Kapitel 7

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Zuhause angekommen, fiel ich sofort erschöpft ins Bett. Meine Gefühle sind heute Achterbahn gefahren, nicht meine Gefühle für Eddie, doch es ging alles so furchtbar schnell. Inzwischen, dachte ich nicht mehr, dass es ein Fehler war, wie kann etwas, dass sich so gut anfühlt falsch sein? Vor allem, wenn wir es beide wollten. Es fühlte sich richtig an und die Zeit wird zeigen, ob ich recht behalten würde.

Beim Frühstück übersah meine Mum mein dauerhaftes Grinsen nicht. „Na du hast ja heute Morgen eine Gute Laune, Liebling. Nicht wahr Pete?" wandte sie sich zuerst an mich und dann an meinen Dad, der heute ausnahmsweise mal Daheim war, weil er frei hatte. „Mh, ja..." erwiderte er sporadisch, während er unbeeindruckt die Zeitung las. „Also, erzähl schon Schatz. Was macht dich so glücklich." sieh sah mich erwartungsvoll an und drängte immer weiter auf eine Antwort und auch nach etlichen Versuchen, des Ausweichens ließ sie immer noch nicht locker. „Na komm schon, mit deiner Mum kannst du über so etwas doch immer reden. Wem oder was haben wir es zu verdanken, dass du beim frühstück ausnahmsweise mal glücklich zu sein scheinst." hakte sie erneut nach.

Letztendlich gab ich nach und flüsterte in ihre Richtung „Eddie." Mehr sagte ich nicht und das brauchte ich auch nicht, sofort wollte sie alles wissen, über ihn, über uns, was passiert war. Sie ließ nicht locker, doch Eddie gehörte eindeutig zu den Themen, die ich garantiert nicht vor meinem Dad besprechen wollte. „Wir haben uns geküsst." gab ich dann doch nach, flüsterte es aber mehr oder weniger, obwohl mein Dad so vertieft in die Zeitung war, dass er vermutlich nicht einmal ein Erdbeben bemerkt hätte. Meine Mum sog schockiert oder freudig die Luft ein, ich konnte es nicht recht deuten. „Oh Ava, Liebling. Ich glaube da hast du wirklich einen guten Fang gemacht." ich war noch immer erstaunt über die Reaktion meiner Mum zu Eddie, normalerweise hielt sie nicht viel von Typen, die auf Metal standen, Schmuck oder Lederjacken trugen, doch Eddie schien sie mit seinem Charm um den Finger gewickelt zu haben, ebenso wie mich.

„Mum, wäre es in Ordnung, wenn er heute Abend zum Essen kommt? Und wir danach eventuell noch raus gehen?" ich setzte meine freundlichste Miene und mein lieblichstes Lächeln auf. Und wenig überraschend kam ihre Antwort. „Natürlich mein Schatz. Um Sechs gibt es Essen." Ihre Reaktionen auf ihn, verwirren mich noch immer. Aber ich war erleichtert, ihren Segen zu haben. Sie hatte Recht, Eddie schien wirklich ein toller Fang zu sein.

Den restlichen Tag verbrachte ich damit in meinem Bett zu liegen und die letzten Tage noch einmal Revue passieren zu lassen, wie Eddie unverhofft in mein Leben trat und nur knapp 48 Stunden später konnte ich es mir ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er war das Beste, was mir seit langem passiert ist. 

Um kurz vor 6 begab ich mich nach unten in die Küche, wo meine Mum fleißig am Werkeln war, um zu sehen, ob ich ihr noch helfen könnte, doch für mich gab es nichts zu tun. Mum kochte schon immer am liebsten allein, sie war dann in ihrer eigenen, kleinen, perfekten Welt. Also setzte ich mich an den Küchentresen und beobachtete gedankenverloren jede ihrer Bewegungen. „Was ist los mein Schatz?" riss mich Mum aus meinen Gedanken. „Weiß Dad schon bescheid? Das er kommt? Und überhaupt, irgendwas über Eddie?" meine Mum schenkte mir ihren vertraut liebevollen Blick.

„Ich habe ihm gesagt, dass wir heute Abend beim Essen Gesellschaft von einem jungen Gentlemen haben, den du sehr magst. Mehr muss er doch nicht wissen." ich liebe meine Mum einfach für ihre Art, ich musste mich nie vor ihr verstellen oder irgendetwas vor ihr verheimlichen. Ich konnte schon immer ehrlich zu ihr sein und mit meinen Problemen zu ihr kommen.

Punkt 6 Uhr klingelte es und mein Herz machte einen Sprung. Ich rannte förmlich zur Tür,  öffnete sie und das erste was ich sah, war Eddies bezauberndes Lächeln, er trug ein schwarzes Hemd, der Anblick war wirklich ungewohnt, aber er sah verdammt gut aus. Er nahm meine Hand, machte einen Knicks und während er mir einen Handkuss gab und überreichte er mir einen Strauß roter Rosen. Ich wurde augenblicklich rot und das Einzige, was ich zustande brachte, war einen Schritt zurückzutreten und ihm zu deuten, einzutreten, was er auch tat. Meine Mum stand bereits hinter uns, ohne dass ich es überhaupt bemerkt hatte. Eddie ging lächelnd an mir vorbei direkt auf meine Mum zu. „Kate." sagte er in einem höflichen Ton und auch ihr gab er einen Handkuss und überreichte ihr eine einzelne, wunderschöne langstielige Rose. Er hatte sie nun endgültig für sich gewonnen. Verträumt roch sie an der Rose und begab sich wieder in die Küche.

Eddie drehte sich wieder zu mir und sah sich kurz um, als würde er nachsehen wollen, ob wir unbeobachtet sind. Dann gab er mir einen flüchtigen, zärtlichen Kuss auf den Mundwinkel. Hin und Weg geleitete ich ihn ins Esszimmer, wo mein Dad bereits am Tisch saß. Eddie ging selbstbewusst auf ihn zu, reichte ihm die Hand und stellte sich ebenso höflich wie bei meiner Mum vor. „Mr. Montgomery, mein Name ist Edward Munson. Freut mich sehr, sie kennenzulernen." mein Dad schüttelte seine Hand und schenkte ihm ein kurzes Nicken. Und das war schon sehr viel mehr, als all die anderen Jungs, die ich mit nach Hause brachte, je bekommen hatten. Mein Dad war sehr schweigsam, doch sein Nicken, was für viele vermutlich Gleichgültigkeit darstellen würde, bedeutete mir in diesem Moment sehr viel. Es bedeutete, dass er Eddie akzeptiert.

Beim Essen unterhielten sich Eddie und mein Dad viel über Football, ich verstand nicht viel davon und es war mir auch egal. Viel wichtiger war es, dass mein Vater scheinbar gefallen an Eddie gefunden hatte. Eddie schien sich, egal wo er auftauchte, sofort beliebt zu machen und ich konnte nicht anders, als ihn lächelnd anzustarren. So lange, bis meine Mum sanft meine Hand drückte. Als ich aus meinen Gedanken gerissen zu ihr schaute, sah sie mich mit einem liebevollen lächeln an und nickte kaum merklich. Das hieß für mich, dass auch sie der Meinung war, dass mein Dad ihn zu akzeptieren schien.

Nach dem Essen half ich meiner Mum beim Tisch abräumen. In der Küche lächelte sie mir immer wieder zustimmend zu, sagte aber nicht viel. Eddie half ebenfalls und brachte ein paar Teller in die Küche. „Und was habt ihr heute noch vor?" fragte meine Mum, ehrlich interessiert. Eddie wandte sich zu mir, nahm unauffällig meine Hand, die auf der Küchentheke ruhte. „Meine Band hat heute Abend spontan einen Gig ergattern können und ich dachte mir Ava könnte mich vielleicht begleiten." sagte er ruhig an meine Mutter gewandt. Nun war ich es, die wie sonst Eddie es tat,  fröhlich wie ein Kind von einem Bein aufs andere sprang. Meine Mum begann schon einverstanden zu nicken, als er plötzlich noch etwas hinzufügte, „da der Gig allerdings bis tief in die Nacht gehen wird, dachte ich, es wäre vielleicht die beste Lösung, wenn Ava heute Nacht bei mir bleiben würde, natürlich werde ich mich dann auf dem Sofa einrichten." schockiert sah ich Eddie an, ich befürchtete, dass er es jetzt zu weit getrieben hatte, doch noch viel mehr schockierte mich die Reaktion meiner Mutter. Zweifelnd suchte sie zuerst Blickkontakt zu mir, ich schenkte ihr das liebreizendste Lächeln, dass ich hervorbringen konnte und zuckte unschuldig mit den Schultern. Dann suchte sie scheinbar in Eddies Gesicht nach einer Antwort, ehe sie einmal kurz durchatmete und sagte: „Na gut, aber dass du sie mir ja morgen früh heil nach Hause bringst. Und ich hätte gerne die Nummer deiner Eltern, damit ich weiß, wo ich Ava erreichen kann. Und Eddie," sie drehte sich nun vollkommen zu ihm, „lass die Finger von meiner Tochter, sie ist erst 17!" fügte sie streng hinzu.

Eddie erklärte meiner Mum, dass er bei seinem Onkel lebe und hinterließ seine Nummer, wir gingen gemeinsam hoch in mein Zimmer, damit ich mich umziehen und ein paar Sachen einpacken konnte. „Habt ihr heute Abend tatsächlich einen Gig oder wolltest du mich durch fiese Tricks dazu bringen, bei dir zu übernachten?" lachte ich ihn an, während ich mir Klamotten raussuchte. Gespielt schockiert, griff er sich mit der Hand ans Herz und sog scharf die Luft ein. Ich musste abermals über seine Leichtigkeit lachen. „Was denken Sie denn von mir Ms. Montgomery?" fragte er schockiert. „Natürlich haben wir einen Gig und du wirst in der ersten Reihe stehen, zwischen etwa 5 Betrunkenen. Aber keine Sorge, ich werde ein Auge auf dich haben. Und danach schauen wir unseren Film zu Ende, wenn es der Dame genehm ist." er schafft es einfach, mich mit den banalsten Dingen zum Lachen zu bringen. Er nahm mich von hinten in den Arm, während ich meine Sachen in meinen Rucksack stopfte, ich drehte mich zu ihm um und er sah mir hoffnungsvoll in die Augen. „Natürlich ist mir das genehm, ich würde nichts lieber tun. Aber ich freue mich auf darauf, dich endlich mal in Action zu sehen. Dich und die Warlock." sagte ich ehrlich begeistert, ich wusste, dass Eddie etwas besonderes ist, doch dass er ein Gitarrist war, war eindeutig das i-Tüpfelchen

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