Zweiundzwanzig

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- IVANA -

Meine Augen fielen wieder zu.
Izàn erwartete jedoch weitere Anschuldigungen und bittere Wahrheiten, die ich ihm nicht geben würde.

„Das war's?" Seine tiefe Stimme, die ich seit Tagen nicht gehört hatte, ertönte im großen Raum, in welchem ich ständig vor mich hin tagträume. Denn Izàn nahm mir das einzige, was diese Träume wahr gemacht hätte.

Ivana", zischte er ungeduldig.

Auf eine verkorkste Art und Weise liebte ich es, mit wie viel Passion er meinen Namen aussprach, weil er ihn sonst immer so völlig ohne jegliche Emotion sagte. An diesem Abend aber steckte da mehr dahinter.

„Beleidig' mich. Sag, dass du denkst, dass ich der schlimmste Bastard dieser Welt bin. Trau' dich. Ignorier' mich nicht"

Beeindruckend war es, dass meine Stille die Wut in Izàns Stimme auslöste, während er mich beinahe anflehte zu sprechen.

Du hast es nicht verdient, wollte ich ihm antworten, doch um ihn selbst darauf kommen zu lassen, antwortete ich überhaupt nichts.

„Gut. Verwelke hier vor sich hin. Keiner hält dich davon ab. Aber glaube mir, die Hochzeit wird stattfinden"

Seine dunkle Stimme war beladen mit einer unfassbar starken Sicherheit. Sie war bestimmt mich zu warnen, mir zu drohen. Es war als ob er mir erlaubte noch einige Tage zu trauern, aber sobald er es entschied musste ich mich zusammenreißen und lächeln.

Für seine Show. Für seine Familie. Für die ganze Unterwelt, die ihre Augen auf mich und Bené legten. Auf unsere Hochzeit.

Mein Plan; er war gescheitert. Bené wird in mir keine gute Ehefrau finden. Er wird jeden Tag zu Izàn rennen müssen, um zu fragen, ob er mich gegen eine andere Gefangene eintauschen kann.

Izàn werde ich nie wieder sehen.
Das war's. Egal, was da überhaupt war, es nahm ein Ende. Ich konnte diese Bindung zwischen ihm und mir nicht benennen, nicht erklären und ich würde mich auf ewig dafür schämen, mich für den Mann zu interessieren, den ich ewige Jahre für seine Taten verflucht und gehasst hatte.

Es immernoch tue. Nur sind zu den ehemaligen Taten noch weitere - viel persönlichere, dunklere- Taten dazugekommen.

Eine weitere Woche verging und als ich eine Bedienstete fragte, wann die Hochzeit denn stattfinden würde, zuckte sie nur mit den Schultern.

„Der Boss spricht die letzten Tage mit niemandem außer Pablo. Deshalb weiß ich leider über nichts Bescheid", fuhr sie fort bevor sie die Tür schloss, die mich vom Trudel des Hauses abschottete.

Dieser Pablo- er musste bedeutsam sein. Von hoher Stellung. Jedesmal wenn ich Izàn bei Familientreffen sah, stand Pablo meistens in seiner Nähe. Wie ein Schutzschild. Er war der Mann, der meine Mutter von mir gezogen hatte vor zwei Wochen.

Es wartete etwas Furchtbares auf mich. Ein Ereignis, was mich erwecken sollte.

Noch am selben Abend, nachdem ich die Bedienstete fragte, wurde ich in den Kellner einer anderen Anlage der Belluccis gebracht. Verschleppt. Eine Augenbinde hatte man mir angelegt, mir die Hände verbunden, als ob ich ein Gefangener im Knast wäre.

IZANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt