chapter 32: Vor dem Tor

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,,Hey Knirps, reich mir mal das Wasser." Dreieinhalb Tage waren wir bereits unterwegs. Dreieinhalb Tage, wo er mich wie einen Sklaven behandelt hatte. Gestern wollte er sogar von mir massiert werden, da er angeblich vom ganzen Laufen Verspannungen bekommen hatte. War der Typ wirklich ein A-Rang Söldner? Vielleicht war er ja ein Betrüger, bis jetzt hatte er seinen Bogen ja noch nicht benutzt. Ob er wirklich ein Betrüger war? Wahrscheinlich nicht, schließlich vertrauten Shiori und Yuzuki ihm. Vielleicht hatte er ja doch was drauf. Bis jetzt konnte ich nur von ihm herausfinden, dass er zwei Jahre älter als ich war und auch in Sukaiarō wohnte. Hatte er Geschwister? Lebten seine Eltern noch? Ich wusste es nicht. Ich hatte einige Male nachgefragt, aber er hat mich jedes Mal abgewiesen. Er ging mir wirklich auf die Nerven, aber ich hielt daran fest, dass sein Verhalten einen Grund haben musste, weshalb ich nicht böse auf ihn sein konnte. Wahrscheinlich redete ich mir einfach nur was ein. ,,Hey Kleiner, könntest du mich nochmal-" Mir war der Kragen geplatzt und warf mein Messer in Soutas Richtung. Nur knapp zischte es an seinem Kopf vorbei und blieb ihm Baum hinter ihm stecken. ,,Du nervst mich! Bis jetzt habe ich versucht, nett zu dir zu sein, aber das ist einfach unmöglich!" finster sah ich ihn an. ,,Beim nächsten Mal werde ich treffen." Anfangs wirkte Souta schockiert, doch nun lächelte er. ,,Soll das etwa eine Drohung sein? Weißt du eigentlich, mit wem du dich hier anlegst?" Ich stürmte auf ihn zu, stieß ihn um, zog mein Messer aus dem Baum und hielt es an seinem Hals, worauf dieser leicht anfing zu bluten. ,,Mit wem lege ich mich denn gerade an?" Ich sah tief in Soutas silberne Augen. Er seufzte. ,,Ich hatte dich gewarnt." Ruckartig lag nun ich auf dem Boden und Souta hielt mir seinen gespannten Bogen an die Stirn. ,,Wie hast du das-" ,,Hoffentlich lernst du daraus, denn beim nächsten Mal lass ich los." Er kam von mir runter und steckte Pfeil und Bogen wieder weg. Yuuki lag an einem Baum gelehnt und beobachtete das ganze Szenario mit ernster Miene. ,,So Leute, die Pause ist vorbei, lasst uns jetzt das weitere Vorgehen besprechen und danach aufbrechen. In wenigen Stunden werden wir wohl ankommen." Yuuki nahm sich einen Stock und zeichnete Figuren in den Sand, welche angeblich uns darstellen sollten, doch Souta ging daran vorbei und entfernte sich. ,,Hey, wo willst du hin Souta?" ,,Für so einen Kindergarten haben wir keine Zeit, außerdem habe ich meine eigene Taktik." Yuuki seufzte, stand auf und setzte sich auch in Bewegung. Ich machte es ihnen gleich.
Es waren nun etwa zwei Stunden vergangen, seitdem wir wieder aufgebrochen waren. Souta lief einige Meter vor uns. Niemand sagte ein Wort. Ein paar Minuten später ging Yuuki nun zu Souta. ,,Hör mal zu Souta, wir haben mittlerweile verstanden, dass du ein Einzelgänger bist und alles alleine regeln willst, aber so funktioniert das hier nicht. Wir sind ein Team und so müssen wir die Sache auch angehen, sonst werden wir alle bei dieser Mission sterben." ,,Ich scheiß auf eure Teamarbeit, schon immer habe ich alleine meine Aufträge perfekt erfüllt und das wird sich auch nicht ändern." Souta sah Yuuki dabei nicht mal an. ,,Was denkst du denn, warum Shiori dich dann nicht alleine geschickt hat, obwohl du doch so perfekt alles ausführst? Shiori vertraut dir, deshalb vertraue ich dir auch, aber diese Mission kann man nicht mit einer Einzelaktion entscheiden. Wir müssen uns perfekt aufeinander abstimmen und uns blind vertrauen können, sonst werden wir große Schwierigkeiten haben." ,,Du willst doch einfach nur am meisten von der Belohnung haben! Ich kenne solche Menschen wie dich! Ich lasse mich doch nicht von dir über den Tisch ziehen!" Wütend sah er Yuuki nun an. ,,Tut mir leid, falls ich bis jetzt so rüberkam, aber die Belohnung ist mir völlig egal. Ich will nur so viele Menschenleben retten wie möglich, selbst wenn ich dabei sterben werde. Ich stelle das Leben Unschuldiger über mein eigenes und das solltest du auch. Warum bist du Söldner geworden? Wegen dem Geld? So schätze ich dich nicht ein." ,,Was weißt du schon über mich hä?! Du hast doch keine Ahnung von meinem Leben und was ich schon alles durchmachen musste! Was interessiert mich das Leben fremder Menschen? Mir geht es einzig und allein um das Geld!" Souta brüllte durch den ganzen Wald, danach wurde er etwas ruhiger. ,,Du sagtest, dass du so viele Leben retten willst wie möglich und für dieses Ziel tötest du selbst, wie ironisch..." ,,Warum belügst du dich selbst Souta?" fragte Yuuki in einem ruhigen Ton. Soutas Hand zuckte kurz zu seinem Bogen, doch er ergriff ihn nicht. Schließlich sagte er dann: ,,Ich habe für alles meine Gründe." ,,Was denkst du eigentlich, wer du bist?!" Nun brüllte ich Souta wütend an. ,,Denkst du wirklich, dass du als einziger von uns ein schweres Leben hast? Weißt du eigentlich, was wir bis jetzt alles durchmachen mussten? Ich bin es leid zu hören, wie schwierig die Kindheit andere war! Auch ich hatte ein schwere Kindheit und trotzdem bin ich ein besserer Mensch als du es jemals sein wirst!" Nun zog Souta doch seinen Bogen und schoss ihn in meine Richtung. Ich wich dem Pfeil aus, doch er rannte bereits auf mich zu, drückte mich auf den Boden und saß wie vorhin schon wieder mit dem Bogen auf mich gerichtet auf mich drauf. ,,Vorhin habe ich gesagt, dass ich beim nächsten Mal loslassen werde, also sag mir, wo soll der Pfeil stecken?" ,,Hey ihr beiden! Hört sofort auf!" Yuuki trennte uns beide voneinander. ,,Wir haben viel wichtigere Probleme, seht selbst." Er zeigte an uns vorbei. ,,Wir sind da." Vor uns erhob sich ein riesiges hölzernes Tor. Wir waren angekommen.

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