„Ihr habt euch also wieder vertragen?", fragte Mor am nächsten Morgen mit vollem Mund.
Ich beugte mich halb über sie und schnappte mir eine Erdbeere.
„Wir hatten Versöhnungssex, danach haben wir den Streit beinahe vergessen", erwiderte ich und schob mir die Beere in den Mund. Ohne Hinzusehen klatschten Cassian und ich uns in der Luft ab. Amren räusperte sich empört. Mor kicherte und schielte in ihre Richtung. "Als würde es gerade dich stören über sowas zu sprechen, Amren", bemerkte sie spitz. „Du siehst hier nämlich von allen am wenigsten untervögelt aus."
Rhysand verschluckte sich an seinem Tee und fing an zu husten. Ich rammte Cassian schnell meinen Ellenbogen in die Seite, damit er sich jeglichen Kommentar verkneift, zu dem er gerade ansetzen wollte. Amren lächelte verschmitzt.
„Allerdings", erwiderte sie bloß und widmete sich wieder ihrem Frühstück, und so wurden wir schnell uninteressant.
Nachdem sie eine High Fae wurde, muss sie nun auch Nahrung zu sich nehmen. Sie tut sich immer noch schwer damit, aber sie hat zumindest eine Vorliebe für Erdbeermarmelade entwickelt. Wobei gerade dieses Lebensmittel am meisten nach Blut aussah.
Ich spürte ein kleines Ziehen an meinem Kopf und sah zu Cassian, der gedankenverloren eine Haarsträhne um seinen Finger wickelte, sie losließ und erneut einwickelte.
Mor drehte sich zu uns um.
„Ich hoffe, du hast ihm vorher ordentlich die Meinung gesagt", sagte sie und warf Cassian einen gutgemeinten, bösen Blick zu. „Illyrien kann auch bis nach dem drohenden Krieg warten."
Ich blinzelte und versuchte ihre Frage zu rekonstruieren, die ich nicht mitbekommen hatte.
„Auch wenn wir uns vertragen haben, heißt das nicht, dass es mir gefällt, dass er so oft in Illyrien ist", sagte ich.
Er hörte auf, mit meinen Haaren zu spielen, und legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Wir werden schon damit klar kommen, mein Herz." Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch dann drehte ich mich zu ihm um.
„Hast du mich gerade mein Herz genannt?", fragte ich erfreut. Röte schoss in seine Wangen und er grinste.
„Das habe ich wohl."
„Bei der großen Mutter, ihr zwei seid so süß, da will man sich am liebsten kopfüber in den Sidra stürzen", seufzte Mor melodramatisch.
Ich verdrehte die Augen, setzte mich aber auf Cassian' Schoß, nachdem er sich am Tisch niedergelassen hatte.
„Elain hat mir verraten, dass du uns heute mit deinen Kochkünsten verwöhnen wirst", erkundigte sich Rhysand.
„Ein einfacher Braten kann man wohl kaum als Kochen bezeichnen", warf Mor grinsend dazwischen.
„Das kann man sehr wohl", entgegnete Cassian beleidigt..
.
.Feyre fragte gerade nach den Geschenken, als ich hereinkam. Rhysand wartete, bis ich es mir neben Cassian gemütlich gemacht habe – die anderen grinsten bereits. Dann schnippte er mit den Fingern und plötzlich lagen jede Menge Schachteln und Tüten, herrlich verpackt und verziert, an den Erkerfenstern. Haufenweise türmten sich die Geschenke, bis Mor vor Vorfreude quitschte. Feyres Augen weiteten sich.
„Alle haben dir vorher ihre Geschenke gegeben?", fragte sie.
„Er ist der Einzige, dem wir vertrauen, dass er nicht nachschaut", erklärte Mor. Feyre sah zu Azriel.
„Ja, sogar er", meinte Amren.
Azriel verzog schuldbewusst das Gesicht. „Meisterspion eben."
„Nachdem Rhys Amren dabei erwischt hat, wie sie ein Geschenk geschüttelt hat, um herauszufinden, was drin ist, haben wir damit angefangen", sagte Mor. Amren schnalzte mit der Zunge. „Aber keiner hatte gemerkt, dass Cassian schon zehn Minuten früher hier unten war und an jedem Geschenk geschnüffelt hat."
Cassian lächelte sie träge an.
"Aber du hast dich erwischen lassen", entgegnete er belustigt.
Feyre wandte sich wieder an Rhysand.
"Und ausgerechnet du bist hier von allen am vertrauenswürdigsten?'
Rhys wirkte beleidigt, als er erwiderte: „Ich bin ein High Lord, liebste Feyre. Ich bin unbestechlich und mein Ehrgefühl wurde mir in die Wiege gelegt."
Mor und ich sahen uns kurz an und prusteten gleichzeitig los. Auch Feyre schien wenig überzeugt zu sein, die ebenfalls lachte.
Obwohl Feyres Geburtstag auf den selben Tag fiel wie die Sonnenwende, stapelten sich die Geschenke auf meinem Haufen am höchsten. Dicht gefolgt von Amrens.
„Ich fange an", verkündete sie und wartete nicht auf eine Antwort.
„Das war ja klar", murmelte Cassian.
Amren griff nach einem Geschenk und riss das schimmernde, blaue Papier auf. Alle anderen versuchten, bei dem Anblick nicht zusammenzucken. Ich hatte Kreaturen gesehen, die weniger wild auf mich losgegangen sind.
Doch Amren, der herrliche Perlenohrringe mit Diamanten in den Händen hielt, drehte sich strahlend zu Azriel um.
„Vielen Dank, Schattensänger", sagte sie und neigte den Kopf. Azriel seinerseits legte nur den Kopf schief.
„Ich bin froh, dass sie deinem strengen Blick bestehen."
Mor zerfetzte das Papier ähnlich begeistert wie Amren, und damit begann das alljährliche Chaos des Geschenkeauspackens. Cassian drängte sich unter dem Einsatz von seinem Ellenbogen an Amren vorbei, die ihn daraufhin warnend anfauchte, doch er ließ sich davon nicht abhalten.
Innerhalb von wenigen Minuten hatte ich vollkommen den Überblick verloren, wer was von wem bekommen hat, und es erleichterte mich zu sehen, dass es Feyre offensichtlich genauso ging.
„Wenn es um Geschenke geht, werden sie zu wilden Tieren", raunte ich ihr zu. Sie kicherte. „Ich glaube, Amren hat Cassian schon gekratzt, weil er zu nah an ihre Schätze gekommen ist."
„Einmal habe ich versucht, sie alle mit einer Sprühflasche zur Geduld zu zwingen. Wie bei einer Katze. Das hat leider nicht funktioniert. Eine dumme Idee, zu denken, dass ein bisschen Wasser sie davon abhalten könnte", seuftze ich mit gespielter Enttäuschung.
Feyre lehnte sich etwas weiter vor, da Mor gerade vor Freude quietschte und ich sie kaum verstanden hätte.
„Vielleicht sollten wir den Gartenschlauch ausprobieren, den Elain eben bekommen hat", erwiderte sie. Ich lachte. Cassian sah kurz in meine Richtung und ein liebevoller Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Ich zwinkerte ihm kurz zu und wandte mich wieder an Feyre.
„Ich mag, wie du denkst", grinste ich.
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Das Reich der Sieben Höfe - Licht Und Krone
FanfictionDies ist der zweite Teil von meiner anderen Fanfiction Das Reich der Sieben Höfe - Licht und Dunkelheit. Und bezieht sich auf das Buch Das Reich der Sieben Höfe - Silberne Flammen von Sarah J. Maas - also der 5. Band der Reihe. Auch wenn der Krieg...