chapter 44: Alte Bekannte

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,,Hast du deine Tasche fertig gepackt Souta? Waffen, Verbände, Lebensmittel?" ,,Sag mal wie redest du eigentlich mit mir? Ich bin älter als du, du bist doch nicht meine Mutter!" schrie er mich an. Bevor wir auf unsere Mission gingen, packten wir noch einige Sachen zusammen, falls wir länger als geplant unterwegs wären, man weiß ja nie. ,,Auf was für eine Mission gehen wir eigentlich?" Souta zog sich gerade ein neues Oberteil an. Im Schattenwald soll irgendein Wesen sein, welches abends Tiere auf Abenteurer jagt. Viele Leute denken, dass es sich um ein Werwolf oder etwas Ähnlichem handelte." Ich polierte mein Messer.  ,,Ach ja? Was denkst du denn von der ganzen Sache?" fragte er mich. ,,Wahrscheinlich sind die Leute einfach zu weit in das Revier der Tiere gegangen oder sind versehentlich einem Bau mit Jungtieren zu nahe gekommen. Das mit dem Wesen ist einfach nur ein Hirngespinst." ,,Und wenn es doch kein Hirngespinst ist?" Souta sah nachdenklich aus dem Fenster. Die Sonne verschwand langsam hinter den Gebäuden der Stadt. ,,Du glaubst doch nicht wirklich an diesen Schwachsinn oder?" ,,Wer weiß?" Souta drehte sich wieder zu mir. ,,In diesem Wald leben viele komische Gestalten oder warum denkst du, dass nur die hochrangigen Abenteurer sich abseits vom Waldweg bewegen?" Ich verdrehte meine Augen. ,,Du hast dir zu viele Horrorgeschichten angehört, Souta." Wir nahmen unser Gepäck und verließen das Zimmer. ,,Na Jungs, wieder auf der Suche nach neuen Mitgliedern?" fragte uns der Wirt lächelnd als wir an ihm vorbeiliefen. ,,Gerade nicht, wir gehen auf eine Mission im Schattenwald." Ich gab ihm unsere Zimmerschlüssel. ,,Passt gut auf euch auf, dort sollen viele eigenartige Kreaturen leben." warnte er uns. ,,Siehst du?" mischte Souta sich ein, worauf ich wieder meine Augen verdrehte. Da laut Zeugen das Wesen erst abends kommen soll, machten wir uns um 20 Uhr auf den Weg. Der Frühling in Gensanchi neigte sich langsam dem Ende zu und die Tage wurden wieder einigermaßen länger, doch heute ging die Sonne noch relativ früh unter. Als wir uns also auf den Weg machten, konnten wir noch den schönen bunten Himmel bewundert. Wir schlenderten durch die Straßen und sahen den Händlern dabei zu, wie sie langsam ihre Geschäfte schlossen. Nach circa 30 Minuten kamen wir am Wald an. Die Sonne war mittlerweile ganz hinter dem Horizont verschwunden und der Wald war von einem unheimlichen Nebelschwaden umhüllt. Ich schluckte meine Angst runter. ,,Willst du da wirklich hineingehen?" fragte Souta mich. Er musterte mich. ,,Sei kein Angsthase und komm endlich!" Er zog mich mit in den Wald, sonst wäre ich wahrscheinlich an Ort und Stelle stehengeblieben. Der Wald wirkte wie ausgestorben. Je weiter wir hineingingen, desto weniger Tier sah man, nicht mal mehr eine Eule war zu hören. ,,Weißt du was Souta? Lass uns einfach wieder umdrehen und sagen, dass wir nichts gefunden haben und sich die Leute keine Sorgen machen brauchen, okay? Vielleicht bekommen wir die Belohnung trotzdem." ,,Halt endlich die Klappe und komm endlich!" Souta gab mir eine Schelle. Im Busch neben uns fing es an zu rascheln, woraufhin ich anfing auf den nächst besten Baum zu klettern. Es war bloß eine Maus. Genervt sah Souta zu mir hoch. ,,Ähh ich bin hier bloß hochgeklettert, weil ich nach Hinweisen suchen wollte, von hier oben sieht man viel mehr, weißt du?" Angestrengt sah ich in die Ferne und tat so, als würde ich nach irgendwas suchen. ,,Kannst du dich auch nur einmal zusammenreißen Jishino?" Etwa eine Stunde liefen wir noch ziellos durch den Wald und fanden, wie ich schon vorher gedacht habe, rein gar nichts. Keine wütenden Tiere und auch kein unheimliches Wesen. Nach einer weiteren halben Stunde machten wir Rast. ,,Hoffentlich bekommen wir wirklich unsere Belohnung, wenn wir ohne etwas zurückkommen." sagte Souta. ,,Ach lass uns doch noch nicht aufgeben!" Ich aß ein Stück Brot. ,,Warst du nicht derjenige, der die ganze Zeit zurückwollte?" Er sah mich skeptisch an. Im selben Moment flog eine Fledermaus aus einem Baum, wieder erschreckte ich mich. ,,Du hast recht, wir sollten sofort von hier verschwinden!" Souta stöhnte genervt und packte seine Sachen wieder ein. Danach machten wir uns wieder auf den Rückweg, zumindest versuchten wir es, aber wir wussten schon nicht mehr, aus welcher Richtung wir gekommen waren. ,,Na super!" Mittlerweile war auch Souta mit den Nerven am Ende. Plötzlich nahm ich komische Geräusche wahr. Es klang, wie ein Knurren. Vielleicht ein Wolf, nein, es waren mehrere. Vier graue Wölfe kamen aus verschiedenen Richtungen und hatten uns bereits umkreist. ,,Naww guck mal Jishino, sind die nicht süß?" Souta versuchte einen von ihnen zu streicheln, zog die Hand aber sofort wieder weg, als der Wolf zu schnappte. Ich zog meine Messer. ,,Souta weg von den Wölfen, irgendwas stimmt mit ihnen nicht?" Souta war überfordert. ,,Was meinst du? Was ist denn mit ihnen?" fragte er. ,,Ich kann es nicht wirklich beschreiben, aber es sieht so aus, als würden sie nicht nach ihrem eigenem Willen handeln." ,,Du hast einen guten Blick, Jungchen." sagte eine unbekannte Stimme. Ich sah mich verwundert um, etwas entfernt von den Wölfen stand eine Gestalt im Dunkeln, auch Souta sah ihn. ,,Das ist es! Das ist das Wesen!" ,,Verschwindet von diesem Ort!" rief die Gestalt. Ich hatte Angst, große Angst, doch ich hielt meine Messer fest in den Händen und rannte auf das Wesen zu. Die Wölfe beachteten nur Souta, sodass ich ungehindert an ihnen vorbeikam. Als ich nah genug war, sprang ich die Gestalt an und rang sie zu Boden. Sie war zu meinem Glück kein übernatürliches Wesen, sondern nur ein alter Greis. Ich war erleichtert, dass es sich nicht um ein Monster handelte. ,,Ah! Geh von mir runter Bürschen! Du zerrst mir noch den Rücken." Ich half den Alten wieder auf die Beine. Er erschrak, als er mir ins Gesicht sah. ,,Ah! Dich kenne ich doch Kleiner." sagte er. ,,Hey Leute, ist ja schön und gut, dass ihr euch versteht, aber habt ihr nicht etwas vergessen?" Souta war nun von etwa zehn Wölfen umzingelt. ,,Hinfort mit euch!" rief der Alte, woraufhin die Wölfe wieder im Wald verschwanden. Entgeistert sah ich ihn an. ,,Entschuldigung, aber woher genau kennen Sie mich?" ,,Du warst damals noch ein Kind, aber wir haben am gleichen Kampfturnier teilgenommen. Erinnerst du dich? Also so einen talentierten Knaben wie dich kann ich nicht vergessen." Jetzt fiel es mir wieder ein. Der Mann hier war der gleiche, wie der Alte mit dieser komischen Aura damals, aber was tat er hier? Einige Stimmen näherten sich uns. ,,Hier sind doch komische Wesen!" sagte Souta und spannte seinen Bogen. Zwei Personen kamen zu, eine ältere edel gekleidete Frau, etwa genauso alt wie der alte Mann und das junge Mädchen, welches ich heute in der Stadt gesehen hatte. Bestürzt rannte die Frau zu dem Alten. ,,Was machst du bloß für Sachen!" schrie sie ihn an. Das Mädchen blieb vor mir stehen und sah mich mit ihren wunderschönen smaragdgrünen Augen an, zumindest glaubte ich, sie seien grün, durch die Dunkelheit war das schwierig zu erkennen. ,,Hey." sagte sie. Ich lief rot an, zum Glück konnte man es kaum sehen. ,,Mein Name ist Kameko, wie heißt du?"

Chronicle of Redemption Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt