Letzer Tag

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Cassian saß auf dem Bett, von Papieren umzingelt, und starrte mit angestrengter Miene auf den Zettel in seiner Hand.
Rhysand hatte ihm aufgetragen, zusammen mit Eris den Herbsthof zu überwachen, da Azriel mit mir auf dem Kontinent verweilen wird.
Er versuchte, mit den Briefen den persönlichen Kontakt zu Eris zu vermeiden, aber dadurch häuften sich seine Berichte, die eher provokant gemeint waren als hilfsbereit.
Ich beschloss, dass er eine Pause brauchte, als ich durch die Tür trat.
„Genau so wie ich dich zurückgelassen habe", sagte ich zur Begrüßung und öffnete noch im Gehen meine Haare und steuerte das heiße Bad an, das auf mich wartete.
„Eris macht sich einen Spaß daraus, mir jedes Detail zu schicken, das er erfahren hat." „Nur dass es jetzt meine zeitaufwändige Aufgabe ist, die Brauchbaren von den Überflüssigen zu trennen."
„Würdet ihr euch endlich mal treffen, könnten ihr es mal mitreden versuchen?", schlug ich vor und legte meinen Schmuck ab.
„Eher würde ich persönlich nach Bryaxis suchen, als mich mit diesem Arsch zu treffen", erwiderte er, immer noch ohne aufzublicken.
„Eris ist ein Verbündeter. Auch wenn keiner in Leiden kann, bleibt er unsere einzige Verbindung zum Herbsthof und damit auch zu Beron." „Wenn Briallyn zusammen mit Beron aktiv wird, brauchen wir seine Augen und Ohren", sagte ich, fädelte die Schnüre meines Kleides auf und drehte mich zu der dampfenden Wanne um, bevor ich das Kleid zu Boden fallen ließ und über den Stoff hinwegstieg.
„Er kann noch so wichtig für uns sein, trotzdem werde... ich... Nicht...", er brach ab und ich wusste, dass er endlich seinen Blick auf etwas Erfreutliches gewandt hatte. Und zwar auf mich.
Ich stieg die Stufen, die in der Wanne eingelassen waren, hinunter und wurde von dem heißen Wasser umschmeichelt, das wie immer nach Flieder und Salbei duftete.
„Vielleicht würde er sich weniger als Belastung herausstellen, wenn du dich herablassen könntest, wenigstens einmal mit ihm zu sprechen." Was sowie so überfällig ist, ist, dass ihr diese Aufgabe schon einige Wochen zusammen bewältigt. „Naja mehr oder weniger", fügte ich hinzu. In Gedanken notierte ich mir, dass es hinter mir verdächtig ruhig geworden ist.
„Arschloch hin oder her, jeder braucht ein wenig Aufmerksamkeit für seine Arbeit. Und Eris hat wirklich die unangenehmste bekommen, da er mit Beron verkehren muss", schloss ich meine kleine Zurechtweisung ab und ließ mich weiter ins Wasser sinken.
„Ich werde meinen letzten Tag mit dir nicht mit ihm verschwenden", sagte er.
„Und doch bin ich allein in dieser großen Badewanne", bemerkte ich und grinste, als ich hörte, wie er sich abrupt erhob.
Ich legte den Kopf in den Nacken und beobachtete, wie er versucht, so schnell wie möglich, seine Kleidung loszuwerden.
Er ließ sich auf der anderen Stufe im Wasser nieder und ich kam langsam auf ihn zu.
„Lass mich deine Flügel sehen", bat ich. Er gehorchte und drehte sich um. Die Flügel so weit ausgebreitet, wie es die Badewanne zu ließ.
Der Krieg hatte seine Spuren hinterlassen. Er konnte zwar wieder fliegen, aber die Narben waren aus dieser Entfernung immer noch deutlich erkennbar. Ich strich sanft über die Narben. Die meisten waren kaum sichtbar und nur daran zu erkennen, dass die Membran an diesen Stellen etwas verhärtet war.
Ich lächelte und dachte an die Erinnerung zurück, als wir seine Flügel zum ersten Mal ausgetestet hatten.

Kalte Luft schlug mir ins Gesicht und brannte wie Tausend Nadeln. Die raue Schönheit der Berglandschaft erstreckte sich unter mir. Der Winter hatte die Illyrianischen Berge immer noch in seiner Gewalt, während in Velaris bereits der Frühling eingekehrt war.
Die kleinen Seen schmiegten sich an die Bergketten und die Gipfel der Berge waren mit Schnee bedeckt, wobei die rauen Steinwände einen deutlichen Kontrast herstellten, an den ich mich nie statt sehen konnte.
Ich drehte mich auf den Rücken, um zu Cassian zurückzublicken, der hinter mir flog. Es war sein erster Flug nach dem Angriff und ich wollte mich selbst überzeugen, wie sich seine Wunden in der Luft machten.
Ich ließ mich ein Stück zurückfallen und schwebte direkt über ihm, um seine Flügel besser zu betrachten. Die Wunden waren durch die Kälte etwas gerötet, aber sie würden dem Druck wohl standhalten. Ich flog noch etwas dichter heran, bis meine Finger seine größte Verletzung berührten.
Cassian erschauderte sofort und geriet etwas ins Straucheln. Ich kicherte.
„Entschuldige, aber ich muss sichergehen, dass die Naht nicht wieder aufersteht, und nur vom Sehen kann ich das nicht beurteilen."
„Du hast mich so lange am Boden gehalten, dass sie einem verdammten Tornado standhalten würden. Du willst nur keine Sekunde vergeuden, um mich zu betatschen", erwiderte er amüsiert. Ich flog um und herum, bis ich unter ihm war und mich auf den Rücken drehte, um ihn anzusehen.
„Beweis es mir", grinste ich, dann löste ich meine Flügel auf und stützte in die Tiefe.
Der Wind riss an meinen Haaren, zerrte an meiner Kleidung und der Tod kam immer näher, doch ich kreischte vor Freude. Ein dunkler Schatten huschte über mich in weg. Bevor Cassian nach mir greifen konnte, waren meine Flügel wieder da und ich ließ mich abrupt wieder nach oben schleudern.

Seine Rückenmusklen spannten sich an, während meine Fingerspitzen weiter glitten, bevor ich sie zufrieden sinken ließ.
Er faltete seine Flügel sorgfältig und drehte sich zu mir um.
Das warme Wasser schlug seichte Wellen, als er sich bewegte, und umspielte meinen Bauch.
Mein Blick fiel auf die andere Narbe, die er sich im Krieg zugezogen hatte.
Sie verlief über seine linke Seite von seinem Bauch beinahe bis zu seiner Brust. Trotz meiner Bemühungen war immer noch ein roter, ausgefranster Streifen zu sehen.
Cassians Finger hoben mein Kinn an und ich sah ihm in die Augen.
„Ich werde mich niemals beschweren, wenn du mich so berührst, aber wenn du dabei so traurig aussiehst, muss ich dich wohl auf andere Gedanken bringen", sagte er, setzte sich und zog mich auf seinen Schoß.
Doch ich hatte andere Pläne und wollte wissen, in wie weit ich ihn treiben konnte.
Ich hob meine Hand aus dem Wasser und strich über die Innenseite seiner Flügel. Doch diesmal nicht, um seine Narben zu erkunden, sondern durch Neugier getrieben.
„Jetzt bin ich dran", entgegnete ich leise.
Ich glitt mit meinen Fingernägel behutsam über die Membran, verstärkte den Druck mit meinen Fingerspitzen und zog kleine Kreise.
Cassians Kopf fiel stöhnend auf meine Schulter und bot mir so noch mehr Fläche, die ich erkunden konnte. Seine Arme schlangen sich um meine Taille, und ich nahm die zweite Hand dazu, die seinen anderen Flügel auf die gleiche Weise liebkoste.
Sein ganzer Körper spannte sich an, erzitterte bei jeder neuen Berührung.
Als ich dann über den empfindlichsten Punkt strich, den inneren Ansatz seiner Flügel, stieß er einen keuchenden Fluch aus.
Seine Hände glitten sanft über meinen Rücken, während ich seine Geduld auf die Probe stellte.
Ich veränderte meine Position und rückte so näher an ihn heran. Nur um dann mit einem erstickten Laut festzustellen, wie hart er bereits war.
Das Stöhnen, das er bei meiner Bewegung ausstieß, kam einem Flehen gleich. Die Stelle zwischen meinen Beinen pochte vor Erregung, dass es kaum auszuhalten ist.
Aber ich machte keine Anstalten, mich meinen eigenen Verlangen hinzugeben, und bearbeitete weiter seine Flügel.
Seine Finger krallten sich in meine Haut.
Wasser spritze, da seine Flügel immer wieder auseinanderzuckten. Sein Atem kam ihm nur noch stockend und abgehakt über die Lippen.
Entzückt von dieser Reaktion wiederholte ich es mit beiden Händen.
Sein Körper versteifte sich, entspannte sich wieder und erschauderte erneut.
Dann stürzte er in die Erleichterung.
Mit leuchtenden Augen hob er schwer, atmend seinen Kopf von meiner Schulter.
Mein eigenes Herz donnerte aufgeregt in meiner Brust und ich lächelte ihn triumphierend an.
„Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich auf diese Weise gekommen bin", raunte er atemlos.
„Dabei konnte ich gar nicht ausprobieren, wie es gewesen wäre, wenn ich meine Zunge dazu genommen hätte", erwiderte ich bedauerlich.
Mir war überdeutlich bewusst, dass seine Härte nicht nachgelassen hatte.
„Eigentlich wollte ich dich auf andere Gedanken bringen", sagte er.
„Die Nacht ist noch jung, und ich breche morgen auf...", deutete ich an.
Das Genügte, damit er mit mir im Arm aus der Wanne stieg und mich zum Bett trug.
Mein Innerstes zog sich vor Vorfreude zusammen.

Das Reich der Sieben Höfe - Licht Und KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt