Kapitel 36

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„Meine Damen und Herren, wir sind heute hier für die Urteilsverkündung im Fall der Entführung von Ava Brooke Montgomery, durch den hier anwesenden William Hargrove zusammengekommen." mein ganzer Körper spannte sich an. Gleich war es so weit. „Liebe Geschworenen, wie lautet Ihr Urteil?" fragte der Richter die Gruppe von 12 Menschen, die heute die Macht hatten, über Billys Schicksal zu entscheiden. Eine Dame, etwa 55 Jahre würde ich schätzen, erhob sich aus der Gruppe. „Wir die Geschworenen, sind zu folgendem Urteil gekommen." meine Kopfhaut begann zu kribbeln und auch Eddies Druck auf meine Hand verstärkte sich, er war genau so angespannt wie ich. „Wir befinden den Angeklagten in allen Anklagepunkten für schuldig." ich atmete erleichtert auf, das war aber zu erwarten, bei der Last an Beweisen, die gegen ihn vorlagen. Viel wichtiger war es, wie lange er in den Knast wandern würde. „Wie lautet das Strafmaß?" fragte der Richter die ältere Dame. „Aufgrund der Tatsache, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt war, halten wir eine Gesamtfreiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung für angemessen." sagte sie und als ich das hörte wurde mir umgehend schwindelig. Bewährung? Sollte das ein Witz sein, er hatte mein Leben zerstört und durfte nun frei rumlaufen?

Die nächsten Sekunden spielten sich wie in Zeitlupe ab. Ich brach in Tränen aus, während Eddie mit einem entsetzten Gesichtsausdruck seinen Arm stützend um meinen Rücken legte. Billy sah mich mit einem widerlichen, düsteren Grinsen an. Und die Worte sprudelten nur so aus meinem Mund, obwohl ich wusste, dass es klüger gewesen wäre, die Klappe zu halten. „Soll das ein schlechter Witz sein? Der Psychopath gehört weggesperrt, er ist gefährlich. Er hat mein Baby auf dem Gewissen..." schrie ich dem Richter und den Geschworenen entgegen, während Eddie und meine Eltern versuchten mich zu beruhigen. Sie redeten alle auf mich ein, doch ich nahm kein einziges ihrer Worte wahr.

„Bitte beruhigen Sie sich Ms. Montgomery. Mr. Hargrove, war zur Tatzeit nicht volljährig und wird deswegen nach Jugendstrafrecht verurteilt. Wenn Sie sich nicht zusammenreißen, muss ich Sie leider des Gerichtes verweisen und sie verwarnen." ermahnte der Richter mich, doch das interessierte mich in diesem Moment herzlich wenig. „Verwarnen Sie mich, schmeißen Sie mich raus. Es ist mir scheißegal. Und dann lassen Sie sich von diesem Monster auch zwei Monate einsperren, lassen Sie sich beinahe täglich vergewaltigen und lassen Sie sich Ihr Kind von ihm nehmen. Er hat mein Leben ruiniert und wird jetzt nicht mal dafür bestraft. Ich gehe freiwillig und ich hoffe sehr, dass Ihren Töchtern niemals so etwas grauenhaftes zustoßen wird." warf ich ihnen allen an den Kopf.

Die Geschworenen sahen mich entsetzt an und das, was der Richter sagte, bekam ich nicht mehr mit, denn ich stürmte unverzüglich aus dem Gerichtsgebäude. In Tränen aufgelöst, rannte ich um die Ecke und ließ mich an der Wand des Gebäudes auf den Boden sinken. Ich weinte bitterlich in meine verschränkten Arme. Nur Augenblicke später hörte ich Eddies Stimme, doch ich sah nicht auf. Ich weinte weiter, denn das war das einzige, zu dem ich im Moment in der Lage war. „Ava. Es tut mir so leid." sagte er, doch ich registrierte seine Worte nicht wirklich. Ich war wie in Trance. Auch meine Eltern redeten auf mich ein. „Ich bring diesen Kerl um..." „Es tut mir so leid mein Liebling." „Ich werde dafür sorgen, dass er nie wieder an dich herankommt." ich hörte die Worte, doch ich konnte sie nicht verarbeiten, nicht einmal zuordnen, wer dort sprach. Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf, ignorierte Eddie und meine Eltern und machte mich auf den Weg zu Eddies Van. Ich lief mit dem Ziel hier weg zu kommen und hinter mir, prasselten die Worte noch immer auf mich ein. Plötzlich packte mich jemand bei der Schultern und drehte mich mit einem Schwung zu sich um. Eddie.

„Ava, Baby. Bitte sprich mit mir." ich sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen. „Was soll ich denn sagen? Billy ist frei. Und ich nicht." sagte ich gefühllos und setzte mich auf den Beifahrersitz. Ich registrierte, wie Eddie wie erstarrt vor der Tür stehen blieb, ehe er mit meinen Eltern redete. Wenige Minuten später setzte auch Eddie sich in den Van. „Ava, alles wird gut." sagte er und ich konnte nur über seine Worte lachen.

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