Lou-Lou

Kapitel 22 - Geduld und Vergessen

"Guten Tag. Ich brauche eine Seerose."
"Sehr gern. Wie groß ist denn ihr Teich?"
"Das ist eine sehr gute Frage..."
"Ähm... Ich zeige Ihnen Mal unsere Auswahl."
Harry hatte Niall bei Lou-Lou gelassen, während er heute nasses Gestrüpp kaufen ging. Würde Lou-Lou nicht festlegen, welche Blume er haben wollte, könnte er sich die Dinger auch einfach haufenweise in den Garten stellen. Der Verkäufer hielt ihn wahrscheinlich inzwischen für eine völlig komische Gestalt. Irgendwie schien der aber auch immer nur auf Harry zu warten. Noch nie war er von wem anderes bedient worden.

"Darf ich raten?", Fragte der Mann dann plötzlich.
"Äh....ja?"
"Sie haben von Blumen keine Ahnung."
"Sehr richtig."
"Sie haben keinen Teich?"
"Nein."
"Okay.", Murmelte der Typ und eilte davon.
Okay? Kamen hier öfter Leute vorbei und wollten Teichblumen für ihren nicht vorhandenen Teich?

"So. Bitteschön. Sie sollten vielleicht einfach Mal nachdenken, bevor sie reden?", Fragte der Mann und legte ein runzliges kleines Ding auf den Tresen.

"Äh... Was ist das?"
"Eine afrikanische Zwergseerose. Die kleinste verfügbare Seerose der Welt. Für die reicht ein Wasserglas."
"Oh, krass.... äh, sie sieht nicht sehr... Opulent aus..."
"Ihr Angebeteter muss viel Geduld mit Ihnen haben.", Seufzte der Mann.

"Äh... Angebeteter?"
"Gott, muss der viel Geduld haben!", Meinte der Mann theatralisch und riss die Arme, wie zum Gebet nach oben. Komischer Vogel.

"Was meinen Sie damit?"
"Moment.", Meinte er dann und ließ Harry mit der runzligen kleinen Kugel allein. Welch komisches Ding für eine Seerose. Es war trocken.

"Oh ja, die sieht schön aus.", Freute sich Harry, als der Verkäufer mit einem Topf ankam, in dem eine blaue Blume steckte. Der verdrehte nur die Augen und rechnete ab.

"Wie heißen Sie?", Fragte Harry als er dem Herrn das Geld gab.
"Arthur."
"Hey Arthur. Ich bin Harry. Äh... Ich fürchte, wir sehen uns noch öfter."
"Davon ist wohl auszugehen."
"Mach's gut."
Arthur nickte nur gutmütig.

-

"Bin wieder da.", Rief Harry, sobald er das Haus betreten hatte.
Er staunte nicht schlecht, als er ins Wohnzimmer kam. Niall hockte mit Stricknadeln auf dem Sofa, während Louis ihm ganz offensichtlich erklärte, was er machen sollte.

"Äh?"
"Man sollte öfter Mal was neues lernen. Das erfrischt den Kopf.", Erklärte Louis und kam dann auf Harry zu.
Der legte ihm als erstes die runzlige Knolle in die Hand. Irgendwie erwartete er jetzt Enttäuschung in Lou-Lous Gesicht zu sehen. Aber der lächelte glücklich das Ding an.

"Äh... Also es ist eine afrikanische-"
"Zwergseerose.", Lächelte Lou-Lou und strich über die Kugel.
"Ähm.. mehr wolltest du echt nicht?"
"Nein. Wozu?"
"Äh... Ich hab noch was mitgebracht."
"Was denn?"
"Das hier.", Grinste Harry und zog den Topf hinter seinem Rücken hervor.
Louis lachte. Er grinste nicht. Er lachte.

"Was ist?", Fragte Harry verwirrt.
"Nichts. Eine sehr gute Wahl.", Lachte Louis und nahm Harry den Topf ab.
"Äh... Was ist denn das?"
"Rittersporn.", Grinste Lou-Lou und nahm den Topf an sich.

Anschließend holte er ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Wasser und ließ die Kugel hinein gleiten. Einen Augenblick beobachtete er sie, dann nahm er das Glas und stellte es auf die Fensterbank im Wohnzimmer.

-

"Wie lange bleib ich eigentlich hier? Ich meine, wenn ihr den Killer nicht kriegt ..?", Fragte Lou-Lou Abends auf dem Sofa. Er saß mit Harry an dessen Tablet. Er brauchte nun nicht mehr nur Wolle, sondern auch mehr Stricknadeln. Seine hatte Niall eiskalt mitgenommen.

"Wir kriegen ihn."
"Jaja. Fragt sich nur wann. Ich meine... Ich störe dich doch. Du kannst niemanden mitbringen."
"Könnte ich schon. Ich musste nur erst sichergehen, dass dein Kissen im Gästezimmer liegt."
"Ja, aber du kannst Grad nicht ins Kino oder Essen gehen oder so."
"Ist halt so."
"Okay...", Murmelte Lou-Lou und vertiefte sich Strickmuster und Wolle.

Harry sah mit. Es interessierte ihn kein Stück. Aber er wollte sichergehen, dass Lou-Lou nichts anderes tat.

"Magst du hot Luke?"
"Ernsthaft? Was hast du mit dem? Würde Luke was passieren, wärst du mein Hauptverdächtiger.", Brummte Lou-Lou desinteressiert.
"Eine einfache Frage..."
"Ich... Keine Ahnung. Mag ich ihn? Ich wünsche ihm, dass er glücklich wird. Also schätze ich Mal, ja."
"Hattest du schon Mal Angst vor ihm?"
"Ja."
"Wann?"
"Keine Ahnung. Immer Mal wieder. Er kann einem eben Angst machen. Noch dazu bin ich ihm körperlich eben nicht gewachsen. Nicht schmeichelhaft für mich, aber realistisch."
"Wie hat er dir Angst gemacht?"
"Keine Ahnung. Mit dem was er sagte, dem was er nicht sagte, dem was er forderte... Lass es einfach. Es bringt dir nichts. Luke ist kein Killer."
"Was macht dich so sicher?"
"Er könnte nicht mehr in der Vergangenheit die Zukunft suchen, wenn ich weg wäre."
"Vielleicht ist das der Grund?"
"Hör auf. Du machst mir Angst."
"Erzähl mir von einer konkreten Situation."
"Nein."
"Warum?"
"Weil ich nicht doof bin. Du wirt ihn, sobald ich was Konkretes sage, festnehmen. Aber du hättest den Falschen. Glaub mir."
"Woher willst du das wissen?"
"Ich weiß es einfach. Ich gehe ins Bett."
"Ähm... Du kannst auch mit zu mir..."
"Ach was? Keine Angst, dass ich dich angrabbeln könnte?"
"Lass das."
"Was?"
"So zu reden."
"Wieso? Zu ehrlich?"
Harry erwiderte nichts, sondern hielt Lou-Lou den Mund zu.

"Immer wenn du so anfängst, läuft's drauf hinaus, dass ich irgendwann was Doofes sage, du mich gießt und ich Blumen kaufen muss."
"Oh schade. Jetzt hast du es gemerkt. Spaßbremse."
"Ich bin kein - Oh du böses Biest. Du machst es schon wieder."
"Ich bin kein Biest."
"Nein. Du bist- okay jetzt reichts. Ich gehe Zähne putzen.", Sprach Harry und rannte mit den Händen auf den Ohren aus dem Wohnzimmer.
Louis ging entspannt hinterher, legte sich aufs Bett im Gästezimmer und wartete einen Augenblick. Dann ging er zum Schrank und sah zwischen der exquisiteren Wäschestücken herum. Natürlich hatte Harry hier nicht richtig hingesehen.

Er griff sich einen Kettenanhänger, der dazwischen versteckt gelegen hatte. Eine Blume in Epoxidharz. Eine einzelne Blüte. Ein Vergiss-mein-nicht.
Nachdenklich strich Louis darüber, bevor er Geklapper aus dem Badezimmer hörte und die Kette wieder verschwinden ließ. Er atmete tief durch und ging dann mit seinem Kissen in Harrys Zimmer.

Tja, da geht er hin. Harry macht sich also Mal ein bisschen mit dem Blumenverkäufer seines Vertrauens bekannt. 😅
Äh... Wenn euch der Stil der Story gefällt, dann würde ich euch ganz dreist gern "Unser Weg" von mir empfehlen wollen.
Joa. Könnte auch die Wartezeit verkürzen, denn ein paar Tage wird's bei mir nichts Neues geben. 😅
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^