Unter Kontrolle

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Ein winziger Windhauch, war die einzige Vorwarnung, die er bekam. Er riss den Arm hoch und schon schoss ein stechender Schmerz durch seinen Körper. Es war stockdunkel, doch er brauchte kein Licht um sich zu verteidigen. Aber als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er, wer ihn angegriffen hat. Aviana stand über ihm und riss ihr Messer aus seinem Arm und gab einen frustrierten laut von sich. Ihm blieb nicht genug Zeit, um zu analysieren warum sie so anderes Roch, denn im nächsten Moment raste ihre Klinge wieder auf ihn herunter. Er wich aus, in dem er sich auf die andere Seite des Bettes rollte und das Messer zerschnitt im gleichen Moment das Kissen. Dutzende weiße Federn quollen hervor und wirbelten in die Luft. Er verdrängte den Gedanken, dass das sein Kopf hätte sein können und sprang auf der anderen Seite des Bettes auf die Füße. Dann griff er nach einem Dolch, der zwischen Matratze und Lattenrost steckte.
"Wenn du mich töten willst, musst du das nächste Mal auf mein Herz zielen", rief er ihr zu.
Sein Kopf versuchte immer noch herauszufinden warum sie ihn angegriffen hat. Bei jedem anderen Training sind sie nie so weit gegangen, den anderen so schwer zu verletzten. Aber jetzt blutete er auf die weißen Federn und in ihren Augen leuchtete Mordlust. Etwas stimmte nicht.
Ihre Antwort fiel schlicht aus, denn schon flog eine vertraute Klinge auf ihn zu. Er kannte diese gut, denn er war derjenige der sie ihr geschenkt hatte. Aber da das Messer gebogen war, erwischte es ihn, trotz seiner schnellen Reaktion, an seiner Wange und hinterließ einen brennenden schnitt. Das Messer landete hinter ihm scheppernt auf dem Boden und noch bevor das Geräusch vollständig verklugen war, stürzte Aviana sich auf ihn.
Ihre Klingen kreuzten sich und das Geräusch drang ihm bis ins Mark.
"Aviana, was zum...", knurrte er. Doch sie ließ ihm keine freie Sekunde.
Jede ihrer Bewegungen war perfekt und darauf ausgelegt ihn tatsächlich zu töten. Sie griff ihn an, als wäre er aus den tiefen des Kessels geboren worden und stach zu, als wäre er ein verdammter Messerblock.
Seine Verwirrung ließ ihn kaum klar denken, dieser brutale Kampfstil verwendete sie sonst nur ihm Krieg, es war als hätte sie jegliche Zurückhaltung beiseite gelegt.
Seine eigene Zurückhaltung, sie nicht zu verletzten überdachte er sehr schnell, als sie ihm beinahe das Auge ausstach.
Das führte auch dazu, das er sich bewusst wurde, das sie ihm dieses mal vielleicht überlegen war. Aber nur wenn sie auch ihre Magie ungehindert einsetzte.
Eine Salve ihrer Messer flog auf ihn zu. Cassian versuchte seinen Schutzschild aufzubauen, aber seine Trichtersteine erschienen nicht und seine Magie reagierte nicht.
Er fluchte, während er wenig erfolgreich den drehenden Klingen ausweichte und dabei einige Schnittwunden in kaufnehmen musste.
Da er bis auf die Schlafhose nichts anhatte war er die perfekte Zielscheibe.
"Die Klingen sind vergiftet, nicht wahr?", fragte er ohne eine Antwort zu erwarten.
"Nur so viel wie es benötigt, um ein paar deckige Illyrianer auszuschalten", erwiderte sie mit einer fremden Stimme, bei der sämtliche seiner Alarmglocken läuteten.
In der nächsten Sekunde hielt sie ihr Schwert in der Hand und die Klinge aus Sonnenlicht wirbelte durch die Luft. Cassian duckte sich rechtzeitig und die Klinge bohrte sich in den Bettpfosten. Als sie sie mit Schwung wieder herauszog, blieb eine tiefe verbrannte Kerbe zurück. Er hatte im Krieg gesehen, was sie mit einem richtigen Körper anstellte und wollte diese Erfahrung nicht unbedingt machen.
Er nutze die paar Sekunden um wieder einen gewissen Abstand zwischen sie zu bringen, aber dieser hielt nicht lange an. Wieder stürtze sie sich auf ihn, zwar konnte er wieder ausweichen, aber eine Welle aus purer Magie traf ihn wie ein Schlag und er wurde zurück geschleudert. Sie setzte natürlich ihre Magie ein, es war naiv zu denken, das sie diese Macht nicht entfesseln würde.
Sie wirbelte zu ihm herum und er verlagerte sein Gewicht auf die Fersen, aber da war sie auch schon hinter ihm und rammte ihr Schwert in seinen linken Flügel. Er brüllte auf, und jegliche bedenken waren vergessen. Während sein Flügel schlaff auf dem Boden fiel, wollte sie sich an seinem anderen Flügel zuschaffen machen. Doch diesmal wirbelte er schneller herum und stieß sie so heftig von sich, das sie durch den Raum geschleudert wurde, gegen die Tür donnerte, die darauf hin in tausende Splitter zerberste. Das umherfliegende Holz riss ihre Haut auf und das Schwert fiel ihr aus der Hand.
Sie rollte sich geschickt ab und hockte auf den Fersen im Türrahmen. Keuchend wischte Cassian sich die blutende Nase an seinem Handrücken ab und als sie ihr Blut verschmiertes Antlitz hob, leuchteten ihre Augen in diesem goldenen Licht, welches er sonst so anziehend fand. Aber jetzt wirkten ihre Augen, trotz des Lichts, leer und leblos. Als wäre sie gar nicht richtig bei sich. Sie neigte den Kopf und ihre Hand schloss sich wieder um den Schwertknauf.
Trotz der Splittern die den Boden übersähten, rutschte sie nicht aus, als sie sich auf ihn stürzte. Er wich ihrem Hieb aus sprang über den nächsten hinweg. Er duckte sich und nutze die tiefergelegende Reichweite, um ihr die Beine weg zu treten. Sie geriet ins Taumeln und verschaffte ihm genug Zeit selbst wieder halt zu finden. Das Gift in seinem Körper protestierte und ihre Gestalt verschwamm für einen kurzen Moment.
Plötzlich kam sie von rechts und er musste herum wirbeln um nicht auch noch seinen zweiten Flügel zu verlieren.
Er war geschwächt, doch der Schwung, den er aus der Bewegung mitnahm, reichte aus, und der Dolch fand sein Ziel. Sie zischte unnatürlich, und sie stolperte zurück, eine Hand auf ihre Schulter gepresst.
Aber sein Angiff erzielte nicht den gewünschten Effekt, denn sie ließ die Hand sinken und schien die Wunde schon wieder vergessen zu haben. Ihre Augen verloren wieder etwas mehr an lebendigkeit und sie murmelte etwas und streckte eine Hand aus.
Er war ihrem Zauber hilflos ausgeliefert. Ihre Magie legte sich wie eine Schlange um sein Herz, die sich immer weiter zu zog. Ihre Finger bildeten langsam eine Faust und die Magie um seinem Herz verstärkte sich. Er keuchte auf und presste eine Hand auf seine Brust.
Sie kam näher, während er sich schweratmend auf ein Knie fallen lassen musste.
"Aviana", flehte er atemlos und blickte zu ihr auf. Ihre ausdruckslose Miene ließ ihn erschaudern. Cassian rang weiter nach Luft und seine Augen zuckten hin und her, auf der Suche nach einem Ausweg.
Er versuchte weiter auf sie ein zureden, doch seine Worte fanden kein Ziel. Sein Herz wurde weiter zugedrückt, bis er ganz zu Boden ging. Sein Kopf schlug auf dem Holz auf und er keuchte auf.
Seine Hand tastete den Boden ab, bis er etwas kühles zufassen bekam, das sich wie ein Messer anfühlte.
Er nutze seine letzte Kraft um nach vorn zu stürzten und Schlitze ihr den Oberschenkel auf. Mit ihrem Aufschrei, fiel auch ihre Magie von ihm ab und er sprang sofort auf.
So sah also ihre dunkle Seite aus. Wodurch sie ausgelöst oder Kontrolliert wurde, wusste er nicht. Aber es flößte ihm Respekt ein. Und er wurde mit jeder neuen Wunde, die sie ihm zufügte frustrierter. Er kämpfte, bis auf die paar Male, nur auf abwehr. Er wusste nicht wie er sie stoppen konnte und ob es ihm allein überhaupt gelingen würde, was die Frage auf warf wo verdammt noch mal die anderen waren.
Das er sich wieder befreien konnte, schien sie nur noch wütender zu machen, und tödlicher.
Er konnte in der Zeit die er sich verschafft hatte, bloß seinen Dolch aufheben, als sie wieder so schnell auf ihn zu stürmte, das er ihr kaum mit den Augen folgen konnte.
Ihre Klingen trafen aufeinander und das treffen von Metall auf Metall war das einzige was in den nächsten Sekunden zu hören war.
Der Blut Verlust ließ seinen Blick langsam verschwimmen, aber er hatte bereits schlimmeres überstanden. Jedoch beinhaltete nichts davon, von seiner eigenen Seelengefährtin beinahe getötet zu werden.
Ihre schnellen, präzisen Bewegungen drängten ihn weiter zurück. Er hielt gerade so mit, doch dann prallte er mit dem Rücken und dem verletzten Flügel gegen die Wand im Flur. Er sog zischend die Luft ein, als der Schmerz wieder seinen Körper übernahm. Und schon stand sie ebenfalls vor ihm. So wunderschön und tödlich wie ein Todesengel.
Die Spitze ihres Schweres presste sich auf seine Brust, direkt über dem Herzen, und drückte ihn gegen die Wand. Ihr Gewicht, einst so liebevoll und so intim, gehörte jetzt zu einem Wesen, das ihn töten würde.
Die einzige Chance die ihm blieb, war sie zu töten, bevor sie ihn umbringen konnte. Aber er würde sich lieber selbst das Schwert ins Herz rammen, als das zu tun. Ihre keuchende Atemzüge vermischte sich und ihre Blicke trafen sich für eine Sekunde, bevor er merkte das sie zögerte.
Es war das erste Mal das er ihr in dieser Nacht richtig in die Augen sehen konnte. Ihre Augen, sonst so lebendig und voller Licht, wirkten trüb. Leer.
Er konnte kurz einen Blick auf die Qual in ihren Gesichtzügen erkennen, während sie gegen das ankämpfte was sie kontrollierte.
Kämpfte und verlor.
Sie drückte das Schwert fester an seine Brust und die Klinge durchschnitt seine Haut und drang immer tiefer. Ihre Magie legte sich wieder um ihn und er konnte sich nicht mehr bewegen, nicht das er überhaupt zu mehr fähig war, wenn es nicht so wäre, da seine Wunden durch den Verlust seiner Magie und dem Gift nicht heilten.
Etwas schwarzes warf sich von der Seite auf sie und riss sie zu Boden. Das Schwert wurde aus seiner Brust gerissen und Cassian sank keuchend zu Boden.
Aviana stieß einen wütenden Schrei aus, während Azriel sie zu Boden drückte. Sie wand sich in seinem Griff, könnte sich um drehen und stieß ihn mit den Füßen von sich. Azriel taumelte zurück und Aviana sprang auf. Sie zog einen Dolch aus ihrem Stiefel, da ihr Schwert immer noch neben ihm auf dem Boden lag und stürzte nach vorne.
In dem Moment trat Rhysand aus dem Schatten und aktivierte einen Druckpunkt in ihrem Nacken, sodass sie sofort bewusstlos nach vorne fiel. Azriel fing sie auf, bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte und fesselte sie mit blauen Seilen aus Schatten und Magie.
"Warum hat das so lange gedauert?", krächzte Cassian und ließ den Kopf gegen die Wand fallen.
Der ganze Raum drehte sich und das Gift in seinem Blut hatte seine Aufgabe bald erfüllt. Rhysand Blick fiel erst auf ihn, dann auf Aviana, die offensichtlich sauberer aussah, als er. Sein blutiger Flügel hing schlaff auf dem Boden, der wie die anderen unzähligen Wunden nicht heilte.
"Ein Zentimeter daneben und du hättest nie wieder fliegen können", stellte Rhysand fest, die Lippen fest aufeinander gepresst.
"Was ist mit ihr passiert?", fragte Cassian mit rauer Stimme, während Rhysand und Azriel von beiden seiten auf halfen und stützten.
Da ihr gemeinsames Zimmer durch den Kampf verwüstet wurde, humpelten sie in das Gäste Zimmer das eigentlich nie genutzt wurde. Jetzt würde es zu seinem Krankenzimmer werden.
"Wie es aussieht ist Briallyn aktiv geworden", antwortete Rhysand. "Und sie ist im Besitz der Krone."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 31, 2024 ⏰

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Das Reich der Sieben Höfe - Licht Und KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt