chapter 45: Das Wunderkind

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Ich bin die Tochter einer alten Adelsfamilie aus Seimei no kuni, welche eng mit der königlichen Familie befreundet war. Kameko nannten mich meine Eltern. Kameko hieß so viel wie "Tochter der Schildkröte". Die Schildkröte galt als heiliges Tier bei uns, weshalb es eine Ehre war, diesen Namen zu tragen. Kameko Shimizu. Unser Familien-Clan galt nach der Königsfamilie als die am höchsten angesehene im ganzen Land, selbst in den anderen Ländern waren wir bekannt. Wir sind die beste Heilerfamilie überhaupt, jedoch erst wirklich ab meiner Geburt. Im Vergleich zu anderen Kindern hatte ich eine etwas andere Kindheit. Bereits wenige Wochen nach meiner Geburt konnte ich schon laufen, nach neun Monaten flüssig sprechen und nach zwei Jahren perfekt lesen und schreiben. Allgemein lernte ich Sachen, die man mir zeigte, im Handumdrehen und brauchte dafür kaum Zeit. Meine Eltern haben mich zwar gefördert, aber trotzdem relativ viel Freiraum gegeben. Ich musste im Gegensatz zu anderen Kindern nie lange zu Hause sitzen und lernen, aber ich habe auch nie lange gebraucht. Wir hatten ein für unsere Familie angemessenes mittelgroßes Anwesen mit einem Garten in der Nähe eines kleinen Dorfes. Wenn ich einmal nicht mit meiner großen Schwester im Garten spielte oder den Angestellten einen Streich machte, ging ich ins Dorf. Dort gab es eine kleine Lagerfeuerstelle, wo immer ein älterer Mann saß. Leider konnte ich mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Einmal die Woche gingen einige Kinder und ich zu dieser Stelle und hörten gespannt den Geschichten zu, die der Mann uns erzählte. Nie erzählte er eine doppelt, manchmal waren es sogar reale Geschichten. Eine hatte es mir besonders angetan. Der Mann sprach von einem unsichtbaren Wald am Rand von Shi no ji. ,,Dieser Wald wird von einer Barriere geschützt und lässt nur würdige Menschen in den Wald, für alle anderen sieht die Gegend wie normales Ödland aus." sagte er. ,,In diesem Wald leben Ureinwohner und Tiere, welche bei uns schon längst ausgestorben sind." Er behauptete, dass die Geschichte der Wahrheit entsprach, woraufhin ihn die Kinder bloß auslachten. ,,Warst du denn jemals da?" fragte eines der Kinder. ,,Nein, aber meine Mutter hatte mir davon erzählt." war seine Antwort. ,,Und du glaubst das einfach so, obwohl du den Wald selbst noch nie gesehen hast?" ,,Nur weil man etwas nicht sieht, heißt es nicht, dass es nicht da ist." Der Mann lächelte. Die Geschichte hatte mich so fasziniert, dass ich selbst Nachforschungen zu dem Wald anstelle, so saß ich zwei ganze Tage in unserer Bibliothek, um irgendetwas über diesem Wald herauszufinden, damals war ich fünf Jahre alt. Tatsächlich fand ich etwas. Der Wald war unter dem Namen "invisible forest" bekannt, also unsichtbarer Wald. Die Ureinwohner, welche in diesem Wald lebten, waren anscheinend sogar Vorfahren aus unserem Land. Ich wollte unbedingt dorthin gehen, doch meine Eltern winkten diese Geschichte als Fantasy ab, außerdem wurde der Krieg in Shi no ji immer schlimmer, was meinen Traum den Wald eines Tages zu sehen immer weiter verblasste. Ein Jahr später, als ich den Wald schon so gut wie vergessen hatte, brachten meine Eltern mir die Grundkenntnisse der Heilkunde bei. Genau wie auch bei allem anderen wurde ich auch in diesem Gebiet relativ schnell sehr gut und übertraf später sogar meinen Vater. Oft ging ich mit ihm zu seinen Patienten, um ihn zu unterstützen. Als ich eines Tages hinfiel und mir vor Schmerzen mein zerkratztes Knie hielt, wurde die Wunde wie durch ein Wunder geheilt, keine Schramme, keine Schmerzen, alles war weg. Ich besaß anscheinend Heilmagie. Nach diesem Vorfall experimentierte ich erstmal mit meinen Kräften und fand heraus, dass ich wirklich Verletzungen heilen konnten, jedoch nur kleinere Wunden. Wenn ich es dann bei größeren Verletzungen versuchte, bereitete ich mir selbst Schmerzen zu. Mein Vater und meine Mutter halfen mir dabei, meine Kräfte besser zu kontrollieren. Erst später erfuhr ich wirklich, dass ich eine Magierin war. Mit acht Jahren reiste ich mit meinem Vater dann durch die Länder, half mehreren seiner Patienten und trainierte meine Kräfte. Da mein Vater viele Patienten hatte, konnte ich auch gut üben, einmal musste ich einen Vater mit seinem Sohn verarzten, sie hatten ihre Wunden von einem Bärenangriff. Es war schon ein Wunder, dass sie überlebt hatten. Als zwei Jahre vergangen wahren, kehrten wir wieder in unser Dorf zurück, ich hatte bereits wieder einen neuen Traum: eine Schule für Heilmagie. Mithilfe meiner Eltern konnte ich noch im selben Jahr diese Schule eröffnen. Dort wollte ich unbedingt meine Heilmagie anderen Magiern beibringen und tatsächlich hatte ich viele Schüler, sogar Erwachsene. Nicht viele hatten Talent dazu, aber einige erfolgreiche Schüler hatte ich dann doch. Einige meiner Schüler, die den Unterricht erfolgreich absolviert hatten, gingen sogar in die Armee, um dort an der Front Leuten zu helfen. Ich fühlte mich so unfassbar glücklich. Alles, was ich mir je erträumt hatte, war endlich Wirklichkeit. Ich war der Stolz des Dorfes, nein des ganzen Landes. Mein ganzes Leben lief perfekt, bis zu diesem einen Tag...

Meine Schule stand gerade mein ein halbes Jahr, als ein neuer Schüler zu mir kam. Damals war er ungefähr an die 20 Jahre. Er erzählte mir, dass er durch die Länder reiste, um jegliche Art von Magie zu lernen und natürlich konnte ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen, weshalb ich ihn auch aufnahm. Doch für Heilmagie war nicht jeder bestimmt, das musste auch er am eigenen Leib erfahren. Ich merkte, dass in seinem Herzen etwas Dunkles war, was ihm beim Lernen der Heilmagie behinderte. Ich sagte ihm, dass er seine dunkle Seite ablegen müsse, damit er sein volles Potenzial entfalten kann, doch er hörte nicht auf mich, stattdessen gab er mir später die Schuld daran, dass er es nicht lernen konnte, da ich es ihm nicht richtig beigebracht hätte. Er gab mir die Schuld an seinem Versagen. Vor Wut fackelte er die Schule ab und das Feuer breitete sich über das halbe Dorf aus. Er verschwand und ich sah ihn nie wieder. An diesem Tag starben fünf Leute an dem Feuer und die Dorfbewohner gaben mir die Schuld daran. Unsere Familie zieht sogar weit abseits des Dorfes, weil wir nur noch beschimpft wurden, mit den Jahren ging es dann wieder, doch noch immer sahen uns die Leute skeptisch an, wenn wir durch die Straßen gingen, um zu einem Patienten zu gelangen. Mein perfektes Leben war zerbrochen und wurde von Unglück geplagt, doch dann traf ich ihn... 

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