„Musstest du ihn töten?", fragte Rhysand. Er war wütend, weil ich den Anführer nicht am Leben gelassen hatte, damit wir ihm verhören konnten. In einer anderen Situation hätte ich daran gedacht, aber nachdem, was sie Cassian angetan haben, wollte ich sie alle tot sehen. Und außerdem....
„Du warst nicht da. Du hast nicht gehört, was er gesagt hat", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei versuchte ich nicht zusammenzuzucken, da meine Wunden immer noch bei jeder Bewegung schmerzhaft pochten.
"Was hat er gesagt?"
„Was willst du tun? Mich umbringen?" Ich zuckte mit den Schultern. Rhysand massierte sich den Nasenrücken, aber ich sah das Lächeln auf seinen Lippen und Mor hob die Augenbrauen.
„In diesem Zustand hätte ich ihn nicht festnehmen können, es war einfacher, ihm direkt den Kopf abzuschlagen."
„Ich werfe dir nichts vor. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass wir die Grenze zum Niemandsland vernachlässigen."
„Es ist nicht deine Schuld, Rhys", sagte ich. „Auch wenn die Patrouille dort gewesen wäre..."
»Ich bin dein großer Bruder«, erinnerte Rhys sanft. „Du musst mich nicht vor meinen eigenen Entscheidungen behüten. Wenigstens konnte Azriel noch einen lebenden Soldaten finden."
„Den wir erst mal zusammenflicken mussten, damit er bei Bewusstsein bleibt", entgegnete Mor.
„Wir müssen erst herausfinden, was sie hier wollten und warum sie es auf Aviana abgesehen haben. Es ist, als hätten sie gewusst, dass sie kommen", bemerkte Mor.
„Haben die Soldaten, die dich entführt haben, miteinander gesprochen, was vielleicht einen Hinweis darauf gibt, was sie mit dir vorhatten?", fragte Rhysand.
„Sie haben von jemandem gesprochen, der sie gewarnt hat, dass wir schwierige Gegner sein werden", antwortete ich. „Das Gift macht es schwer, sich zu erinnern. Aber sie hätten mich bis ins Reich der Menschen gebracht, wenn ich mich nicht befreit hätte."
„Von dort aus hätten sie dich bestimmt nach Hypern gebracht", überlegte Rhys. Ich schüttelte den Kopf.
„Sie haben auch von einer Sie und einem Er gesprochen, als ich sie glauben ließ, dass ich immer noch bewusstlos bin. Du kennst die Berichte, Rhys. Hypern ist nicht mehr als eine Ruine. Warum sollten Sie mich dorthin bringen? "
„Dass sie sie auf den Kontinent bringen wollten, erscheint mir logischer", sagte Mor. „Wenn sie eine Sie erwähnt haben, könnten die Königinnen ihre Finger im Spiel haben."
„Glaubst du, dass die Königinnen sie als Druckmittel benutzen wollten, um ihre Herrschaft zu sichern?", fragte Rhysand.
„Wäre möglich", antwortete Mor. „Aber irgendjemand muss ihnen geholfen haben. Wie sonst konnten sie wissen, wo und wie sie sie überwältigen konnten? Ein vergifteter Pfeil genügte, um beide vom Himmel zu holen."
„Sie haben die Dosis erhöht, als ich mich befreit habe." Aber egal wie stark das Gift war: Es war nicht darauf ausgelegt, mich zu töten, sondern meine Magie zu unterdrücken und mich zu schwächen. Cassian hat es viel schlimmer erwischt.
„Sie wollten dich lebend", sagte Rhysand. Ich erschauderte.
Es hatte drei Tage gebraucht, bis ich wieder aufstehen konnte. Zudem machten mir die Erinnerungslücken zu schaffen.
Ich wollte danach sofort Cassian helfen, der immer noch seinen Blutverlust ausgleichen musste und weiter das Betthütete, was ihm gar nicht passte, aber Madja hat mir eine dicke Standpauke gehalten, dass ich auch mal an meine eigene Gesundheit denken musste. Stattdessen saß ich jetzt mit Rhysand und Mor im Wohnzimmer, da ich mich dort weiter ausruhen konnte.
„Das Gift ist uns immer noch unbekannt, aber es wirkte, als wäre es höchstwahrscheinlich für Aviana entwickelt worden." „Nur dass sie die Wirkung auf eine Samatarian nicht richtig eingeschätzt haben", überlegte Mor.
„Wer auch immer ihnen geholfen hat, wusste genug über uns, um diesen Hinterhalt zu planen, und hat ihnen einen Weg über die Grenze geschaffen, ohne dass ich es merke", knurrte Rhysand.
Eine ungute Vermutung machte sich in meinem Kopf breit.
„Sie haben damit gerechnet, da ich mich befreien könnte", sagte ich. Ihre Augen richteten sich auf mich.
„Sie haben uns kein kleines Bisschen unterschätzt, sie hatten einen Plan, falls ich mich befreien konnte." Sie wussten, dass ich nur aus einem Grund wieder zur selben Stelle zurückkehren würde, und das ist Cassian. Also wer auch immer Ihr Verbündeter war, derjenige hat besorgniserregend viele Informationen über uns. Es müssen die sterblichen Königinnen gewesen sein. „Kein Faderherr vom Kontinent würde eine Fehde mit dem Nachthof riskieren", sagte ich an Rhys gewandt. „Und mit dem Mysteriösen Er könnte auch einer der High Lords gemeint sein."
Rhysand richtete sich alarmiert auf.
„Aber wer würde ein Büdnis mit den Königinnen eingehen?" Egal, wie es auch ausgehen mag. „Wenn das herauskommt, könnten sich die restlichen High Lords gegen ihn stellen."
„Ich weiß es nicht", seufte ich frustiert. Wir hatten keine Ahnung, wer genau unser Feind war. Die Spekulationen würden uns auch keine festen Antworten verraten.
„Wie geht es Cassian?"
Zittend atmete ich ein, als die Erinnerung durch meinen Kopf schoss, wie ich ihn dort liegen sah: das viele Blut, sein verletzter Flügel. Die Panik, die in mir aufkam, da sich dieser Moment mit dem auf dem Schlachtfeld gegen Hypern vermischte.
„Sie haben aber nicht damit gerechnet, dass sie Fliegen", antwortete Rhysand auf Mor's Frage, die ich nicht gehört hatte. Ich hatte ihre Frage nicht beantwortet, daher sind sie wohl zum nächsten Thema gesprungen.
„Vielleicht waren mehrere solcher Gruppen unterwegs", bemerkte Mor.
„Sie konnten unmöglich wissen, welches Gebiet sie kontrollieren."
„Und trotzdem konnten sie uns beide gleichzeitig vom Himmel holen", erklang Cassians raue Stimme, während er ins Zimmer humpelte. Sein linker Flügel hing schlaff an ihm herab und der Blutverlust färbte sein Gesicht blasser als sonst. Aber ich sah wahrscheinlich auch nicht besser aus. Seine Augen musterten jeden Zentimeter von mir, und Erleichterung löste die Sorge in seiner Haltung ab. Die jedoch nicht lange verweilte.
„Ich habe dir gesagt, dass du fliehen sollst", knurrte er. „Warum kannst du nicht einmal das machen, was man dir sagt."
„Hättest du mich halb bewusstlos zurückgelassen?", schoss ich sofort zurück und beantwortete die Frage gleich selbst. „Natürlich nicht." Also warum erwartest du das von mir?
Mor machte sich unauffällig aus dem Staub, nur Rhysand blieb.
„Dann wäre es also besser gewesen, wenn Sie uns beide getötet hätten?", antwortete er mit einer Gegenfrage.
Aber darin war ich auch gut.
„Willst du mich jetzt wirklich dafür tadeln, dass ich dir deinen verdammten Hintern gerettet habe?", fauchte ich zurück. „Ich wollte den Bereich zu Fuß absuchen." „Aber du hast mich aufgehalten."
„Aus der Luft konnten wir ein viel größeres Gebiet abdecken, zu Fuß hätte das Stunden gebraucht."
„Und was hat es uns gebracht?", konterte ich provozierend. „Vom Boden aus hätte ich die Magie der Zauber vielleicht spüren können." „Natürlich haben sie einen Vorteil, wenn sie mit vergifteten Pfeilen auf uns schießen, während wir nicht mal geahnt haben, dass sie es darauf abgesehen haben."
„Jedesmal bist du zu Stur, um irgendeinen Kompromiss einzugehen."
„Ich bin kein Soldat, der sofort springt, wenn du rufst!"
„Nein, natürlich nicht." „Das würde ja bedeuten, dass du jemanden mehr vertraust als deinen eigenen Plänen."
„Du weißt, dass das nicht stimmt." „Ich habe nur versucht, durchzusetzen, was am klügsten gewesen wäre."
„Nun, deine kluge Entscheidung hat uns in einen brutalen Kampf verwickelt. Ich wurde niedergeschlagen und du wurdest entführt!"
„Oh, tut mir leid, hättest du eine Entschuldigung gewollt?" „Ich war leider damit beschäftigt, unseren Feinden den Kopf abzuschlagen und nicht getötet zu werden."
„Ich musste mit ansehen, wie sie dich gefangen genommen haben, während ich dich schon wieder nicht beschützen konnte." „Natürlich wollte ich dich dann in Sicherheit wissen und nicht mit ansehen, wie du dein Leben schon wieder für meines riskierst."
„Du hättest das Gleiche getan!" „Solange ich noch stehen kann, werde ich auch kämpfen, das hast du mir beigebracht!", sagte ich und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn. „Ich werde nicht einfach aufgeben und den Kampf verlieren, solange ich noch atme."
„Deine Selbstsüchtigkeit hätte uns beinahe beide ins Grab gebracht!", blaffte er.
Mit einem Ruck war jede Emotion aus meinem Körper gewichen. Meine Arme fielen schlafend an mir herunter und ich starrte ihn an, auf der Suche nach einem Riss in der Maske, die auf seinem Gesicht ruhte. Er war wütend, besorgt und aufgebracht. Ich wartete einige Sekunden darauf, dass er seine Worte zurücknahm, doch das tat er nicht.
Mit Stur konnte ich leben, aber...
„Oh jetzt bin ich also selbstsüchtig?", fragte ich wütend.
„Du hörst ja nie auf mich." Stattdessen setzt du deine eigenen Pläne durch, ohne dich um andere zu kümmern, die du damit vielleicht in Gefahr bringst. Du wolltest am Boden weitersuchen und ich habe mehrmals deutlich gesagt, dass das zu gefährlich wäre. Aber nein, du musstest ja wieder das machen, was du willst. Nur so sind wir so nah über die Baumkronen geflogen und waren ein perfektes Ziel für ihre Falle. Also ja, ich sage, dass du selbstsüchtig gehandelt hast!
Ich ging langsam auf ihn zu und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie tief mich seine Worte getroffen hatten.
„Ich habe auch vorgeschlagen, alleine am Boden zu patrullieren." Wurde ich von Ihnen entführt? Ja. Habe ich mich ohne deine Hilfe befreien können, während das Gift immer noch in mir war? Auch ja. Habe ich deinen schweren, halb verbluteten und vergifteten Hintern durch den halben Wald geschleppt und wäre selbst mehrmals fast durch die Panik und die Verletzungen zusammengebrochen? Ja, Azriel kann das bestätigen. Ich trat noch einen Schritt auf ihn zu. „Gerade du sollest es doch am besten wissen, Cassian", fauchte ich ihm verächtlich ins Gesicht und drängte ihn aus dem Weg. Tränen brannten mir in den Augen noch, bevor ich den Raum verlassen hatte.

DU LIEST GERADE
Das Reich der Sieben Höfe - Licht Und Krone
Fiksi PenggemarDies ist der zweite Teil von meiner anderen Fanfiction Das Reich der Sieben Höfe - Licht und Dunkelheit. Und bezieht sich auf das Buch Das Reich der Sieben Höfe - Silberne Flammen von Sarah J. Maas - also der 5. Band der Reihe. Auch wenn der Krieg...