Neunundreißig

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IVANA

Tödliche Stille füllte den zuvor warmen Raum. Izán schwieg. Und seine eisernen Augen wanderten über mein Gesicht, wie ein scharfes Messer. Keine Emotion ließ er durch die Oberfläche seines schönen Gesichts frei.

Es sind nun zwei Monate vergangen seit ich meine Mutter das letzte Mal gesehen habe. Dass sie in Kuba angekommen ist, habe ich durch einen älteren Herrn, der am Hafen arbeitet, bestätigen lassen, in dem ich im "Namen der Belluccis" nach Informationen über Ankünfte gefragt hatte.

Izán hat sich bis heute nicht dafür entschuldigt mich von meiner Mutter nicht nur zu lösen, sondern zu reißen.

"Wo meine Mutter ist, habe ich dich gefragt, Bellucci" Izán ballte die Hände zu Fäusten, doch das war die einzige Reaktion, die er mir zeigte.

Ich lächelte. Er wollte es nicht auf diese Weise, also wird er diesen Moment anders in Erinnerung behalten müssen.

"Du wirst sie nicht finden" Mehr sagte er nicht.

Ich sah ihn an. Diesen gefährlichen Mann, der mir alles genommen hatte und dessen Aufmerksamkeit mich angezogen hatte, wie ein wildes Raubtier sich von der schwachen Beute angezogen fühlt.

Und plötzlich wurde ich von der schönen Kommissarin zur Amazone.

Zur blutrünstigen Tochter.

"Die fünf Familien", begann ich und schwang ein Bein über das andere, bevor ich mich im Stuhl zurücklehnte. Izán ließ sich nichts von der Spannung im Raum anmerken.

"Bonanno, Colombo, Gambino, Genovese, Lucchese."

Izán verzog keine Miene.

"Sie haben mich kontaktiert"

Keine Reaktion. Es war als würde es ihn nicht interessieren, dass mich die amerikanische Costa-Nostra kontaktiert hat. Die italienischen Könige, direkt aus New York City.

"Sie ist schön, weißt du das?" Ich sah gähnend auf meine roten Nägel, ehe ich sie anhauchte und auf meinem Rock polierte.

"So so schön"

Izáns Pupillen wurden größer und trotzdem änderte sich nichts am Rest seiner Mimik.

"Die Akte, die ich genau auf der Couch auf der du gerade sitzt, tagelang geschrieben habe und automatisiert in zehn Minuten an Leandro Genovese schicke, wenn du mir nicht sagst, wo sich meine Mutter befindet"

Das Whiskeyglas, welches er in seiner Hand hielt, drohte zu zersplittern. Genau so wie das schwere und feste Band zwischen ihm und mir, welches ich gepackt habe und mit meinen Nägel auseinander riss.

Izán atmete ruhig, denn er glaubte mir nicht.
Er war immer der Beste in allem was er tat. Vor allem im Zerstören. In diesem Bereich, dachte er sich, kann ich ihm keine Konkurrenz sein.

"La matanza in Queens 2018? Ich glaube, die wird ihnen richtig gefallen. Oder doch die Explosion in Brooklyn vor einem Jahr?"

( Das Massaker )

Alles ändert sich in diesem Moment.
Alles.
Bis ins kleinste Detail.
Die komplette Situation, interne sowie externen Faktoren spielten keinen Rolle. Nur meine Worte. Nur seine Reaktion.

IZANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt