Kapitel 21

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Mein Herz raste wie ein Maschinengewehr,als das Kamera Team samt Ausstattung vorne an der Rezeption ankam.Alles hatten wir bis tief in die Nacht,natürlich heimlich,da wir ja schon hätten schlafen sollen,durchgeplant und nun war es endlich so weit.Jeder von uns hatte eine kleine Rolle,die in dem Video gegen Schönheitsideale und deren Folgen Magersucht und Bulimie,zu spielen.Natürlich war uns allen bewusst,dass der Spot vermutlich in ganz Deutschland ausgestrahlt wird,aber wir wollten die Leute erreichen und sie von den Gefahren warnen.Die Wut in uns,spornte uns an.Die Wut auf die kranke Gesellschaft,die einem vorschreibt abzunehmen und dünn zu sein,wodurch viel zu viele Mädchen und auch wenn seltener, Jungs auf dieser Welt eine lebensgefährliche Essstörung entwickeln.
„Nun gut,schön euch alle zu sehen.Ich bin der Regisseur und werde,dass hier alles leiten.Gebt euch Mühe,dieses Video ins Fernsehen zu senden kostet viel Geld.",begrüßte uns mein Vater,und auch wenn mein Körper unter Adrenalin stand und ich am liebsten von ihm weggerannt wäre,war ich froh dass er sein Versprechen gehalten hatte.
Als erstes kam Liz an die Reihe.Sie war ein sehr selbstbewusster Mensch und so hatte sie auch kein Probleme vor der Kamera zu stehen.Danach war Bella dran,die sich bereiterklärt hatte sich mit der Sonde in der Nase filmen zu lassen.Sie zitterte am ganzen Körper,als der Kameramann „Klappe zu" rief,was jedoch perfekt in die Szene hineinpasste.
Nach Leonie,Amelie und Vanessa,wurde ich vor die Kamera geholt.Ich wusste was zu tun war.Ich musste mich bis auf die Unterwäsche ausziehen,mich vor den Spiegel stellen und „Ich bin so fett"sagen.Es war mir so unangenehm,aber ich konnte doch jetzt keinen Rückzieher machen.Erstens war es meine Idee und zweitens hatten es die anderen auch alle geschafft.
Ich versuchte,alles um mich herum auszublenden und mich nur auf meine Rolle zu konzentrieren und wirklich zu fühlen ,was ich tat und sagte.
Das war einer der Vorteile,wir brauchten nicht zu schauspielern,da wir einfach nur wir selbst sein brauchten.
Als die Dreharbeiten vorbei waren und mein Vater samt seinem Team weg war,spürte ich wie die Anspannung,die sich in mir festgekrallt hatte,langsam entwich.
Auch Vanessa mit der ich gemeinsam auf meinem Bett saß ,merkte dass ich entspannter war.
„Was war eigentlich los?Du warst die ganze Zeit total unruhig und hast dich die ganze Zeit gekratzt."
„Echt?",fragte ich und starrte erstaunt auf meine Arme."Du hast Recht.Ich merke dass überhaupt nicht,wenn ich so was tue.Es war wegen meinem Vater.In seiner Gegenwart kann ich einfach nicht wirklich entspannt sein.Er hat mir so gar seine neue Nummer gegeben und gesagt ,dass ich ihn jeder Zeit treffen kann.Aber momentan schaff' ich das glaube ich noch nicht.Es ist mir einfach ein Rätsel ,wie er sich so verändert hat und sich plötzlich sogar entschuldigt und jetzt alles versucht wieder gut zu machen.Irgendwas kann da nicht stimmen."
„Sei einfach nicht so misstrautisch und geb' ihm eine zweite Chance.Manchmal ist es besser man glaubt den Menschen einfach,als es immer zu hinterfragen."
Ich nickte.Ich wünschte,ich könnte Vanessas Worten folgen und einfach einen Neustart beginnen.Aber da war mein Instinkt,der mir sagte,dass ich meinem Vater noch nicht vertrauen konnte,dass da etwas faul war.
Es klopfte an der Zimmertür.Ein Mal lang und zwei Mal kurz,das musste Schwester Mary sein.
„Herein",riefen wir beide im Chor.
„Alice,es ist wieder Besuch für dich da."
Ich erstarrte,als man mich das letzte Mal wegen Besuch geholt hatte,hatte ich mir gewünscht,lieber im Zimmer geblieben zu sein.
„Wer ist es denn?",fragte ich deshalb scheu,doch Mary,die immer Feuer unter ihren Füßen hatte, war schon weiter eilig gehastet.
Also stand ich zögernd auf und tappte vorsichtig Richtung Besucherraum.Als ich vor der Tür stand hielt ich inne.Doch bevor ich eine Entscheidung treffen konnte,lachte hinter mir eine wohlvertraute Stimme.:"Hier bin ich,Alice."
In Zeitlupe drehte ich mich um,und schaute mit rasendem Herz in Tristans makelos geformtes Gesicht.Die ganze Zeit hatte ich versucht ihn zu vergessen,doch jetzt war es so weit.Ich musste mich meiner Vergangenheit stellen und meine Gefühle endlich eingestehen.

Engel müssen HungernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt