Rückkehr

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Mit einem abrupten Aufschlag landete ich weniger elegant direkt neben Mor, die einen überraschten Schrei ausstieß und einen Satz zur Seite machte. Aber ich achtete nicht auf sie. Adrenalin wirbelte immer noch durch meinen Körper und mein Blick schweifte rastlos durch den Raum. Nachdem ich Monate lang meine Magie nicht genutzt hatte, musste ich mich vorsichtshalber umschauen, ob ich wirklich in Velaris gelandet bin. Ich strich mir die Blutverkrusteten Haarstähnen aus dem Gesicht und war erleichtert, als ich Azriel und Rhysand sah. Und dann Mor, die immer noch mit einer Hand auf der Brust neben mir stand und mich mit demselben Gesichtsausdruck anstarrte wie die beiden. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen, als ich mich an Rhysand wandte.
„Jetzt seid ihr dran", verkündete ich. Die Königinnen sind tot. Ich habe gründlich dafür gesorgt, dass sie es auch bleiben, und habe danach sofort meine Magie aktiviert und den Wind geteilt. Jetzt war es Rhysands und Feyres Aufgabe, die Königinnen zu ersetzen. Und die Einmischung der anderen Reiche zu verhindern.
Rhys nickte, „Verstanden", und setzte sich sofort in Bewegung. Azriel folgte ihm.
Erschöpft stütze ich mich an dem Fensterbrett ab.
Mor musterte mich besorgt. "Alles okay?"
Ich wollte lügen, aber selbst dafür war ich zu ausgelaugt. Daher schüttelte ich sanft den Kopf. Sie wollte näher kommen und etwas sagen, doch ich hielt sie zurück. „Briallyn war nicht dort. Du weißt, was da bedeutet."
„Ja, ja, das kann auch noch ein paar Sekunden warten", erwiderte sie und strümte schließlich auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen.
„Du hast uns so gefehlt", nuschelte sie und der blumig, frische Duft ihrer Haare stieg mir in die Nase.
Ich merkte, dass ich mich keinen Zentimeter gerührt habe und steif in ihrer Umarmungen stand, bevor ich endlich einen Arm um sie legte und sanft über ihren Rücken strich. Die Umarmung war nach so vielen Monaten ungewohnt, aber ich ließ sie gewähren.
„Mir geht es gut. Es gab kaum zwischen Fälle. Ich bin zuhause. Alles ist gut", sagte ich monoton. Sie seuftze und löste die Umarmung wieder.
„Ich weiß, dass du lügst und..." Sie hielt inne und lauschte kurz, dann lächelte sie verschmitzt. „Und ich lasse es dir dieses eine Mal durchgehen. Ruhe dich aus und überlasse den Rest uns."
Trotz des vielen Blutes, das mir wie Regen ins Gesicht gespritzt ist, küsse sie mich auf die Wange und teilte den Wind.

Ich sah mich noch mal um, die Magie war überall und kribbelte auf meiner Haut. Im Reich der Menschen war alles so trüb und farblos gewesen, im Vergleich zu Prythian. Ich humpelte zum Flur und allein der Gedanke an die Treppe ließ mich wehleidig seufzen. Meine Muskeln schmerzten, mein Kopf pochte, und ich glaube, ich habe etwas Blut im Auge. Aber ich war zuhause.
Ich blieb abrupt stehen, als ich Cassian sah. Unsere Seelenverbindung leuchtete wieder auf und nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich wieder diese Wärme, die immer auftauchte, wenn ich ihn sah. Dieses vertraute Gefühl kam so plötzlich, dass mir sofort Tränen in die Augen schossen.
Es war das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein.
Aber mein Körper wollte sich nicht mehr bewegen und die Erschöpfung traf mich wie ein Schlag. Cassian starrte mich an, musterte meinen Körper, meine Kleidung, meine verkrampften Hände. Ich konnte mir vorstellen, welchen Anblick ich abgeben musste. Meine Kleidung war blutverschmiert, genauso wie mein Gesicht. Meine Messer trug ich immer noch sichtbar am Leib, wobei einige fehlten, und die Schwerter, die Cassian mir gegeben hatte, trug ich überkreuzt auf dem Rücken.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Augen hatten immer noch einen wilden Ausdruck in sich, den ich nie so schnell ablegen konnte. Jede Pore war immer noch darauf ausgelegt, Feinde zu erkennen, schnell zu reagieren und zu töten.
Ich öffnete den Mund, doch ich wusste bei der großen Mutter nicht, was ich jetzt sagen sollte, und schloss ihn wieder. In dem Moment ging er mit gezielten Schritten auf mich zu, betrachtete mein Gesicht, schlang einen Arm um meinen Hals und drückte meinen Kopf mit einer Hand erleichtert an sich. Mein Körper reagierte wie ein Reflex und zuckte unwillkürlich zusammen. Nach Monaten ohne körperlichen Kontakt und wenn dann nur um zu kämpfen oder zu töten, musste ich meinen Geist erst wieder daran gewöhnen. Cassian versteifte sich und lockerte seine Umarmung, doch ich legte meine Arme ebenfalls um ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter.
Ich atmete seinen Duft ein: Kiefernnadeln, verschneiter Wind und etwas Holziges, das ich nie definieren konnte.
„Ich hab dich vermisst", murmelte er an meinem Ohr. „Wir haben vier Tage nichts von dir gehört und Azriel konnte dich nicht finden", sagte er, ohne mich loszulassen.
„Die Dinge am Hof haben sich plötzlich schnell entwickelt, daher musste ich untertauchen. Mir blieb keine Zeit, euch zu kontaktieren", sagte ich mit rauer Stimme.
"Und die Königinnen?"
„Haben das bekommen, was sie verdient haben." Ich spürte sein Nicken an meinem Hals. Wie die anderen fragte er nicht weiter nach und gab mir Zeit, mich wieder einzugewöhnen.
Er löste sich so weit von mir, dass er mir in die Augen sehen konnte.
„Du hast wieder diesen Blick", raunte er.
„Welcher Blick?"
„Genau diesen", erwiderte er und deutete auf mein Gesicht. "Den bekommst du immer, wenn du eine Mission beendet hast oder nach einem heftigen Kampf. Dieser Blick sagt, dass du dich nur auf dich selbst verlassen kannst, dass du Risiken eingehst, die dich jedesmal ein kleines Bisschen verändern."
„Oh", hauchte ich. Ich wusste, dass ich mich anders fühlte nach einer Mission wie dieser. Aber dass sich diese Erfahrungen auch auf meinem Gesicht abzeichneten...
Cassian lächelte einfühlsam und zog mich an sich.
„Ich weiß nicht, was dir Azriel alles erzählt hat, aber es gab auch gute Momente. Doch die Mission stand immer an erster Stelle. Alles, was ich getan habe, war Mittel zum Zweck. Egal wie gefährlich, brutal und blutig es war."
Dass ich ‚und' statt ‚oder' verwendet hatte, ließ ihn kaum merklich zusammenzucken.
„So wie ich dich kenne, hast du wohl in den letzten Monaten kaum geschlafen", sagte er und fixierte meine dunklen Augenringe. „Und ein Bad kannst du auch gebrauchen", fügte er hinzu. Er lächelte mich so sanft an, dass mein Herz doppelt so schnell weiterschlug.
„Heißt das, dass du das Blut der Königinnen nicht anziehend findest?", fragte ich mit gespieltem Bedauern. Er lachte leise und hob mich hoch und trug mich die Treppe hinauf.
„Ich kann immer noch selber laufen", beschwerte ich mich und schlug ihm halbherzig auf die Brust. Cassian schmunzelte.
„Du wärst doch fast aus den Latschen gekippt, nur meine Umarmung hat dich daran gehindert", erwiderte er.
„Wunschdenken", schoss ich zurück, ließ ihn aber gewähren.
An meinem Zimmer angekommen, stieß er die Tür auf und trug mich ohne Umschweife in das Badezimmer.
Dort erwartete mich bereits ein heißes Schaumbad, das mit Blütenblättern verziert war und nach Rosen und Lillien duftete. Er setzte mich ab und schluckte, als ich damit begann, meine Waffen abzulegen, die höchstwahrscheinlich für mehrere Personen gereicht hätten. Zum Schluss reichte ich Cassian seine Schwerter.
„Sie haben mir gute Dienste geleistet", sage ich. Während er diese überprüfte, entledigte ich mich meiner blutigen Kleidung, die sofort verschwand, sobald ich sie abgelegt hatte. Die Magie des Hauses schien heute besonders fürsorglich zu sein.
Cassians Blick blieb an meinem nackten Körper kleben und in seinen Augen blitze Sehnsucht auf. Doch dann bemerkte er die vielen Blauenflecke und Wunden, die kaum verheilt sind, und sog scharf die Luft ein. Seine Hände, die immer noch die Zwillingsschwerter hielten, verkrampften sich. Ich stieg in die Badewamme und seuftze auf, als das heiße Wasser meine Beine umspielte, und legte mich ganz hinein.
„Warum heilst du nicht?", fragte er angespannt und legte die Schwerter beiseite.
„Um mich dort unbemerkt bewegen zu können, musste ich meine Magie unterdrücken. Schon der kleinste Funke hätte die Schutzzauber alarmiert", antwortete ich. Ich wollte lächeln, aber selbst das fiel mir schwer. In den letzten Monaten hatte ich kaum gelächelt oder gelacht. Es gab ein paar Momente, aber dabei hatte ich immer meine Mission im Hinterkopf.
Ihm schien es im Moment Erklärung genug zu sein. Ich spürte, wie er sich im Schneidersitz hinter mich setzte. Die Badewanne war im Boden eingelassen und groß genug für uns beide, doch er begann bloß, meinen verspannten Nacken zu massieren. Seine warmen, starken Hände entlockten mir ein wohliges Seufzen.
„Ich hoffe, du hast dich nicht gelangweilt, während ich weg war."
„Kann ich nicht behaupten", brummte er und klang so, als hätte er die schwierigste Zeit von uns beiden gehabt.
„Ich habe die letzten Monate mit Nesta trainiert."
„Oh, wow. Wie kam das denn zustande?", fragte ich überrascht. Seine Hände massierten weiterhin meinen Nacken, sodass es schwer für mich war, ihm richtig zuzuhören.
»Rhysand und Feyre haben ihr ein Ultimatum gestellt. Sie hatte die Wahl, in der Menschenwelt ausgesetzt zu werden oder mit mir in den Illyrianischen Bergen zu trainieren und in der Bibliothek auszuhelfen."
„Und das hat sie akzeptiert?", fragte ich ungläubig.
„Nun ja, sie ist zwar mit mir in das Illyrianische Lager geflogen, hat sich aber geweigert zu Trainieren. Einer der Findlinge hat bestimmt eine Delle von ihrem Hintern." Ich musste lachen. Es klang wahrscheinlich rau und gezwungen, aber es war das erste Lachen, welches aufrichtig war.
„Zudem hat sie es dabei noch fertiggebracht, mich vor allen Wichtigen Illyrianern zu blamieren, und hat meine Autorität in Frage gestellt, da sie nicht auf mich gehört hat." Ich schmunzelte. Auch wenn er immer noch wütend klang, wusste ich, wie er tickt. „Aber dafür konntest du ihnen wieder den nötigen Respekt einprügeln und hattest auch noch einen nachvollziehbaren Grund."
Er schnaufte. „Manchmal ist es gruselig, wie gut du mich kennst."
„Was ist danach passiert? Konntest du sie überreden? Oder hat sie nachgegeben? "
„Ich habe gemerkt, dass sie sich vielleicht unwohl fühlt - unter den ganzen Illyrianern, meine ich. Und es macht es auch nicht besser, dass diese sturköpfe Frauen ohnehin als minderwertig betrachten. Ich habe sie dann auf den Trainingsplatz über dem Haus der Winde gebracht. Und ich konnte...sie überzeugen."
„Du bist ja doch ein schlaues Kerlchen", grinste ich.
Er erzählte weiter und ich erfuhr, dass Nesta sich nicht nur mit Emerie und Gwyn, die in der Bibliothek arbeitet, angefreundet hatte, sondern auch, dass sie die anderen Pristerinnen dazu motiviert hatte, mit ihnen zu trainieren. Und mit ihren neuen Freundinnen die Walküren-Ausbildung begonnen hat. Jede Minute erfuhr ich etwas Neues, das mir den Mund offen stehen ließ. Ich musste so viele neue Informationen verarbeiten, dass ich mir kaum alles merken konnte. Aber ich wollte ihn nicht unterbrechen, da er so froh war, endlich alles mit mir zu teilen, und ich wollte ihm zuhören, wollte seine tiefe, vertraute Stimme hören, und ich bekam nicht genug.
„Du hast mir gefehlt", sagte er leise.
Ich legte den Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können.
„Ich habe dich auch vermisst", sagte ich sanft. Er lächelte zu mir runter.
„Mich oder meine Hände?"
Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Die Tatsache, dass deine Hände deutlich stärker geworden sind, überzeugt mich nur davon, dass du mich wohl am meisten vermisst hast", erwiderte ich. Er lachte.
„Rhysand hat mich zwar gewarnt, dass du erschöpft seist, aber wie ich sehe, hast du noch genügend Energie, um mich zu verspotten."
„Ich kann nichts dafür, dass du mir so viel Angriffsfläche bietest." Er lachte leise und beugte sich zu mir herunter, um mich zu küssen. Ich genoss das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Ich liebte ihn so sehr.
Unser Kuss wurde leidenschaftlicher und das verlangende Ziehen von meinem Unterleib breitete sich in meinem ganzen Körper aus, wurde jedoch dann von meiner Erschöpfung verschluckt.
Er löste sich widerwillig von mir.
„Ich denke, ich lasse dich allein, sonst wirst du nie richtig sauber", sagte er etwas atemlos und stand sofort auf, als würde er befürchten, dass sein Körper ihm nicht gehorchen würde, wenn er länger wartet.
Grinsend schaute ich ihm nach, dann hielt ich die Luft an und tauchte mit dem Kopf unter Wasser.
Die nächste Halbestunde verbrachte ich damit, mich ausgiebig zu waschen, meinen Haaren die nötige Pflege zu gönnen, und spielte dann mit dem Schaum, der sich um mich schmiegte wie ein weiches Kissen.
Die Szenen, wie ich die Königinnen töte, zogen öfter an meinem inneren Auge vorbei, als ich es erwartet hätte. Doch sie lösten keinerlei Bedauern aus, nur grausame Genugtuung, die ich auch gespürt habe, als ich diese Schlampen einen qualvollen Tod beschert hatten.
Ich ging die letzten Monate in meinem Kopf durch, ließ alles noch mal auf mich wirken, analysierte meine Handlungen, meine Methoden.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Cassian erst bemerkte, als er sagte:
„Wenn du noch länger so liegen bleibst, wird deine Haut noch ganz schrummplig."
Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Er lehnte am Türrahmen und schien mich schon etwas länger zu beobachten.
„Und du sollst etwas Essen und dann schlafen", fügte er hinzu.
Ich stieg aus dem Wasser, welches vom Haus die ganze Zeit warm gehalten wurde, und schlüpfte in den seidig weichen Morgenmantel, den mir Cassian hinhielt.
Ich ging auf den Beistelltisch zu, auf dem einige Badesalze, eine Bürste und Cremes für den Körper standen, und begann damit meine Haare zu entwirren. Danach steuerte ich das Schlafzimmer an.
Eingehend analysierte ich das Tablet mit Essen, das auf dem Bett stand. Und sah ihn verwundert an.
„Rhysand sagte mir, dass Nuala und Cerridwen auf dem Kontinent sind, um alles im Auge zu behalten, nachdem ich mit den Königinnen fertig war. Ich denke nicht, dass die beiden nochmal hergekommen sind, um mir dieses üppige Abendessen zu machen."
Er sah tatsächlich verlegen aus, als ich ihn eindringlich musterte.
„Das habe ich für dich gekocht", sagte er. Damit hatte er mir wirklich die Sprache verschlagen. Er schien es in meinem Gesicht ablesen zu können, denn er sagte: „Du solltest es erst probieren, bevor du es wertschätzst."
„Ich wusste nicht, dass du kochen kannst, abgesehen von den paar Eintöpfen, die du gemacht hast, als wir in den Illyrianischen Bergen waren."
Er grinste geheimnisvoll und da ich zu müde und zu hungrig war, um weiter nachzufragen, stürzte ich mich auf das Essen. Ich seuftze genüsslich auf, als ich den ersten Bissen nahm.
„Ich bin so froh, endlich wieder Fae essen zu mir nehmen zu können", sagte ich mit vollem Mund. „Im Land der Sterblichen schmeckte alles so fade und langweilig. Eigentlich war die größte Herausforderung, bei den Mahlzeiten nicht schnell den Wind zu teilen und mir etwas von hier zu holen."
„Dann bin ich ja froh, dass mein Essen deinen Ansprüchen gerecht geworden ist."
„Das solltest du auch, ich wäre dir sonst an die Gurgel gegangen", entgegnete ich mit vollem Mund und deutete drohend mit der Gabel auf ihn.
Sobald die üppige Mahlzeit in meinem Bauch ruhte, ließ ich mich satt und glücklich auf das Bett fallen. Eigentlich sollte ich hundemüde sein, aber ich war hell wach. Und jetzt, da meine Grundbedürfnisse befriedigt waren, richtete sich meine Existenz auf meinem Seelengefährten.
Seelengefährte und Verlobter.
Allein das zu denken, fühlte sich immer noch surreal an.
Ich stützte mich auf die Unterarme, um ihn anzusehen. Er bemerkte meine veränderte Stimmung und sein Blick schweifte an meinem Körper hinunter, der nur von dem Morgenmantel bedeckt wurde und an einigen Stellen meine Haut aufblitzen ließ, wobei meine Beine deutlich mehr freigelegt wurden.
„Glaub ja nicht, dass ich einfach so vergesse, wie erschöpft du bist. Auch ein Bad kann das nicht ändern", sagte er. Doch seine Flügel erzitterten vor nachlassender Selbstkontrolle.
Ich war tatsächlich zu Müde, um zu diskutieren, und schlüpfte unter die Decke. Einige Sekunden später senkte sich die Matraze hinter mir ab, und ein wohliges Seufzen entfuhr mir in dem Moment, als ich Cassians vertraute Wärme spürte.
Sein Arm legte sich um mich, eine Hand auf meinem Bauch. Ich schmiegte mich enger an ihn und seine Finger zogen langsame Kreise auf meine Haut.
„Bei den Göttern, ich habe dich so vermisst", hauchte er und sein warmer Atem streifte mein Ohr. „Ich kann meine Hände unmöglich bei mir behalten. Ich habe deinen Duft so sehr vermisst. Flieder und Salbei. Wann immer an dich gedacht hatte, hatte ich sofort deinen Geruch in der Nase. Er war überall, im Bett, in den Zimmern, wo du häufig warst, und in den ersten Wochen sogar an mir."
„Schön zu hören, dass ich dich auch während meiner Abwesenheit um den Verstand gebracht habe."
Seine Finger streiften wie zur Antwort über meinen Unterleib. Ich stöhnte leise und unwillkürlich spreizten sich Cassians Finger auf meinem Bauch.
„Dann hast du nie an mich gedacht, wenn du dich unruhig im Bett herumgewälzt hast und nicht schlafen konntest. Dann hast du nie daran gedacht, wie meine Finger deinen Körper zum erzittern bringen. Wie es sich anfühlt, wenn ich das hier mache..." Seine Fingerspitzen fanden meinen lustvollsten Punkt und übten einen gewissen Druck aus. Stöhnend drängte ich mich ihm entgegen.
„Deine Methoden, mich zum Einschlafen zu bringen, könnte man als zweifelhaft betrachten", erwiderte ich, so gut es ging.
„Warte, bis ich fertig bin, und sag das noch mal", raunte er, während er mich gleichzeitig weiter mit ruhigen, routinierten Bewegungen massierte. Mein Körper erzitterte jetzt schon. Diese paar Minuten stellten die sieben Monate mit, jetzt im deutlichen Vergleich, schwachen Fantasien von Cassian und seinen Händen sofort in den Schatten.
Er streichelte die Innenseite meiner Schenkel und küsste meinen Hals, nachdem ich meinen Kopf nach hinten fallen ließ, gegen seine Schulter.
„Das ist mein Mädchen", raunte Cassian atemlos, der ganz genau spürte, wie mein Körper unter seiner Hand reagierte.
Er trieb weiter seine Spielchen mit mir, bis jede Faser meines Körpers angespannt wie ein Bogen war. Erst dann drang er in mich ein. Und das tat er langsam, er ließ seine Finger in mir kreisen, dann berührte er eine sehr empfindliche Stelle in mir und ich hatte genug. Ich packte seine Hand und übernahm die Sache selbst. Sein heißer Atem liebkoste meine Haut, und er stöhnte, während ich seine Hand ritt.
Ich wollte mehr von ihm spüren, und ich drehte mich zu ihm um. Nur um zu sehen, dass er mich mit demselben ungezügelten Verlangen betrachtete, das ich in mir spürte.
„Aviana", hauchte er, dann senkten sich seine Lippen auf meine. Der Kuss war leidenschaftlich, wild und sanft zugleich und voller Liebe. Ein Kuss, in dem man ertrank, und mein Innerstes versank in einem Wirbelsturm der Gefühle.




Das Reich der Sieben Höfe - Licht Und KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt