chapter 3: Erinnerung

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Ein grelles Licht blendete mich. War ich bereits tot? Komme ich nun in den Himmel? Schmerz. Können Tote Schmerz empfinden? Unwahrscheinlich. Ich lebe also noch. Nach wie vor gehorchte mir mein Körper nicht und jede Anstrengung, ihn zu bewegen, schmerzte nur noch mehr. ,,Halt still, du tust dir nur unnötig weh." Eine unbekannte Stimme. Ich versuchte mich aufzurichten, um zu sehen, wer mit mir sprach. Schmerz.
,,Idiot, du sollst liegen bleiben. Ich verwunde nur mal eben deinen Vater und bringe euch dann nach Hause."
,,W-was mit B-B-Bär?" Mehr bekam ich nicht raus. ,,Den habe ich erledigt, aber ihr habt gute Vorarbeit geleistet." Er ging zu meinem Vater. Die Schmerzensschreie zerrissen meine Seele. ,,Der Bär hat ihn den Rücken aufgeschlitzt, ich habe die Wunde desinfiziert und mit Verband die Blutung gestoppt. Dir kann ich leider nicht wirklich helfen, aber ich bringe euch jetzt erstmal in euer Dorf." Der Mann nahm mich hoch und setzte mich auf das Pferd. Meine Schmerzen waren noch immer da, aber immerhin konnte ich mich wieder einigermaßen bewegen. Ich musterte den Mann, er war von in einer schimmernden Rüstung gehüllt, an seiner Seite trug er ein Schwert. Er war ein ,,Nozomi" Soldat aus unserem Dorf.
Ein paar Mal habe ich ihn bereits am Markt gesehen. Ob meine Mutter ihn wohl zu uns geschickt hatte, weil sie sich Sorgen machte? Gut möglich. Momentan war mir alles egal, solange ich einfach sicher nach Hause komme.
Mein Vater saß auch bereits auf dem Pferd. Der Verband kann die Blutung nicht mehr lange stoppen. Der Soldat führte sein Pferd in Richtung Dorf. Immer mehr Schnee fiel vom Himmel. Jeder Atemzug brannte.
Da war es. Unser Haus war in Sichtweite. Meine Mutter stand bereits vor der Tür, ihre Besorgtheit konnte man ihr förmlich vom Gesicht lesen. Sie brach in Tränen aus, als sie uns sah.
,,Da seit ihr ja endlich, ich habe mir solche Sorgen gemacht! Wo wart ihr bloß die ganze Zeit? Was ist passiert?"
,,Die beiden hier wurden von einer Bärendame angegriffen. Sie haben sich sehr tapfer geschlagen, aber beide müssen von einem Arzt behandelt werden."
Wir konnten vom Glück reden, dass die besten Ärzte aus Semei no kuni in unserem Dorf für heute da waren. Der Arzt brachte seine Tochter Kameko mit, welche mit ihrer Magie die Wunden meines Vaters schloss und mir einige Knochen wieder richten konnte. Der Rest musste von alleine heilen. Sie gaben uns Medizin für die nächsten Tage und gingen dann.
Einige Tage waren vergangen und ich durfte mich wieder freier bewegen. Deshalb beschloss ich, an meinen Lieblingsort zu gehen. Ein großer Kirschblütenbaum, etwas abseits vom Dorf. Dort spielten mein früherer bester Freund und ich kletterte oder sonst was. Außerdem haben wir hier auch oft Zeichen oder ähnliches reingeschnitzt.
Vor einem Jahr zog er mit seiner Familie in die Großstadt, trotzdem besuchte ich fast jeden Tag diesen Baum, damit ich ihn nicht vergaß.
Es fing wieder an zu schneien, doch ich blendete es aus, ich blendete alles aus. Ich konzentrierte mich nur auf meine Gedanken. Ein Jahr ist es her, es kam mir aber wie eine halbe Ewigkeit vor.
,,Jishino!" Meine Mutter rief mich zum Mittagessen. Ich trabte langsam Richtung Haus. Meine kurzen blonden Haare wurden vom Wind zersaust. Meine Hände waren eiskalt, all das habe ich bis eben verdrängt. Ich wärmte mich zu Hause auf und aß den Eintopf meiner Mutter.
Heute war wirklich ein schöner Wintertag. ,,Jishino?" Shinju sah mich mit großen Augen und Schmollmund an. ,,Können wir draußen im Schnee spielen? Bitte, bitte, bitte!" ,,Natürlich Shinju, ich esse nur eben schnell auf, okay?" Mit einem strahlenden Lächeln rannte sie durch das Haus und zog ihre Wintersachen an. Auch ich wollte gerade meine Sachen anziehen, als die Dorfglocke ertönte...

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