Kapitel 39 - Falling

2.1K 271 40
                                    

"Wie lange  bleiben wir jetzt hier?"
"So lange, wie es eben nötig ist. Ganz einfach."
"Das ist ja überhaupt nicht gruselig..."
"Was? Nachts im Wald?"
"Nachts im Wald ohne Handy."
"Ich habe dir erklärt, dass das sicherer ist."
"Ganz ehrlich: in Horrorfilmen gibt's nur eine Steigerung. Wir sollten uns trennen. Ehrlich Mal. Da hockt selbst der Bösewicht in der Ecke und haut sich vorn Kopf."
"Wenn du Angst hast, solltest du wohl besser von was anderem reden."
"I like the flowers
I like the daffodils
I like the mountains
I like the rolling hills
I like the fireside
When the lights are low
Boom de-ahh-da
Boom de-ahh-da
Boom de-ahh-da
Boom de-ahh-da-"
"Wieso singst du?!"
"Wenn man Angst hat, muss man singen. Weil das Hirn nicht singen und Angst haben gleichzeitig kann."
"Ich dachte du wärst jetzt einfach mutig. Nicht, dass du anfängst zu singen..."
"Mark Twain hat gesagt: Mut ist Widerstand gegen Angst und Bewältigung von Angst. Aber nicht Abwesenheit von Angst. Also ist singen mutig."
"Toll, jetzt kriege ich auch Angst... Vor dir..."
"Nein. Er hat Recht. Nur angesichts deiner Angst kannst du mutig sein. Ansonsten erübrigt sich das."
"Jaja.", Brummte Harry und war heilfroh, als er endlich die Hütte vor ihnen aufragen sah.

Lou war sichtbar überfordert gewesen, als Harry ihn in einer Nacht und Nebelaktion quasi aus seinem eigenen Haus entführte. Sie verließen das Grundstück durch den Garten und zeitgleich tauchten zwei Typen auf. Einer mit einem weit ausgestellten Rock. Die Lockvögel. So war es mit Preskot besprochen worden. Damit das Auto weit weg stand waren sie nun die ganze Nacht durch den Wald gewandert. Der Vollmond hatte zumindest Licht gespendet und nun sahen sie bereits den rötlichen Sonnenaufgang.

"Du bist genervt von mir...", Kams grinsend von Lou.
"Ja. Du redest. Immer. Du hast immer zig Argumente im Kopf."
"Ja, aber es ist doch auch feige, sich einfach zu distanzieren und den anderen zu ignorieren, statt Mal offen und ehrlich zu reden."
"Ja, aber ich hab auch keine Lust ewig mit Idioten zu diskutieren. Bevor du dich aufregst: du warst nicht gemeint."
"Aber wenn die, die es besser wissen alle schweigen... Sind die dann nicht die dummen? Und dann sind im Endeffekt alle dumm?"
"Ähm.. ich habe dich gerade explizit davon ausgenommen, dass du ein Idiot bist, nur um dann als dumm bezeichnet zu werden?"
"Ja."
Harry schwieg und schloss die Hütte auf.

"Bist du jetzt sauer?"
"Ja."
"Oh, ich wollte deine Gefühle nicht verletzen. Ich hab gedacht, du wüsstest das."
"Was?"
"Dass du dumm bist."
"Ich bin nur so dumm, wie ich dich glauben lasse."
"Uuuuh. Genau. Du machst das richtig. Immer positiv denken. Sonst klappt das mit dem enttäuschen nicht so gut.", Grinste Lou und setzte sich aufs Bett. Er zog sich einfach den Pulli über den Kopf.

Harry erwiderte nichts.
"Bist du jetzt so sauer, dass du frische Luft schnappen musst?"
"Nein. Nur weil ich sauer bin, heißt das nicht, dass ich dich nicht mehr beschütze."
"Aber wenn ich-"
"Ich schwanke die ganze Zeit zwischen küssen und knebeln...", Sprach Harry dann plötzlich überlegend und beobachtete, wie Lou ihn groß ansah. Aber scheinbar tatsächlich für einen Moment sprachlos war.

Harry ging auf ihn zu. Ließ ihn nicht aus den Augen.
"Äh... Ich hätte da einen Favoriten...", Kams von Lou gehaucht.

"Ach? Hast du das?", Fragte Harry und fesselte Lous Fuß wieder. Der hatte die Handschellen in Harrys Hand gesehen und hielt ihm das entsprechende Gelenk nun sogar bereitwillig vor die Nase und nahm das Bein wieder herunter, als Harry fertig war.

Harry zeigte, dass er auch die Krawatte als potentiellen Knebel dabei hatte und lehnte sich über Lou. Hielt die Krawatte mit beiden Händen, als wolle er sie als Knebel benutzen.

Lou nahm beide Hände hoch und legte sie so an die Krawatte, dass Harry sie direkt um seine Gelenke schlingen konnte.

Keiner der beiden unterbrach den Augenkontakt, als Harry die Krawatte um die Handgelenke herum verknotete.

Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt