Nach der letzten Stunde stand ich an meinem Wagen und beobachtete, wie sich der Parkplatz nach und nach leerte. Ich hielt Ausschau nach ihm und lange musste ich nicht warten. Ich sah ihn über den Sportplatz Richtung Wald laufen und folgte ihm langsam. Dabei kam ich mir vor wie ein kranker Stalker, aber ich musste ihn einfach aus nächster Nähe sehen, irgendetwas war unglaublich faszinierend an ihm. Im Wald angekommen, hatte ich ihn aus den Augen verloren, dort stand nur ein Picknicktisch, aber von ihm fehlte jede Spur. Plötzlich knallte etwas mit Wucht hinter mir auf den Boden, ich drehte mich um und Eddie stand gerade wieder auf. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, kam er langsam auf mich zu. „Bist du etwa gerade aus dem Baum gesprungen" fragte ich erschrocken und belustigt zu gleich. „Vielleicht." er kam weiter auf mich zu und ich machte keine Anstalten zurückzuweichen. Nun stand er direkt vor mir und zum ersten Mal konnte ich in seine großen, glänzenden und tiefbraun leuchtenden Augen blicken, ich war wie hypnotisiert von ihnen.Er beugte sich leicht nach vorne und ich konnte den rauchigen Duft von After Shave und Zigaretten wahrnehmen. „Verfolgst du mich?" fragte er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme und sah mir dabei tief in die Augen. „Ich... ähm, nein. Also ja ich meine das hab ich. Ich habe gehört, dass man bei dir gewisse Sachen kaufen könnte." erwiderte ich und hoffte dabei nicht total bescheuert zu klingen. „Ahh ich verstehe, Eddie Munson, stets zu Ihren Diensten Mylady." Er nahm meine Hand und hauchte wie ein Gentleman, einen zarten Kuss darauf. Meine Kopfhaut begann augenblicklich zu kribbeln. Was war nur los mit mir? Ich war sonst so selbstbewusst und jetzt benahm ich mich wie ein 12-jährige die gerade ihrem Schwarm ein Willst-du-mit-mir-gehen Zettelchen auf die Schulbank legte.
„Also was darfs sein" fuhr er fort. „Ein bisschen Gras!?" stammelte ich.
„Ist das eine Frage? Komm wir setzen uns erstmal. Du hast mir deinen Namen noch gar nicht verraten." er schob mich mit seiner Hand in meinem Rücken zum Picknicktisch. Er setzte sich gegenüber von mir und legte den Kopf leicht schräg, während er mir ein leichtes Lächeln schenkte. „Hey, ich beiße nicht, zumindest nicht oft. Oder hast du etwa Angst ganz alleine hier im Wald mit dem Freak zu sein?" „Freak?" fragte ich amüsiert, „Du kommst mir nicht wie ein Freak vor." fügte ich hinzu. Plötzlich schreckte er nach vorne. Streckte dabei die Zunge raus und formte mit seinen Fingern Teufelshörner an seiner Stirn. Ich musste laut loslachen. „Ach nein? Nicht mal ein kleines bisschen?" hakte er nach. „Absolut nicht." versicherte ich ihm. „Hmm, vielleicht bist du ja selbst ein kleiner Freak." Er musterte mich von oben bis unten und blickte mir dann erneut tief in die Augen.
„Vielleicht. So ganz scheine ich ja nicht hier her zu passen." „Ich finde du passt hervorragend hier her. Also wie darf ich dich nennen?" „Ich bin Ava Montgomery" Erneut griff er nach meiner Hand, schüttelte sie sanft und lächelte mich an. „Sehr erfreut Ava. Nun gut, der erste ist für so eine hübsche junge Dame wie dich kostenlos, vorausgesetzt du rauchst den Joint mit mir zusammen, bei einem eiskalten Bier."
Völlig perplex starrte ich ihn einen Moment lang an und stimmte dann zu. „Klar." sagte ich so selbstsicher wie es nur ging und er schien nicht mit dieser Antwort gerechnet zu haben. „Oh okay. Das hatte ich nicht erwartet. Jetzt gleich?" er sah mich skeptisch an. Unwillkürlich musste ich kichern. „Nein, ich muss nach Hause. Hol mich doch heute Abend ab. Marble Lane 2208. 8 Uhr?" ich stand bereits auf und wartete nicht mehr auf seine Antwort. Beim Gehen drehte ich mich noch einmal kurz um, schenkte ihm mein süßestes Lächeln und winkte zum Abschied. Kopfschüttelnd grinste er mir nach.
Zufrieden über mein zurückgekehrtes Selbstbewusstsein fuhr ich nach Hause. Meine Eltern waren nicht da, wie so oft zurzeit. Also machte ich mir ein Sandwich und ging anschließend in mein Zimmer, ich drehte meine Musik voll auf und ließ mich aufs Bett fallen. Heute Abend würde ich Eddie Munson treffen, den Freak der Schule. Ich wusste nicht einmal, wieso er so faszinierend auf mich wirkte. Ich schätze es lag an seiner offenen, lustigen und selbstbewussten Art. An diesen tiefbraunen Augen, seinem zum dahinschmelzenden Lächeln. An meiner alten Schule gab es ebenfalls „Freaks" aber die meisten waren in sich gekehrt, hatten keine Freunde und wollten auch mit anderen nichts zu tun haben. Aber er schien anders zu sein, er saß mit einigen anderen Jungs am Tisch, ist aufgeschlossen und scheint ziemlich lustig zu sein. Aber warum war es mir so wichtig, was er von mir hält? Ich kannte ihn doch kaum und ich hatte nicht vor mich in irgendeiner Art und Weise hier zu binden. Ich wollte nur mein letztes Schuljahr hinter mich bringen und dann aus diesem verschlafenen Kaff verschwinden. Ich hatte noch nie einen wirklichen Freund und hatte eigentlich auch nicht geplant jetzt damit anzufangen. Gott Ava, wo kommt das plötzlich her? Ihr trefft euch nur auf ein Bier und einen kleinen Joint. ES IST KEIN DATE, sagte ich mir selbst, doch auch das brachte nichts. Plötzlich war ich total aufgeregt, so habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Ich sprang auf und fing an mich zu schminken, aus irgendeinem Grund wollte ich gut aussehen für ihn. Ich zog mir ein frisches T-Shirt an, erneut ein Bandshirt, kämmte mir die Haare noch einmal und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Eddie jeden Moment hier sein müsste, wenn er überhaupt kommen würde.
Völlig nervös, stand ich hinter der Tür und lauschte. Einen kurzen Moment später hörte ich eine Wagentür und mein Herz begann zu rasen. Reiß dich zusammen. Ich atmete tief durch und öffnete die Tür. Er stand direkt vor mir und lächelte mich an, während er an mir runter sah und mir dann ein schiefes Grinsen schenkte. Er kam auf mich zu, legte den Arm um meine Schulter und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Du Ava, bist jetzt meine Beste Freundin. Black Sabbath? Ernsthaft? Endlich mal jemand mit Geschmack." lobte er, während er mein Shirt begutachtete. Sofort war ich nicht mehr ganz so nervös und fühlte mich auf Anhieb wohl bei ihm. Er schob mich zu seinem Van und öffnete mir die Beifahrertür, während er sich mit einer ausladenden Geste Richtung Sitz verbeugte. Ich lachte und stieg ein, er ebenfalls und wir fuhren mit lauter Musik los.
Nach etwa 20 Minuten Fahrt hatten wir Hawkins verlassen, Eddie trommelte mit einem Fingern im Takt auf dem Lenkrad rum, während er hin und wieder zu mir rüber sah. Ich drehte die Musik ein wenig leiser, „Wohin fahren wir?" fragte ich ihn, doch er schmunzelte mich nur an und zuckte kaum merklich mit seinen Schultern. Es wurde langsam aber sicher dunkel und die Lichter der Stadt lagen hinter uns. Ich saß mit einem völlig Fremden im Auto, der überall als Freak bekannt war, es war dunkel und ich hatte keine Ahnung, wo wir waren oder wohin wir fuhren. Doch ich hatte keine Angst. Ich fühlte mich sicher bei ihm, es wäre als würden wir uns schon ewig kennen.
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Freaks like us
أدب الهواة"...und hey, ich kann gar nicht sterben, ich bin wie eine Katze. Elegant, flauschiges Fell..." er warf seine braunen Locken über die Schulter zurück, „...und ich hab' sieben Leben. Also keine Sorge." Ava ist 17, als sie mit ihrer Familie in die kle...