alle waren lebendig. Du musstest deine eigenen Spuren verwischen. Also hast du die erste Gelegenheit genutzt um den Kram einzusammeln, indem du dich angeboten hast, Hilfe zu holen. Dafür war es aber entscheidend, dass du Zeit hast. Deshalb hast du Nialls Reifen durchgestochen. Nur wie deinen Kram los werden? Es hat geschüttet. Du konntest nichts verbrennen. Du wurdest am nächsten Tag von einer Streife im Wald aufgegabelt. Natürlich ohne Fotos. Danach konntest du nicht mehr ungesehen dorthin. Sie sind also noch da. Alles was die Polizei tun muss, ist diese Bilder zu finden... Und rate Mal, was jetzt gerade in dem Wald passiert? Kleiner Spoiler: ich habe dazu geraten, den See zu durchkämmen."
"Und hälst dich für so schlau... dabei warst du so unglaublich naiv und überheblich, hier allein her zu kommen.", Kams hasserfüllt von Eleanor.
"Ich sehe das dann Mal als Bestätigung meiner kleinen hypothetischen Geschichte?"
"Das spielt keine Rolle mehr."
"Ach? Wieso? Du wirst dein Ziel nie erreichen."
"Ich könnte dich immernoch töten."
"Ja, könntest du.... aber dein Ziel wirst du nie erreichen."
"Welches Ziel?"
"Du willst Angst verbreiten. Du willst Menschen in ein Schema pressen und sie in Kategorien schieben. Aber weißt du? Die Welt ist bunt. Und es wird hoffentlich immer mutige Menschen geben, die bereit sind, sie noch bunter zu machen."
"Redest du jetzt von diesen Regenbogenfahnen?!"
"Ich rede von allem. Nicht nur der sexuellen Orientierung oder Identität. Wann immer ein Mensch zu sich steht, wird die Welt bunter. Wann immer wir in einer Minderheit Mut haben oder in der Mehrheit Toleranz. Je bunter wir sind, desto mehr lernen wir, dass fremd kein Wort für feindlich ist. Wir müssen nicht alle einer Meinung sein. Es reicht, zu akzeptieren, dass jeder eine Meinung haben darf."
"Du hältst dich für perfekt, aber-"
"Oh nein. Halte ich mich nicht. Und ich arbeite auch nicht daran. Ich bin ich. Ich habe sehr lange gebraucht, um mich zu finden. Aber... Ich habs geschafft. Meine Macken gehören zu mir und gerade Leute wie du zeigen mir eher, wie wertvoll ich bin."
"Pfft... Du veränderst die Welt nicht. Du und dein...Anderssein! Es wird niemals Normal sein."
"Ein Gänseblümchen kann es durch den Asphalt schaffen. Also erzähl nichts davon, was möglich ist und was nicht.", Lächelte Louis.
"Du hast noch nicht erzählt, warum es mir um dich ging."
"Tat es ja auch nicht. Ich habe dich aufgeregt. Vielleicht deswegen ein bisschen. Aber... Opfer von Vergewaltigungen haben oft danach den Drang sich äußerliche zu verändern. Von außen sieht es aus, als würden sie die Schuld bei sich suchen, wenn sie sich die Haare abschneiden, ihren Kleidungsstil ändern oder so. Frei nach dem Motto: mir wäre nichts passiert, wenn das und das anders gewesen wäre... Aber... Es ist ihr Wunsch nach ein bisschen Kontrolle. Nach der Ohnmacht wollen sie durch ihr eigenes Verhalten aktiv gestalten und ein bisschen Macht über sich zurück. Nur... Sie tragen keine Schuld. Sie hatten keinen Einfluss. Es lag nicht an der Frisur, oder dem Kleidungsstil oder sonst etwas. Es lag daran, dass genau ihnen dieser widerwärtige Mensch begegnet ist. Und genau so ist es mit mir und dir."
"Irgendwann wird jemand kommen und dir geben, was du verdienst.", Zischte Eleanor.
"Ja... Ich habe ihn gefunden. Dank dir. Ich hätte nicht erwartet, etwas so tolles zu verdienen.", Lächelte Louis.

Tja, da ist wohl schon längst jemand, der Louis gibt, was er verdient. Nur eben vielleicht nicht ganz so, wie Eleanor das meinte.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt