"Devlon wird es gar nicht gefallen, mich jetzt häufiger hier zu sehen", sagte ich, während wir am nächsten Morgen wieder in Windhaven eintrafen. "Wenn er mir blöd kommt, werde ich mich nicht zurückhalten", warnte ich ihn vor.
"Das würde ich auch nicht von dir verlangen", sagte Cassian, seine Miene verhärtete sich. Ich folgte seinen Blick. Wir hatten uns dem Trainingplatz der Frauen soweit genähert, das ich erkannte, das Devlon bereits auf uns wartete.
„Diese Hexe hat hier nicht verloren", knurrte Devlon zur begrüßung. "Und schon gar nicht, um die Frauen zu trainieren. Sie haben ihre Trainings möglichkeiten, das muss reichen."
"Wie gut, dass du das nicht zu entscheiden hast", erwiderte Cassian verärgert.
„Frauen können nicht anführen und Frauen können nicht kämpfen", beharrte Devlon und fixierte mich mit seinem gehässigen Blick.
„Mäßige deinen Ton, sie ist die Prinzessin des Nachthofs. Du wirst ihr einen gewissen Respekt erweisen, oder ich werde ihn dir einprügeln", knurrte Cassian.
„Mir ist egal, wer sie ist, sie soll ihre Nase aus unseren Angelegenheiten heraushalten, von denen sie nichts versteht", entgegnete Devlon. »Allein ihre Anwesenheit ist eine Beleidigung.«
„Das einzige Verbrechen, das ich mir schuldig gemacht habe, und was dich interessiert, ist, dass ich eine Frau bin", zischte ich und ging einen Schritt auf ihn zu. Cassians Hand zuckte unwillkürlich zu seinem Schwert, besann sich aber schnell wieder und verschränkte angespannt die Arme vor der Brust.
„Eine Frau, die kämpfen kann. Eine Frau, die nicht schwach ist, wie du es gewohnt bist. Eine Frau, die mehr Macht hat, als du jemals haben wirst", sagte ich mit ruhiger, kalter Stimme. Devlons Augen formten sich zu schmalen Schlitzen.
„Und doch brauchst du deinen Bastard von Leibwächter, um hier zu sein", erwiderte er.
„Cassian ist hier, um aufzupassen, dass ich dich nicht sofort in Stücke reiße. Sei also froh, dass er da ist."
„Deine Stellung bedeutet hier nichts. Du magst Macht besitzen, aber eine Frau wird nie in der Lage sein, anzuführen. Ihr werdet uns immer unterlegen sein." Er spuckte mir die Worte regelrecht vor die Füße.
„Zweifel meine Stärke nicht an und fordere meinen Zorn nicht noch weiter heraus, außer du bist bereit, sie am eigenen Leib zu spüren."
Devlon stieß ein schnelles, harsches Lachen aus, welches der inbegriff für Männliche Überheblichkeit war.
„Ich werde mich nicht mit einer Hure duellieren", rief er laut, als wäre es das Absurdeste, was er je gehört hat. Cassian zuckte nach vorne, aber ich hielt ihn zurück. Ich spürte den Zorn der aus jeder seiner Poren zu strömen schien.
„Wieso?" Ich bin doch nur eine schwache Frau, eine magieverseuchte Hexe und eine Hure. Das dürfte für dich doch ein einfacher Sieg sein", entgegnete ich, und sprach mit ihm, als würde ich mich mit einem Kind unterhalten. Meine Provokation schlug an und ich sah, wie sein Hass in seinen Augen zu brodeln begann.
„Ich fordere dich zu einem Duell, Devlon. Nimmt du an?", rief ich laut. Die Aufmerksamkeit, die daraufhin auf ihm lag, zwang ihn, das Duell anzunehmen. Ihre Tradition verlangte es, einer offenen Duell anforderung zuzustimmen.
Natürlich hätte er das auch ablehnen können, aber mit den neugieren Augen seiner Brüder im Rücken wäre das einer Demütigung gleichgekommen. Die Seelengefährtin ihres Generals forderte den berüchtigten Kommandanten zu einem Duell auf. Ihm blieb keine Wahl.
Cassian packte mich am Arm, als ich Devlon zu dem öffentlichen Trainingsplatz folgen wollte.
„Egal wie dieser Kampf ausgeht, es wird seinen Hass nur noch weiter schüren", warnte er.
„Ich weiß. Aber wenn er verliert, wird er den Rest seines Lebens mit der Tatsache leben müssen, dass ihn eine Frau geschlagen hat. Und wenn ich gewinne, kann ich ihn an diesem Sieg immer dann unter die Nase reiben, wenn er mich nervt."
„Du bist so grausam", raunte er.
„Als würde dich das nicht anmachen", entgegnete ich grinsend und zog ihn an den Aufschlägen seiner Jacke näher an mich, um ihn zu küssen.
Ich stieg die paar Stufen zu der Plattfirm hinauf und entdeckte Emerie unter den versammelten Frauen, die eigentlich auf ihre erste Lektion warteten. Ich grinste sie an.
„Du kannst gerne deinen Trichterstein benutzen", bot ich Devlon an, ohne ihn anzusehen.
Im Gegensatz zu Cassian und Azriel besaß er nur einen.
„Dafür werden wir nicht lange genug kämpfen", knurrte er und zog sein Schwert.
„Allerdings", stimmte ich zu und tat es ihm gleich.
Er hielt das Schwert lässig in der Hand und sein spöttischer Blick musterte mich von oben bis unten.

DU LIEST GERADE
Das Reich der Sieben Höfe - Licht Und Krone
FanfictionDies ist der zweite Teil von meiner anderen Fanfiction Das Reich der Sieben Höfe - Licht und Dunkelheit. Und bezieht sich auf das Buch Das Reich der Sieben Höfe - Silberne Flammen von Sarah J. Maas - also der 5. Band der Reihe. Auch wenn der Krieg...