Kapitel 41

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„Na das war ja ein super erster Schultag." stöhnte ich, als ich mich auf den Beifahrersitz des Vans fallen ließ. Eddie lehnte sich zu mir rüber und lächelte mich entschuldigend an. „Tut mir leid, Sweetheart. Aber mir ist einfach eine Sicherung durchgebrannt, als ich gesehen habe, wie er deinen Arm angefasst hat." er küsste sanft meine Nasenspitze und legte dann seine Stirn an meine. „Schon gut Eddie. Aber was machen wir jetzt wegen der Schule?" „Ach komm Baby, hast du wirklich gedacht, dass ich meinen Abschluss schaffe? Das ist mein drittes Abschlussjahr und du kennst meine Noten. Ich bin einfach nicht für die Schule gemacht." „Eddie, das kann dir doch nicht wirklich egal sein. Was sollen wir denn jetzt machen?"

„Nein es ist mir nicht egal, aber ich kann es nicht mehr ändern und da war es mir absolut wert. Ich werde mir einen Job suchen und du machst deinen Abschluss, Babe." sagte er und schenkte mir dabei sein charmantestes Lächeln, wohlwissend, dass ich ihm so niemals widerstehen konnte.

Augenrollend sah ich ihn an und er küsste mich erneut sanft, während er seine Hand auf meine Wange legte und startete den Motor. „Aber das du Nachsitzen musst, erzählen wir deinen Eltern lieber nicht." lachte er mich an. „Besser nicht." Mum würde durchdrehen, ich war immer gut in der Schule und so etwas würde sie nur unnötig aufregen. Zuhause machte ich mich an meine Schulaufgaben, während Eddie die Zeitung und einige Briefe auf dem Postkasten holte, die Briefe legte er auf die Küchentheke und fing sofort an in der Zeitung nach einem Job zu suchen, leider vergeblich. Doch wie immer blieb er völlig entspannt und versicherte mir schnellstmöglich etwas zu finden. Weniger optimistisch als er fing ich an, das Abendessen zuzubereiten, während Eddie mir etwas auf seiner Gitarre vorspielte. Hypnotisiert von den Klängen, fiel mein Blick irgendwann auf den Stapel Briefe. Einer stach besonders ins Auge, der Umschlag sah mitgenommen aus, mit roter Schrift mein Name auf der Vorderseite. Ich zog ihn aus dem Stapel hervor und begutachtete ihn skeptisch, während Eddie jede meiner Bewegungen beobachtete und mich sanft anlächelte.

Keine Briefmarke, also wurde er persönlich in den Postkasten geworfen. Neugierig öffnete ich ihn und diese vier Worte, die ebenfalls mit blutroter Tinte geschrieben waren, bescherten mir einen eiskalten Schauer, der sich von meiner Kopfhaut bis in meine Zehenspitzen ausbreitete „DU KANNST NICHT WEGLAUFEN!". Umgehend wurde mir schwindelig und schneller als ich überhaupt irgendeinen Gedanken fassen konnte stand Eddie hinter mir und zog mich an sich heran. „Was ist, Babe?" fragte er und nahm mir gleichzeitig den Zettel aus der Hand. Die Farbe wich augenblicklich aus seinem Gesicht. Einen Moment später atmete er tief durch, setzte ein liebevolles Lächeln auf und nahm mein Gesicht in seine beiden Hände, so dass wir uns gegenseitig tief in die Augen sehen mussten, doch ich versuchte meinen Blick abzuwenden, denn ich wollte nicht schon wieder schwach sein und vor ihm weinen. Er wischte mir eine Träne von der Wange und berührte mit seinem Lippen zärtlich meine Nasenspitze.

„Ava, Prinzessin. Sieh mich an." forderte er und widerwillig tat ich was er sagte. Noch immer lächelte er sanft. „Das war bestimmt dieser Idiot Eric und seine Kumpanen, sie wollen uns einen Streich spielen." sagt er ruhig, doch ich konnte das nicht glauben. „Eddie, wieso sollten sie dann was von weglaufen schreiben? Er weiß doch nicht mal, wo wir wohnen." „Vielleicht hat er uns nach der Schule verfolgt und will uns einfach Angst machen. Ich weiß, was du denkst, aber Billy weiß nicht, wo wir sind, wir hätten es gemerkt, wenn er uns beobachtet hätte. Ich habe dir versprochen, dir wird nichts passieren und dieses Versprechen werde ich einhalten." wandte er ein und ich war mir nicht sicher, ob er mich oder doch eher sich selbst überzeugen wollte.

Um seinetwillen beschloss ich nicht weiter darauf einzugehen, doch innerlich zerriss mich dieser Brief. Wenn es wirklich Billy war, dann wusste er, wo wir waren. Ich dachte wir wären endlich frei. Und jetzt war ich wieder vollkommen überwältigt von der Angst, die durch meinen gesamten Körper sprudelte. Ich versicherte Eddie wieder und wieder, dass es mir gut gehen würde. Obwohl er garantiert wusste, dass das gelogen war, ging er nicht weiter darauf ein, drängte mich nicht zu reden. Das war es, was ihn schon immer aus machte, er war immer für mich da. Nach dem Essen legten wir uns ins Bett und schalteten einen Film ein, doch ich drehte mich auf die andere Seite und beobachtete durchs Fenster die Bewegungen, die der Wind in den Bäumen hinterließ. Eddie nahm mich in den Arm, so dass ich seinen warmen, beruhigenden Atem in meinen Nacken spürte. Mit dem Rhythmus seines Herzschlags, den ich an meinem Rücken wahrnahm und den unzähligen leicht gehauchten Küssen in meinem Nacken schlief ich endlich ein.

Als ich wach wurde, musste es mitten in der Nacht gewesen sein, denn mittlerweile war auch das letzte Vogelzwitschern verstummt. Ich drehte mich um, doch die andere Seite des Bettes war leer. Als ich aufstand und Richtung Wohnzimmer ging, beruhigte ich mich augenblicklich, als ich die ruhigen Klänge seiner Gitarre wahrnahm. Ich ging weiter durch das Wohnzimmer, hinaus auf die Terrasse und sah Eddie mit seiner Warlock auf den Stufen sitzen. Er spielte weiter die ruhige Melodie und ließ sich auch nicht stören, als ich mich neben ihn setzte und meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. Er lächelte mich an, küsste meinen Haaransatz und spielte das Stück zu Ende. „Das war wunderschön, was war das?" fragte ich begeistert. „You're the Inspiration von Chicago." „Das passt so gar nicht zu dir." neckte ich ihn und seine Miene wurde plötzlich ernst. „Es handelt von der Liebe des Lebens und das diese dem Leben erst einen Sinn gibt." sagte er und lächelte dann erneut, „Ich finde das ganz passend. Du bist die Liebe meines Lebens Ava." ich bekam eine Gänsehaut. „Eddie. Das bist du auch für mich. Ich liebe dich." sagte ich und küsste ihn leidenschaftlich. „Wieso bist du mitten in der Nacht hier draußen?" fragte ich ihn schließlich.

„Ich weiß nicht, ich konnte nicht schlafen." sagte er und fuhr sich nervös mit der Hand durch die Locken. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn skeptisch an. „Komm schon, du kannst mich nicht anlügen." erwiderte ich und plötzlich unterbrach sein herzhaftes Lachen die Stille der Nacht. „Ich weiß, tut mir leid." er küsste mich und wandte sich dann wieder seine Gitarre zu. „Eddie? Wieso bist du hier draußen?" fragte ich erneut und wusste, dass er mir ausweichen wollte. Er atmete tief durch und sah mich liebevoll an. „Ich halte Ausschau." „Ausschau, wonach?" fragte ich. „Ich will einfach nur auf Nummer sicher gehen. Der Brief heute, deine Reaktion. Ich hab einfach Angst, dass das alles von vorne los geht. Wir sind hier hin, um endlich Ruhe zu haben." „Du denkst also auch, dass der Brief von Billy war?" „Ich weiß es nicht. Aber ich will auch nicht warten, bis wir es herausfinden. Ich werde morgen früh Hopper anrufen, der soll sich das ansehen." sagte er entschlossen. „Und was soll er dagegen machen?" „Ava, wenn es Billy war, dann verstößt das garantiert gegen einige Bewährungsvorschriften und dann könnten sie ihn endlich einbuchten." „Dafür müssen sie erstmal beweisen, dass er es war." sagte ich. „Hopper hat schon seine Methoden."

Vielleicht hatte er recht. Und vermutlich war es gar nicht Billy und wir machten uns jetzt nur gegenseitig verrückt. „Geh wieder schlafen, Prinzessin. Du musst morgen früh zur Schule." „Na du hast das Problem ja nicht mehr." ärgerte ich ihn und wurde mit einem schelmischen Grinsen belohnt. „Na gut, ich gehe wieder ins Bett. Aber nur wenn du deinen süßen Arsch danebenlegst." seine Augenbraue schoss in die Höhe, gefolgt von einem düsteren Grinsen. „Ich wurde ja schon vieles genannt, aber süß geht zu weit, Babe." langsam stand er auf, legte seine Gitarre auf einem der Gartenstühle ab und sah mich herausfordernd an. Er machte einen Satz nach vorne und kichernd rannte ich vor ihm weg. Kurz bevor ich das Schlafzimmer erreichte, packte er mich und ich versuchte mich kreischend zu wehren, doch er lachte nur. „Keine Chance, Babe." sagte er, als er mich auf das Bett plumpsen ließ und sich über mich beugte, meine Hände rechts und links neben meinem Kopf ins Kissen drückte und begann mich leidenschaftlich zu küssen. 

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