Kapitel 2

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Am Weg zur Schule trat ich meine Freundin, Zoey.Wir kannte uns schon seit den alten guten Sandkistenzeiten und waren damals unzertrennlich gewesen .
Obwohl wir uns mit den Jahren immer mehr auseinander gelebt haben und völlig verschieden sind,hielten wir immer zusammen.
Optisch war ich so ziemlich das Gegenteil von Zoey.Während ich wie mein Dad schwarzhaarig und braunäugig war,hatte sie hellblonde,hüftlange Korkenzieherlocken.Neben ihr fühlte ich mich mit meinen runden Hüften und stämmigen Beinen immer mehr wie ein hässliches Entlein.Zoey hatte Maße die einem Model glichen,daher war es auch nicht wirklich ein Wunder,dass sie zu den beliebtesten Mädchen der Schule galt.
Früher spielte es noch keine Rolle für mich, wer die Schönere von uns war,da gab noch es keine Jungs mit denen ich meine ehemalige beste Freundin teilen musste.
Doch das schien alles schon Ewigkeiten her,seit wir auf der Highschool gingen,war unsere Freundschaft nicht mehr das was sie einmal war.
Im Gegensatz zu Zoey hatte ich mich im Verlauf der Zeit immer mehr zu einer grauen Maus entwickelt.Die meiste Zeit versteckte ich mich hinter meinen Büchern und versuchte nicht besonders aufzufallen.Eigentlich hatte es mir nie wirklich etwas ausgemacht die Unsichtbare zu sein,doch immer wenn ich mich mit Zoey verglich,die immer mehr Zeit mit ihren neuen Freunden verbrachte und mich immer weniger beachtete,wünschte ich mir manchmal so sein zu können wie sie.
„ Alice,träumst du?“,sagte Zoey und setzte meinen inneren Monolog ein Ende.
„Oh sorry,ich war grad in Gedanken versunken.“
„Bist du das nicht immer?“,Zoey kichert,dieses typische,helle Mädchengekicher.
Ich antwortete nicht.
Plötzlich wurde sie ernst.
„Hey,hast du irgendwas?Du bist total blaß.“
Verdammt,sie kannte mich einfach zu gut,es war einfach unmöglich etwas vor ihr zu verbergen.
Ich spürte wie mir die Tränen hochkamen.Scheiße,ich darf jetzt nicht heulen.Auf keinen Fall.
Auf keinen Fall.Auf keinen Fall,redete ich mir ein.
„Alice,hast du irgendwas,du weißt doch,das du immer mit mir reden kannst?“,sie blieb abrupt stehn und schaute mir in die Augen.
Ein Atmen , aus Atmen und jetzt ja nicht die Fassung verlieren.
„Nein,es ist alles okay...es ist nur mein Vater...“
Ich brach ab.Zoey schwieg,was nichts anderes hieß,als dass ich weiter reden sollte
„Er ist abgehauen...“
„Oh Alice,dass tut mir so leid für dich.Aber bitte mach dir keine Gedanken mehr deswegen.Es ist besser so.Er hat dich geschlagen,Alice.Solche Leuten brauchst du echt nicht hinterhertrauern.“
„Zoey,du verstehst das nicht.Natürlich er hat Fehler gemacht,aber wer macht das nicht.Aber das ändert nichts daran,dass er mein Vater ist,ich liebe ihn.“
Wütend wischte ich mir die Tränen von der Wange,verdammt ich hatte mir doch fest vorgenommen nicht zu weinen.
„Ach Alice,hör auf zu weinen“,versuchte mich Zoey zu trösten und gab mir eine kleine Umarmung.
„Komm,lass uns einen Schritt zu legen,in fünf Minuten beginnt der Unterricht.Heute kommt doch der neue Schüler,da wolln wir doch nicht zu spät sein.“,sagte sie und zwinkerte mir zu.
Ich lächelte.
„Stimmt,das hab ich ja total vergessen.Weißtdu wie er heißt?“
„Ja,er heißt Tristan.Er ist vor kurzem hierher gezogen und soll angeblich total heiß sein.Naja,wir werden sehn.“
„Hoffentlich ist er nicht so ein Arschloch wie die andern Jungs“,meinte ich und betrat hinter meiner Freundin das Schulgebäude.

Engel müssen HungernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt