Kapitel 32

162 9 1
                                    

Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, wusste nicht wie lange ich im Badezimmer saß, mir meine Haut auf schnitt, und meine Sicht mit einem Schleier von Tränen verschwamm. Wie so lasst man mich nicht einfach sterben? Süßer Tod, wann holst du mich endlich? Oft habe ich daran gedacht mich umzubringen, meinem Leben endgültig ein Ende zu setzen. So komisch es auch klingt, mein Stolz hielt mich davon ab, denn ich hatte mir geschworen zu kämpfen und wenn es Jahre dauern würde.
Ich werde nicht aufgeben, niemand wird mir je nach sagen können, ich sei feige und schwach gewesen. Obwohl ich mir denke, dass nicht viele Menschen betroffen sein würden, wenn ich tot wäre, ja natürlich da gab es Alex, Vanessa und ein paar Verwandte, aber es würde nicht lange dauern und dann hätten sich mich vergessen, habe ich auch noch einen Art Überlebungsinstinkt, der mich von gewissen Gedanken , die sich in meinem Kopf abspielen schützt.
„Alice, wenn du nicht rauskommst, werden wir aufschließen müssen. Es ist unsere Pflicht, wir dürfen niemanden, in einem akuten psychischen Notstand alleine lassen. Reine Sicherheitsvorkehrungen.", rief Daniela , eine Pflegerin, während sich gegen die Tür klopfte.
Verstehe, mir aus einem „psychischen Notstand" zu helfen, so wie sie es nannte, war nichts anderes als eine Sicherheitsvorkehrung. Ist eigentlich klar, ich bin eine Patienten, und ihr bleibt nichts übrig, als ihren Job nachzugehen, wenn sie nicht Schwierigkeiten mit der Krankhausleitung haben möchte.
Wenn wir uns vermutlich wo anders begegnet wären, wäre es ihr vermutlich egal, wie es mir ging,
so wie es fast allen Menschen egal ist, ob ich mich gerade in einem lebensbedrohlichen Zustand befinde oder weiter die depressive Alice , die niemanden an sich ranlässt und für immer das stille, hässliche Entllein sein wird.
„Lasst mich doch alle in Ruhe. Hört endlich auf zu tun, als kümmert es euch wie es mir geht. Es euer Job und ihr braucht das Geld, mehr nicht. Niemand interessiert sich für mich und niemand wird sich je für mich interessieren, also kann es euch sch*** egal sein, was ich mit meinem Leben mache."
Gerade als ich meinen letzten Satz beendet hatte, stand Daniela in der Tür ,hinter ihr eine Liz mit einem erschrockenem Gesichtsausdruck.
„Alice, was ist passiert?", Liz kniete sich neben mich, nahm meine Hand und gab Daniela ein Zeichen, dass es wohl besser wäre,wenn sie uns alleine reden lassen würde.
„Ich will nicht mehr. Es ist einfach ungerecht und macht keinen Sinn mehr. Was habe ich dem Schicksal angetan, dass ich jeden Tag durch diese Hölle aus Schmerzen und Ängsten gehen muss???"
„Es gibt keinen Grund, das Leben ist unfair, uns so schwer es auch ist wir müssen es lernen zu akzeptieren und immer das Beste daraus zu machen. Alice, du bist ein starkes Mädchen und ich weiß ,dass du diesen Kampf gewinnen wirst, egal wie lange es dauern wird. Du hast einen einzigartigen Charakter, ein großes Herz und Mut etwas zu verändern."
„Liz, warum bist nur so nett?"
„Es ist selbstverständlich für seine Freunde dazu sein und mit ihnen durch gute und schlechte Zeiten zu gehen. Du bedeutest mir was Alice, und ich möchte dich nicht so Leiden sehen."
Wir umarmten uns, eine Umarmung, wenn es nichts mehr zu sagen gibt, die einem Kraft und Liebe schenkt, einem das Gefühl gibt nicht alleine auf dieser Welt zu sein.

Seit diesen Tag an, waren Kalorien wieder meine Feinde, und Ana* meine beste Freundin. Ohne Vorwarnung hatte sie sich wieder bei mir eingenistet, und gewann die Macht über mich.Wie eine Marionette hat sie mich unter Kontrolle, und ich tanzte ganz nach ihren Regeln.500 Kalorien am Tag, keine Kohlenhydrate, und an Süßigkeiten darf nicht einmal gedacht werden.
Alles was ich war , drehte sich wieder um die Zahl auf der Waage, desto niedriger, desto besser, desto reiner, desto schwereloser, desto kranker fühlte ich mich.
Ich wusste, dass ich wieder in ein altes Muster verfallen war, und ich wollte alles geben ,um da wieder rauszukommen.
Hallo meine lieben Leser Ich hoffe es geht euch gut und das Kapitel hat euch gefallen. Ich freue mich wie immer über Meinungen (egal ob positiv oder negativ)Danke!!!
*Ana ist eine Abkürzung für Anorexie, und ist die Stimme die Mädchen mit Essstörung eine krankhafte Vorstellung von Schönheit einredet. Sie bei jedem Bissen den sie machen fertig macht und ihnen sagt, sie seien fett, nutzlos und müssen noch mehr hungern...Vielleicht sagt euch auch der Begriff Pro Ana etwas, Pro Ana ist die Verherrlichung von Magersucht und es gibt viel zu viele Internetseiten auf denen sich Mädchen gegenseitig Abnehmtipps und Motivation weiter zu hungern geben. Ich finde es einfach nur Scheiße(sry das Wort aber es ist so) wenn jemand pro Ana ist, Pro was?
Pro Sterben, pro Verhungern, Pro in einem ewigen Teufelskreis gefangen zu sein? Pro Haarausfall? Pro sich selbst zu zerstören? Pro Ana heißt für mich soviel, wie dass man andere Leute dazu bringen will magersüchtig zu werden und damit einen langsamen Selbstmord zu begehen. Den genau das ist Magersucht, ein langsamer Selbstmord, nichts worauf man stolz sein kann, nichts womit man angeben kann, es eine KRANKHEIT, die man nicht aus reinem Zufall bekommt, sondern Gründe hat die behandelt werden MÜSSEN!!!!

Engel müssen HungernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt