chapter 6: Allein

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Ich war wieder im Killer Modus. Langsam lief ich die lange Straße entlang und suchte nach weiteren Feinden. ,,Jishino hör auf damit!" Meine Eltern und Shinju hatten mich eingeholt. ,,Du wirst noch sterben!" Ich umklammerte die beiden Messer. ,,Mama, Papa," fing ich an, ,,Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir müssen uns wehren." Mein Blick war eiskalt. Meine Mutter fing an, zu weinen. Ich ging weiter, ich ließ sie einfach hinter mir.

Schreie kamen vom Marktplatz. Ich beschleunigte meine Schritte. Es hatte sich bereits ein Aufstand gebildet. Es war ein Kampf zwischen Akui no aru und den verzweifelten Dorfbewohnern, welche sich vergeblich versuchten zu wehren. Sie waren kräftemäßig einfach deutlich unterlegen. Ich tummelte mich ins Geschehen und schaltete zwei weitere Soldaten aus, ohne dabei meine Messer zu verlieren. Mit Anstrengung versuchte ich das Schwert eines Soldaten aufzuheben, jedoch war es einfach zu groß und zu schwer für mich. Ich war halt noch immer nur ein Kind. Beinah hätte mich ein Soldat erwischt, ich konnte nur knapp ausweichen. Volle Kraft trat ich ihn gegen sein ungeschütztes Schienbein und zwang ihn in die Knie. Ich holte mit meinem Messer aus und schnitt ihm die Kehle durch, blutend ließ ich ihn zurück. Dieses Mal konnte ich nicht so schnell reagieren. Ich flog durch die Luft und knallte gegen eine Hauswand. Schmerzgekrümmt blieb ich liegen, als der Soldat langsam auf mich zukam. ,,Viel Spaß im Nirvana du lästiger Wurm." Er setzte zum Gnadenstoß an, wurde aber vorher von einem Schwert durchbohrt. Ich sah das Gesicht von meinem Vater. Er war also doch gekommen! Grinsend sah er mich an. ,,Ich kann doch nicht einfach meinen Sohn in einer so gefährlichen Umgebung alleine lasse." Ich war glücklich. Früher war er der Schüler von einem berühmten Schwertkampf Meister gewesen, zumindest behauptete er das immer, ich habe ihn vorher nämlich nie mit einem Schwert in der Hand gesehen. Er gab mir einen Daumen nach oben, aber seine Miene verdunkelte sich wieder. ,,Halt dich einfach an mich, ich bringe uns hier sicher raus." Rücken an Rücken schlugen wir uns langsam aber sicher einen Weg durch die Menge frei und konnten immer mehr Soldaten ausschalten. Die Dorfbewohner gewannen langsam aber sicher die Oberhand. Das Blatt wendete sich jedoch relativ schneller wieder, als ein Panzersoldat in die Menge stürzte. Ein Panzersoldat war wie der Name schon sagte ein sehr stark gepanzerter Soldat, welche die Aufgabe hatte den anderen den Weg so gut es geht, freizuräumen. Diese Soldaten sind sehr hartnäckig und ihre Rüstung ist kaum zu durchdringen. Er führte neben einem Schild auch noch eine gewaltige doppelseitige Streitaxt, mit denen er mehrere Dorfbewohner gleichzeitig plättete und uns auf Abstand hielt. Dieses Mal konnten wir nicht einfach losstürmen, wir mussten mit bedacht handeln, jeder Fehltritt war der sichere Tod. Keinen einzigen Treffer konnten wir landen und wir wurden immer weiter an die Wand gedrängt. Genau jetzt klarte mein Verstand wieder vollständig auf. Ich fühlte mich wie ein Baby, welches gerade auf die Welt gekommen ist: hilflos. Mit den beiden Messern konnte ich nichts mehr anfangen. Ich hatte vergessen, wie man mit ihnen umgeht. Was tat ich hier? "Töten!" Im Inneren meines Unterbewusstseins wiederholten sich diese Wörter immer wieder. "Töten! Um zu überleben, musst du töten!" ,,Achtung Jishino!" Mein Vater warf sich mit mir auf den Boden. Die Axt des Soldaten zerschmetterte die Hauswand. Wir konnten uns schnell vom Haus wegbewegen und hatten wieder mehr Platz. Auf der ganzen Straße lagen Leichen von Soldaten und Bewohnern. Ich suchte die Umgebung nach meiner Mutter und Shinju ab. Wo waren sie? Sie waren doch nicht etwa..? Nein! Mein Vater hatte sie bestimmt vorher an einen sicheren Ort gebracht. Ein Schrei. Er erschütterte meinen ganzen Körper. Ich erstarrte. Dieser Schrei kam von meiner Mutter!

,,Nun sieh mal einer an, wen haben wir den hier?" Ich erkannte die Person bereits an seinen schnippischen Unterton, bevor ich ihn noch sah. ,,Ihr wart doch diejenigen, welche bereits bei der Versammlung gestört hatten. Dass ihr hier am meisten Widerstand leistet, hätte ich euch gar nicht zugetraut." Ich drehte mich um. Der Polemarch stand einige Meter von uns entfernt, sein Schwert war auf den Hals meiner Mutter gerichtet. Sie weinte. Shinju war nicht bei ihr. ,,Ich habe wirklich fest daran geglaubt, dass euer Dorf mit uns kooperieren würde. Wir wollten das Dorf eigentlich größer und zu einem neuen Stützpunkt machen. Sehr schade. Ihr habt uns das versaut." Er entfernte sein Schwert von meiner Mutter und sah ziemlich mitgenommen aus. ,,Deshalb müsst ihr jetzt bezahlen!"

Was war passiert? Es fühlte sich so an, als würde die Zeit stehen bleiben. Ich sah auf. Nanu? Meine Mom kippte um, ihr Kopf rollte über die Straße. Das sadistische Lächeln vom Polemarch entwickelte sich zu einem gehässigen Lachen. Ich begriff die Situation noch nicht ganz. Meine Mama... War sie.. Tot? Mein Vater neben mir brach zusammen, kein einziges Anzeichen mehr von Kampflust. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand. Er hatte aufgegeben und ich stand wie angewurzelt da. Der Polemarch kam langsam auf uns zu. ,,Habt ihr wirklich gedacht, dass ihr paar Dörfler gegen uns eine Chance habt? Euer Tod war von Anfang an besiegelt." Seine Schwertspitze zeigte auf meinen Vater. ,,Irgendwelche letzten Worte?" Er hatte nicht mal mehr die Kraft, mich anzusehen. ,,Guck doch nicht so jämmerlich drein." Lachend verpasste der Polemarch meinen Vater eine und entfernte sich dann von uns. Ging er etwa? Ließ er uns doch am Leben? Ich spürte nur noch einen Windzug nahe an meinem Kopf und sah zu meinem Vater rüber. Sein Körper sackte zusammen, sein Kopf befand sich auf der Streitaxt des Panzersoldaten.

Meine Eltern waren tot, meine Schwester verschwunden und ich fühlte nichts, ich weinte nicht mal. Ich fühlte mich nur unendlich leer. Das letzte, was ich sah, war die hässliche Fratze des Polemarch, danach wurde ich ohnmächtig.

Nun war ich komplett alleine...

Chronicle of Redemption Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt