Kapitel 10

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An diesem Tag bin ich nicht ein Mal aus meinem Bett gekommen. Ich wusste nicht einmal genau, wieso mich diese Sache so mitnahm. Es war nichts wirklich Schlimmes passiert, bis auf die Tatsache das dieser Billy ein völliger Psychopath war. Ich schätze, es war einfach die Tatsache, wie übergriffig er mir und auch Eddie gegenüber war, er war herablassend und es war erniedrigend. Ich hatte nun unfassbare Angst, dass er mich von nun an nicht mehr in Ruhe lassen würde, da er in mir die Chance auf Rache an Eddie sehen könnte. Was, wenn er das nächste Mal weitergehen würde und Eddie nicht in der Nähe wäre, um mich zu beschützen. Alleine der Gedanke daran, ließ mir einen eiskalten Schauer den Rücken runterlaufen.

Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf und wurde immer wieder von meinen Alpträumen geweckt, wachte schweißgebadet auf. Am Morgen ging ich kurz runter in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen, mir war nicht nach essen und mit meiner Mum wollte ich erstrecht nicht reden. Also verschwand ich schnell wieder in meinem Zimmer und verkroch mich wieder in mein Bett. Wieder und wieder kamen mir unwillkürlich die Tränen und ich konnte mir nicht mal genau erklären, wieso.

Am Nachmittag kam Mum in mein Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. „Wie geht's dir Liebling? Möchtest du vielleicht reden?" „Mum, es tut mir leid. Ich kann einfach nicht. Es gab einen Zwischenfall in der Schule, mehr musst du nicht wissen. Es ist alles okay. Versprochen." „Okay mein Schatz. Aber es hilft niemanden, wenn du dich hier verkriechst. Du solltest wirklich mit jemanden reden. Wenn schon nicht mit mir, dann wenigstens mit ihm." sie deutete auf die Tür. Eddie stand dort, an den Türrahmen gelehnt und schenkte mir ein fürsorgliches, leichtes Lächeln. Ich setzte mich auf und wischte mir meine restlichen Tränen aus den Augen und versuchte krampfhaft, meine zerzausten Haare mit den Händen zu kämmen. Er sollte mich so nicht sehen, doch ich war froh, dass er hier war.

„Was machst du denn hier?" fragte ich überrascht. „Ich lass euch mal in Ruhe." warf meine Mum ein, ehe sie aufstand und die Tür hinter sich schloss. „Was für eine Frage, ich hab mir Sorgen um dich gemacht." er sah mich besorgt an und kam zu mir ans Bett, wo er sich auf der Kante niederlies. Er legte seine linke Hand auf meine, mit der rechten streichelte er sanft über meine Wange. „Es tut mir leid, ich hätte mich melden sollen." bedrückt sah ich auf meine Hände. „Schon gut, Prinzessin. Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht." abermals griff nach er mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. Seine Augen zu sehen, beruhigte mich sofort. Ich kletterte auf seinen Schoß und schlang meine Arme um seinen Hals. Mein Gesicht drückte ich an seinen Hals, während er seine Arme um mich schlang. Minutenlang saßen wir so da, ich sog seinen Duft immer wieder ein und es beruhigte mich ungemein. Er war das, was ich jetzt brauchte.

„Nein, ehrlich gesagt geht es mir nicht gut." gestand ich irgendwann. „Ich weiß selbst nicht, wieso mich diese Sache so mitnimmt. Das Problem ist nicht, dass er mich so angefasst hat, das Problem ist, dass er dich verletzten will. Und ich den Gedanken, dass er dir was Böses will, nicht ertragen kann. Diese gesamte Billy-Situation, ich sollte mir das nicht so zu Kopf steigen lassen. Ich will nur nicht, dass er irgendwann zwischen uns steht." „Das wird er nicht, das werde ich nicht zu lassen. Mach dir nicht so einen Kopf, Prinzessin. Mit Billy komm ich schon klar. Nur nicht damit, dass es dir schlecht geht."

Ich hob meinen Kopf und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Es tat gut, dass er hier war, ihn zu spüren, ihn zu riechen und seine Stimme zu hören. „Und jetzt lass uns die ganze Sache vergessen. Er ist ein Idiot, der meint er wäre sonst was. Weiter nichts. Lass dich davon nicht so runterziehen. Und wenn er dir noch einmal zu nah kommen sollte, ist seine Nase nicht das Einzige was bluten wird." versicherte er mir, während er eine Augenbraue hochzog und spöttisch anfing zu grinsen. Ich musste ebenfalls anfangen zu grinsen. „Also los, komm." er legte sich an die Wandseite meines Bettes und öffnete einladend seine Arme, ich legte mich zu ihm und er zog mich nah an sich heran. Etwa zwei Stunden, lagen wir so da, während ich seiner ruhigen Atmung lauschte und den Moment einfach genoss.

Meine Tür öffnete sich und meine Mutter streckte ihren Kopf hinein, um nach uns zu sehen. Ich drehte mich zu Eddie um und erst da realisierte ich, dass er eingeschlafen war. Ich warf Mum einen entschuldigenden Blick zu, er hatte mich so fest im Arm, so dass ich mich kaum bewegen konnte. „Schon gut, Liebling. Wir reden morgen." flüsterte sie und schloss die Tür wieder. Noch immer schockierte es mich, wie aufgeschlossen sie Eddie gegenüber war. Aber ich war ihr unendlich dankbar, dass sie ihn nicht wegschickte. Ich drehte mich um, so dass mein Kopf an seine Brust gelehnt war, sein Griff um mich wurde fester, doch er wachte nicht auf. Friedlich schloss ich meine Augen und schlief ebenfalls ein. 

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