chapter 26: Gespalten

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,,Jishino, das hier ist Shiori Aoyama. Sie ist eine Freundin von mir und auch gleichzeitig meine Auftragsgeberin. Außerdem leitet sie das größte Informationsnetzwerk für Söldner aller Länder." Ich sah sie an. Eine junge, sehr attraktive Frau, vielleicht um die 20 Jahre, mit langem braunen Haar und braunen Augen, desweiteren trug sie ein elegantes rotes Gewand. ,,Du bist also der junge Jishino, von den mir Yuuki schon so viel erzählt hat. Sehr erfreut." Sie reichte mir ihre Hand, ich erwiderte ihren Gruß. ,,Du musst wissen, dass ich mittlerweile seit 5 Jahren schon Söldner vermittle, auch diesen ungezogenen Burschen hier." Sie kniff Yuuki ins Ohr. ,,Hey was soll das? Lass mich los!" Yuuki befreite sich aus ihrem Griff. ,,Wie dem auch sei, Shiori hat mich mit dem Nozomi Soldaten vermittelt. Von dem Auftrag hatte ich dir ja bereits erzählt. Während meiner Abwesenheit wird sie auch dir Aufträge erteilen, irgendwann musst du ja auch auf eigenen Beinen stehen können." Aufträge! Ich werde meine ersten Aufträge bekommen! Das harte Training hat sich also doch gelohnt! Ich strahlte übers ganze Gesicht. ,,Wann wirst du denn eigentlich aufbrechen Yuuki? In einem Monat? Einer Woche?" ,,Morgen. Ich werde morgen früh aufbrechen." Yuuki sah mich nicht an, bedrückt blickte ich auf den Boden. ,,Tut mir leid Jishino, aber diese Information müssen so schnell es geht an die Front. Ich werde bald wieder zurück sein okay? In der Zwischenzeit wirst du bei Asuka und Haruko wohnen." Ich klammerte mich an meine Bettdecke. ,,Hey Jishino ich-" ,,Bist du wieder zurück bist, werde ich dich übertrumpft haben!" Ich brüllte das ganze Haus zusammen. Überrascht sah Yuuki mich an. ,,Wenn du wieder kommst, werden wir kämpfen und dieses Mal werde ich dich schlagen!" Yuuki fing an zu lachen. ,,Hahahaha, na sieh mal einer an. Deine Herausforderung weiß ich zu schätzen und werde sie liebend gerne annehmen. Enttäusch mich bloß nicht Jishino." Er boxte mir kumpelhaft gegen meine Schulter. Shiori räusperte sich und wandte sich an mich. ,,Also Kleiner, wenn du irgendwelche Fragen hast oder unbedingt auf eine Mission gehen willst, du findest mich fast immer in der Kneipe okay?" Sie zwinkerte mir zu. ,,In die Kneipe? Der Junge ist erst acht Shiori!" ,,Na und? Als Söldner muss er früher oder später eh oft in irgendwelche Kneipen gehen und weißt du auch warum? Dort bekommt man die besten Informationen her." Mit diesen Worten stand sie auf und ging zur Tür. ,,Bis bald Kleiner." Sie ging aus dem Haus. ,,Diese verdammte Frau. Die will sich doch nur wieder besaufen." ,,Bist du dir sicher, dass du schon morgen gehen willst?" ,,Ja, mein Entschluss steht bereits fest." Wieder sah ich zu Boden. Yuuki ging zu seinem Schrank und holte etwas heraus, auf den ersten Blick konnte ich nicht erkennen, was es war. ,,Das hier ist mein Glücksbringer." Er hielt mir eine Kette mit einem blauen Edelstein vors Gesicht. Sie sah sehr wertvoll aus. ,,Das ist eine Saphirkette. Ich habe sie vor vielen Jahren von einer guten Freundin bekommen musst du wissen. Ich hüte sie besser als mein eigenes Leben, deswegen trage ich sie auch nie. Ich möchte sie unter keinen Umständen verlieren. Bis ich wieder zurück bin, leihe ich sie dir aus, also gib gut auf sie acht Jishino." Ich sah mir die Kette genauer an. Die einfallenden Lichtstrahlen trafen auf den Edelstein, wodurch sie wunderschön glänzte. ,,Das kann ich nicht annehmen.  Wenn das wirklich dein Glücksbringer ist, solltest du sie lieber mitnehmen." ,,Nimm du sie bitte Jishino. Ich brauche kein Glück, ich schaffe das auch so, aber bei deinem Training gibst du immer zu schnell auf, wenn es mal nicht gut läuft. Also wenn du wieder mal nicht weiterkommst, guck dir einfach die Kette an, sie wird dir neuen Mut verleihen." Yuuki legte die Kette in meine Hand und schloss sie. ,,Ich werde zurückkommen und danach werden wir wieder kämpfen, so wie früher okay?" Ich lächelte ,,Ja, so wie früher."

Am nächsten Morgen standen Asuka, Haruko und ich am Dorfausgang, um uns von Yuuki zu verabschieden. ,,Vergess nicht Yuuki, bis du wieder zurück bist, werde ich dich überholt haben!" ,,Na das will ich doch stark hoffen." Er tätschelte mir den Kopf. ,,Pass auf dich auf okay?" sagte Haruko und sah dabei schüchtern zu Boden. ,,So schnell bekommt man mich schon nicht klein!" Er grinste breit. ,,Bring mir was schönes mit, hörst du Yuuki? Ich habe momentan nichts mehr zum experimentieren." Yuuki gab Asuka eine Kopfnuss. ,,Hey was sollte das?" ,,Ich bin im Kriegsgebiet und nicht im Urlaub du hohle Nuss!" ,,Sei doch nicht immer gleich so fies!"
Nachdem sich jeder ausführlich verabschiedet hatte, verließ Yuuki winkend das Dorf. Eine Träne rollte meine Wange hinunter, danach wurden es immer mehr und mehr.
,,Du machst dir Sorgen um ihn, habe ich recht?" Asuka sah ihm weiter hinterher, ich nickte. ,,Weißt du Jishino, von uns allen hat Yuuki wohl am meisten hinter sich. Als Kind wurde er aus seinem Dorf vertrieben und musste Jahre lang alleine im Wald überleben. Damals war er erst fünf. Niemand hatte ihm was beigebracht, alles musste er sich selber beibringen. Als er dann später von Leuten aus unserem Dorf gefunden wurde, war er weder ausgehungert, noch krank oder schüchtern. Stattdessen griff er unsere Händler mit selbstgemachten Steinwaffen an. Als er gefunden wurde, war er so alt wie du, drei Jahre lang hat er die Wildnis überlebt, also wird er auch das überleben, du musst ihm vertrauen." Sie lächelte mich an. Ihre pinken Haare wehten sanft ihm Sommerwind. Asuka hatte recht, ich musste in seine Fähigkeiten vertrauen. Meine Sorgen waren wohl unbegründet. Asuka und Haruko gingen bereits zurück, doch ich saß noch eine ganze Weile dort und sah auf den Weg, mit dem Yuuki das Dorf verlassen hatte. >>Hast du dir wirklich Sorgen über Yuukis Leben gemacht oder hattest du Angst, wieder allein zu sein?<< Monatelang hatte ich es verdrängt, doch die Stimme war nicht verschwunden. Ich dachte ich könnte sie kontrollieren. >>Du mich kontrollieren? Das ich nicht lache! Ich kontrolliere dich!<< Die Stimme in meinem Kopf lachte laut und verschwand wieder. Ich ging zu Boden und konnte mich kaum bewegen. Langsam zog ich Yuukis Kette aus meiner Tasche und presste sie an meine Brust. ,,Bitte Yuuki, komm zurück!"

Chronicle of Redemption Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt