chapter 35: Misstrauen (I)

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Ständig sah ich mich nach Yuuki und Souta um. Es glich einem Wunder, dass Yuma noch nicht misstrauisch wurde, oder er ließ sich bloß nichts anmerken. ,,Das rote Zelt hier rechts ist übrigens unser Lazarett, aber da momentan weder wir noch die Nozomi Armee kriegerisch aktiv sind, wird es zur Zeit nur für die ganzen betrunkenen Soldaten verwendet." Er lächelte mich an. Nein, Yuma konnte mich unmöglich verdächtigen, oder? Während der ganze Führung hatte ich nun drei Soldaten ausgeschaltet, Yuuki und Souta kamen bestimmt besser voran. Wie konnte bis jetzt noch keine Leiche gefunden worden sein? Ich hatte ein ganz mieses Gefühl. Da ich gerade keine Gelegenheit fand, weitere Soldaten zu töten, versuchte ich Yuma auszuhorchen. ,,Hey Yuma, in unserem letzten Stützpunkt hatte uns niemand erzählt, warum wir eigentlich hierher geschickt wurden. Einige von uns spekulierten, dass wir uns auf eine Großoffensive vorbereiten, stimmt das?" Mit fragenden Augen sah Yuma mich an. ,,Großoffensive? Nein sowas war nicht geplant, zumindest nicht in nächster Zeit. Wir bereiten uns gerade auf den kommenden Winter vor, es sind zwar noch drei Monate, aber hier findet man später keine Nahrung mehr, deswegen fangen wir gerade an, so gut es geht bereits zu sammeln. Ihr seid hier, um uns zu helfen." Ich verstand nun gar nichts mehr. Hatte Shiori etwa falsche Informationen bekommen? Da fiel mir doch wieder was ein...
,,Kiyoshi!" Yuma und ich drehten uns um. ,,Kiyoshi wo bist du?" Ein Soldat in unserer Nähe schien wohl nach jemanden zu suchen. Yuma sprach ihn an. ,,Hey Daiki, was ist los?" ,,Kiyoshi ist weg! Seitdem er seine Schicht vor einer dreiviertel Stunde begann, kam er nicht mehr zurück! Er sollte sich eigentlich direkt danach bei Polemarch Nishizawa melden!" Nishizawa... warum kam mir dieser Name so komisch vertraut vor? ,,Vielleicht hat er es ja vergessen und hat sich irgendwo schlafen gelegt, er wird sich hier schon irgendwo rumtreiben." Yuma versuchte ihn so gut es ging zu besänftigen. ,,Das dachte ich am Anfang ja auch, aber als ich zu seinem Posten ging, waren dort überall Blutspritzer, weshalb ich mir anfing Sorgen zu machen." Der Soldat, er hieß anscheinend Daiki, schien sehr verzweifelt zu sein. Yuma sah mich bittend an. ,,Wäre es für dich in Ordnung, wenn du von hier aus alleine weitergehst? Ich werde dann in der Zwischenzeit mit Daiki nach Kiyoshi suchen." Ich nickte. Blut am Wachturm also... Yuuki oder Souta hatten direkt am Anfang bereits einige Probleme, hoffentlich geht es ihnen gut...

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Souta stand nun schon volle zwei Minuten mit offenem Mund vor einer Truhe mit einem riesigen Arsenal an Pfeilen. Noch nie zuvor hatte er so viele verschiedene Pfeile gesehen. Bombenpfeile, entzündbare Pfeile, ja selbst Drachenzahnpfeile lagen in der Kiste. Gierig nahm Souta eine großzügige Menge von allen Pfeilen und verließ die Waffenkammer durch ein Loch in der Mauer, durch welches er auch bereits in den Raum gelangt war. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, schlenderte er seelenruhig über das Gelände und setzte sich ins Gras an einem kleinen Teich. Das Wasser war so klar, dass man den Boden sehen konnte. Souta sah in den Himmel und dachte nach. ,,Wie soll ich jetzt am besten weiter vorgehen?" ,,So langsam sollten wir versuchen, an Informationen zu kommen." Yuuki hatte sich zu Souta gesetzt. ,,Wie viele hast du bereits getötet Souta?" ,,Es müssten elf gewesen sein, wie sieht es bei dir aus?" ,,14, aber hier laufen trotzdem noch an die 200 Soldaten rum. Es sind einfach zu viele." Yuuki spielte mit seinem Messer. Souta sah ihn an. ,,Du sag mal Yuuki, was hältst du von dem ganzen hier? Sieht das für dich so aus, als würden die demnächst angreifen?" ,,Nein, ich glaube nicht mal, dass sie in den nächsten Monaten überhaupt angreifen werden. Es ist alles so komisch. Ob wir irgendwas übersehen haben?" Yuuki stand wieder auf. ,,Nichtsdestotrotz haben wir eine Mission zu erledigen. Wir sollten nun erstmal weniger töten. Misch dich unter die Leute und finde etwas über ihre Pläne und ihrem Polemarch heraus." ,,Was wirst du in der Zwischenzeit tun?" Auch Souta war wieder aufgestanden. ,,Jishino suchen, ich habe das Gefühl, als würde er Probleme haben."

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Vollkommen hilflos irrte ich über das riesige Gelände ohne jegliches Ziel. Nishizawa..., warum kam mir dieser Name so bekannt vor? Ich sah mich um. Eine Höhle etwa 100 Meter von mir entfernt, gelangte in mein Blickfeld. Ich näherte mich dem Eingang. ,,Hey Kleiner, der Zutritt ist für normale Soldaten wie uns verboten." Ein Soldat zog mich zurück. ,,Oh tut mir leid, das wusste ich nicht." ,,Wie du wusstest das nicht? Bist du neu hier?" Ich nickte. Der Soldat musterte mich. ,,Ach du bist bestimmt der Soldat, den Yuma vorhin rumgeführt hatte richtig?" Wieder nickte ich. ,,Warum genau ist der Zutritt in die Höhle für uns verboten?" fragte ich. ,,Dort bespricht sich der Polemarch immer mit einigen hohen Tieren über das weitere Vorgehen, sonst dürfen nur seine Leibwächter ihn in die Höhle folgen." Die Höhle hatte mich bereits in ihren Bann gezogen. Dort war der Polemarch, so nah. ,,Bring ihn sofort ins Lazarett! Vielleicht schaffen wir es noch!" ,,Er hat keinen Puls mehr, wir verlieren ihn!" ,,Scheiße er atmet nicht!" Zwei Soldaten trugen einen schwer verwundeten Soldaten in Richtung Lazarett. Einer der beiden Soldaten erkannte ich als Daiki. Yuma kam hektisch auf mich zu. ,,Yuma, was ist passiert? Wer ist der Verwundete?" Er hatte Tränen in den Augen. ,,Wir haben die Leiche von Kiyoshi gefunden."

Chronicle of Redemption Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt