Kapitel 4

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Ich erhaschte einen Blick auf Eddies Armbanduhr, als er vor mir stand und war schlagartig nüchtern. „Scheisse! Scheisse! Scheisse!" rief ich, immer lauter werdend und sprang dabei aus dem Van. Eddie sah mich fragend an. „Es ist schon 2. Meine Eltern bringen mich um." sagte ich panisch. „Beruhig dich." sagte er in einem ruhigen Ton, der mich tatsächlich etwas runterbrachte, er kam auf mich zu und küsste mich sanft. „Ich bring dich heim."

Als wir einstiegen, zog er seine Lederjacke aus, über der er noch eine Jeansweste trug. Erst da bemerkte ich die Tattoos. Er merkte, dass ich sie anstarrte und hielt mir stolz seine Arme hin, als er sich auf den Fahrersitz fallen ließ. „Puppetmaster." sprudelte es vor Begeisterung aus mir heraus und er freute sich sichtlich, dass ich wusste, was dort auf seinem Unterarm prangte. „Ich liebe Metallica." fügte ich noch hinzu. Er beugte sich hastig zu mir rüber und drückte mir grinsend einen Kuss auf. „Du bist der Wahnsinn Babe." sagte er entzückt. Er startete den Motor und wir fuhren zurück nach Hawkins.

Die gesamte Fahrt über, lag seine Hand auf meinem Oberschenkel, es fühlte sich gut an, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich bedrängen würde. Es wirkte einfach aufrichtig. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln, bis wir vor meinem Haus standen. Dann überkam mich Panik, denn ich Idiotin habe meinen Eltern keinen Zettel hinterlassen. Sie wussten nicht wo ich war und ich kam mitten in der Nacht nach Hause, dazu noch bringt mich ein fremder Mann heim. Wie aufs Stichwort stand meine Mum im Morgenmantel in der Hautür als sie die Tür vom Van hörte. Sie sah stinksauer aus. Zurecht dachte ich mir.

Ich wollte mich von Eddie verabschieden und drehte mich zu ihm um, doch zu meiner Verwunderung, schmunzelte er mich an, stieg aus und prompt öffnete er mir die Autotür. Meine Mum beobachtete das Schauspiel mit säuerlicher Miene von der Veranda aus. Mit einer Hand auf meinem Rücken geleitete er mich zur Haustür und stellte sich höflich meiner Mum vor: „Mrs. Montgomery, mein Name ist Edward Munson." er verbeugte sich vor ihr und schenkte ihr sein bezauberndes Lächeln, „Es tut mir leid, dass ich Ihre Tochter so lange aufgehalten habe, wir haben uns in der Schule kennengelernt und Ava hat mir sofort angeboten, mir bei Lernen zu helfen, als sie hörte, dass ich so meine Probleme mit meinen Noten habe. Wir haben die letzten Stunden unzählige Bücher gewälzt und dank ihres unfassbaren Intellekts, habe ich auch endlich den Stoff verstanden. Sie ist wirklich brillant. Und dabei haben wir wohl einfach die Zeit außer Acht gelassen." erneut lächelte er sie zuckersüß an.

Und mit Erstaunen und Begeisterung musste ich feststellen, dass es zu wirken schien, er war eben unglaublich charmant. Auf den Lippen meiner Mum zuckte ein winziges Lächeln, sie sah mich fragend an und ich versuchte so unschuldig und beschwichtigend wie möglich zu wirken. Dann wandte sie sich wieder Eddie zu, „Na gut, dann hat sie ja wenigstens Ihren Abend sinnvoll zugebracht, ich hoffe das sie dir helfen konnte." ungläubig riss ich eine Augenbraue nach oben, was Eddie zum Schmunzeln brachte. „Danke, dass du sie heile nach Hause gebracht hast, komm doch gerne mal zum Essen vorbei. Und nenn mich doch Kate." fügte sie noch hinzu und verschwand dann im Haus.

Völlig perplex bleib ich mit offenem Mund stehen und starrte Eddie an, bis ich im nächsten Moment so laut loslachen musste, dass er mir die Hand vor den Mund hielt. Er grinste mich an und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass das gerade wirklich passiert ist." lachte ich, „so hab ich meine Mum noch nie erlebt." wieder nur ein Schulterzucken und ein Lächeln seinerseits. Er zog mich ruckartig in seine Arme und küsste mich leidenschaftlich, so leidenschaftlich, dass das Kribbeln augenblicklich zurückkam und ich mich stärker in seine Arme drückte. Ich hielt mich an seinen starken Armen fest, während eben diese um meinen Rücken geschlungen waren. Meine Hände wanderten an seinen Armen hoch in seine Haare und blieben letztendlich in seinem Nacken liegen.

Wir beide atmeten schwer, als wir uns nach einiger Zeit voneinander lösten, ich strahlte ihn an und er küsste noch einmal sanft meine Nasenspitze. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, doch so langsam musste ich rein, bevor Mum wieder rauskam. Das könnte unangenehm werden. Ich drückte meine Stirn an seine und flüsterte leise, direkt an seine Lippen. „Was zum Teufel machst du nur mit mir?" „Na meine Noten verbessern." brachte er trocken hervor und ich spürte sein Grinsen, an meinen Lippen. Ich lehnte mich zurück und haute ihm sanft auf die Schulter und zischte ihm ein „Idiot." entgegen. Künstlich schockiert packte er sich an die Brust, als hätte ich ihm das Herz gebrochen, während er rückwärts die Veranda herunter ging. Und abermals bescherte er mir ein herzliches Lachen. Ich ging ebenfalls rückwärts zur Haustür und öffnete sie.

„Gute Nacht, Edward." flüsterte ich und zum letzten Mal an diesem Abend durfte ich sein Lächeln bewundern. „Gute Nacht, Prinzessin." Ich schloss die Tür hinter mir und konnte nicht mehr aufhören zu grinsen.

Erschöpft, aber zufrieden, ließ ich mich in mein Bett sinken und dachte über den Tag nach. Mein erster Schultag, war besser als ich erwartet hatte, mit Libby hatte ich jemanden gefunden mit dem ich mich tatsächlich anfreunden könnte. Der Ärger mit Cindy wird vermutlich noch Konsequenzen haben, aber vielleicht lässt sie mich ja aus Angst einfach in Ruhe. Und dann war da natürlich noch Eddie, der Mann, der aufsprang und sich verbeugte, als ich Cindy in ihre Schranken wies, den ich nach der Schule beobachtete, weil er mich von Sekunde eins faszinierte, der mit dem ich heute Abend in seinem Van rumgemacht hatte obwohl ich ihn eigentlich gar nicht kannte.

Bei dem Gedanken an seine Küsse strich ich mir zart über die Lippen und erneut begann mein Körper zu brodeln, ich konnte es nicht mehr abstreiten. Eddie Munson, hatte mich in seinen Bann gezogen und wie es schien, ich ihn auch in meinen. Ich konnte nur hoffen, dass es nicht so schnell endet, wie es begann.

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