Kapitel 16

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Eine kleine,nette Aufseherin empfing mich mit einem warmen Lächeln : „Hallo,mein Name ist Mary und ich bin eine der Betreuerinnen.Du musst also Alice sein.Schön dich kennen zu lernen."
Scheu lächelte ich zurück und spähte neugierig an ihr vorbei,in den Gemeinschaftsraum.
Marry die wohl meinen Blick gefolgt war sagte :„Wenn du willst kann ich dich gleich den anderen vorstellen."
Mit einem Nicken gab ich ihr zu verstehen,dass ich einverstanden war,und folgte ihr zu den andern Patienten.
„Hi,ich bin Liz",stellte sich mich einem großem Mädchen mit langen schwarzen Haaren vor.Freundlich streckte sie mir ihre Hand entgegen.Ich wollte ihren Händedruck erwidern,als mein Blick auf ihre Arme fiel.Geschockt starrte ich auf die vielen,dünnen,roten Striche,was ihr natürlich nicht entging.
„Oh,endschuldige,dass ich meine Narben nicht verdeckt habe.Wie du dir ja jetzt denken kannst,bin ich eine Ritzerin.Wenn ich dich der Anblick stört,kann ich mir schnell einen Pulli anziehen."
Mit hoch rotem Gesicht stotterte ich :„Ähm tut mir leid.Ich wollte nicht unfreundlich sein,natürlich stört es mich nicht."
Nach dieser kleinen,peinlichen Situation,wurden mir die restlichen Mädchen vorgestellt.Mindestens die Hälfte von ihnen waren auch wegen Magersucht hier. Ich erschrak bei dem Gedanken,dass ich zu ihnen zählte.Sah ich etwa genauso aus gehungert und krank,aus wie die klapprigen,blaßen Gestalten,die mich mit leeren,ausdruckslosen Augen von oben bis unten durchcheckten. Augenblicklich begann mein Herz,wie ein Maschinengewehr,zu rasen.Warum zum Henker musterten mich die Mädchen so?Nein,natürlich war ich nicht so dünn wie sie.Im Gegenteil wahrscheinlich waren sie nur verwundert wie so ein fettes Mädchen wegen Magersucht stationär aufgenommen wird.
Als ich mich den restlichen Patienten vorgestellt hatte,rief uns die Pflegerin zum Mittagessen.Beim Wort Essen strömte ein Schub Adrenalin durch meinen Körper.Am liebsten hätte ich jetzt einen meiner Standartsprüche heruntergeleiert,wie schon gefühlte tausendmale : „Nein,ich habe keinen Hunger.Wirklichnicht,mit mir ist alles in Ordnung,ich hab nur momentan keinen Appetit."
Doch stattdessen setzte ich mich stumm an den großen runden Tisch,und starrte entsetzt auf die riesengroßen Portionen die sich vor meinen eben servierten Teller stapelten.
Mit den Worten „Guten Appetit",eröffnete Mary,den Kampf,zumindest für mich und die anderen Mädchen,mit Essstörungen.
Während ich mir in Zeitlupentempo eine Gabel Reis in den Mund,beobachtete ich erstaunt,wie die zwei dürren Mädchen gegenüber von mir,ihr Essen gierig herunterschlangen.
Nachdem sie beide ihren Berg Nudeln innerhalb von ein paar Sekunden verputzt hatten,fragte die eine,ich glaube ihr Name war Rue : „Darf ich Nachschlag haben?"
Mary schüttelte den Kopf und sagte,was mich noch mehr verwunderte : „Nein,ihr wisst warum."
Das Mädchen neben mir jedoch schien das Essen genauso schwer zu fallen,wie mir.Sie piekste sich einzelne Erbsen aus den Reis und ich hatte das Gefühl sie kaute sogar eine Spur langsamer als ich,was mich irrsinnig ärgerte.Ich hasste es wenn ich schneller aß,als andere.Sofort kam ich mir total gefräßig,obwohl ich gerade mal mühsam drei Gabeln Reis geschafft hatte.
„Ich kann nicht mehr",sagte ich plötzlich und schob den Teller von mir.
Mary zog die Augenbrauen hoch,sodass sich noch zusätzliche Falten auf ihrer Stirn bildeten : „Hier steht niemand auf,bevor nicht der Teller leer ist.Ich weiß,dass ist schwierig für dich,aber so sind hier mal die Regeln."
Liz,die links neben mir saß,drückte mir die Hand.
„Komm' das schaffst du.Zeig deiner verdammten Krankheit,dass du sie nicht mehr brauchst und gesund werden willst."
Aufmunternd lächelte sie mich an.
Plötzlich stieg kochende Wut in mir hoch.Verdammt nochmal,Liz hatte Recht,jetzt war ich doch tatsächlich hier in der Klinik gelandet und war immer noch nicht im Stande mehr als drei Gabel Reis zu essen.Es war wirklich an der Zeit,was zu ändern.Ohne Nachzudenken,würgte ich einen weitere Bissen Reis runter.Danach noch einen und noch einen.Ich fühlte mich wie in Trance:Gabel in den Mund stecken,Kauen, Runter schlucken. Gabel in den Mund stecken,Kauen , Runter schlucken. Und so weiter.
Ich zwang mich,auch wenn es mich widerte,alles aufzuessen.Danach fühlte ich mich schrecklich aufgebläht und fett ,aber trotzdem war ich auch stolz.Es war meine erste richtige Mahlzeit seit Monaten.

So meine Süßen, wie gefällt euch bisher meine Story? Würde mich sehr über Votes und Kommis freuen
Euch ein schönen Freitag

ElenasWorld

Engel müssen HungernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt