Kapitel 14

248 10 1
                                    

>Aus Sicht von der Mutter

„Es tut mir sehr Leid,Frau Blackbird,aber ich muss ihnen eine schlechte Nachricht überbringen.Es geht um ihre Tochter Alice.Ich hoffe sie haben einen Moment Zeit.“
Alice...schlechte Nachricht...bei diesen Worten überlief mich ein eisiger Schauder.Mir war sofort klar,was geschehen war.Trotzdem versuchte ich das Bild was in mein Inneren hochkam zu verdrängen und hätte am liebsten meinen Impuls nachgegeben und dem Polizisten die Tür vor der Nase zugeschlagen.
„Ja klar hab' ich Zeit.“,und obwohl ich versuchte so locker wie möglich zu antworten,vermischte sich meine Stimme mit einem panischen Unterton.
„Ihre Tochter musste gestern,während sie mit einem Freund unterwegs in einem Krankenhaus wegen Kreislaufzusammenbruch und schweren Herzryhtmusstörungen eingeliefert werden.Leider hat sich ihr Zustand nicht verbessert,und daher hatten die Ärzte keine andere Wahl,als ihre Tochter auf die Intensivstation zu verlegen.“
Ich atmete tief ein,und versuchte so viel Sauerstoff in mich hinein zu saugen,bis ich den Schmerz, in meiner Brust nicht mehr spürte.Als ich das Gefühl das mein Brustkorb gleich zerspringen würde,atmete ich langsam aus.Und je mehr Luft aus meiner Lunge entwich ,desto schwächer und verlorener fühlte ich mich.Ja es war fast so als wär mir in diesen einem Atemzug all meine Kraft und Hoffnung entglitten.
„Frau Blackbird,ich weiß,dass ist sicher ein großer Schock für Sie.Trotzdem bin ich mir sicher,dass 
Sie ihre Tochter so schnell wie möglich sehen möchten.Wenn Sie wollen kann ich Sie direkt ins Krankenhaus fahren.“
Ich nickte und stieg hinter den Polizisten ins Auto.Mir kam es vor,als würde sich vor meinen Augen ein Film abspielen.Nur,dass ich diesmal nicht zuschaute,sondern die Hauptrolle besetzte.Lieber Gott bitte lass diesen Film ein Happy End haben,betete ich im Stillen,während mich eine kleine,stämmige Krankenschwester zu Alice brachte.
Die Intensivstation war der blanke Horror.Überall standen verzweifelte Eltern und Angehörige,die sich mit verquollenen Augen in den Armen lagen,und um das Leben ihres Kind bangten,Ärzte die von einem Notfall zum anderen hechteten,und geschätzte tausend Montitore und piepende Maschinen.
Das Schlimmste war,dass man überhaupt keine Privatsphäre hatte,einzig eine durchsichtige Scheibe trennte die verschiedenen Betten der Patienten.Die Krankenschwester führte mich bis zum Ende des Ganges und öffnete mir die Tür.
Ich schwöre,mein Herz hörte einen Moment auf zu schlagen.Alices lag da wie das tote Schneewittchen im Glassarg,was wirklich gut passte,ihre schneeweiße Haut,ihre langen schwarzen Haare,ihre dunklen,vollen Lippen,und der Prinz neben ihr saß und trauerte.Ich hatten diesen Jungen noch nie gesehen,aber sein Blick,mit dem er Alice anschaute,verriet mir,dass er sein Schneewittchen sehr liebte.
Ich machte einen tiefen Atemzug und räusperte mich.
„Hallo ähm ich bin Alices Mutter.Wie geht es ihr?“
Der Junge zuckte zusammen und drehte sich zu mir um.
„Oh guten Tag.Ich bin Alex,ein guter Freund von Alice.Der Arzt war gerade hier und hat ein EKG gemacht.Er meinte,ihre Lage,hätte sich verschlimmert und wenn sie nicht bald zum Essen beginnen würde,müsste sie durch eine Sonde,mit künstlicher Nahrung versorgt werden.“
Bei dem Wort Sonde,schreckte Alice aus dem Schlaf.
„Mama,du bist hier?Ich will keine Sonde.Bitte nicht.Sag dem Arzt,dass ich keine Sonde bekomme.Bitte.“,flehte sie mich mit einem panischen Ausdruck in ihren Augen an.
Ich setzte mich neben ihr ans Bett und streichelte ihr über ihr dünnes schwarzes Haar.
„Bitte nicht,Mama.Ich will keine Sonde.“Sie begann zu zittern und auf ihren dünnen Spinnenarmen bildete sich eine Gänsehaut.Sie griff nach meiner Hand und umklammerte sie so fest,dass ihre scharfen Fingerknochen blaue Flecken hinterließen.
„Psst beruhig dich mein Kind. Alice,jeder braucht Nahrung,auch du mein Schatz.Selbst die schönste Blume kann ohne Nahrung nicht blühen.“

Engel müssen HungernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt