Kapitel 19

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Eddie,

es tut mir leid, dass ich mich auf diese Weise von dir verabschiede, aber ich schaffe es einfach nicht, es dir ins Gesicht zu sagen. Ich bin gegangen, weil ich den PSYCHOPATHEN in dir nicht mehr ertragen konnte. Die letzten Monate mit dir fühlten sich an, als wäre mein Herz in einen großen, leeren Raum gesperrt. Mit verschlossenen Fenstern. Es ist an der Zeit wieder Licht in mein Leben zu lassen. Such nicht nach mir! Ich werde nicht zurückkommen.

Ava.

Mein Herz raste, als ich Billy den Brief überreichte, ich hatte Angst, dass er den Hinweis entdecken würde. Doch mir blieb nichts anderes übrig, denn wenn Eddie den Brief lesen würde, wüsste ich er wenigstens, wer mich entführt hatte und könnte mich dann vielleicht sogar aufspüren. Nach meiner allerersten Begegnung mit Billy, nannten wir beide ihn einen Psychopathen und er wusste, dass ich ihn niemals so nennen würde. Es musste einfach funktionieren. Billy las den Brief und zu meiner Erleichterung, schien mein Plan aufzugehen.


„Wie herzzerreißend so eine Trennung doch sein kann." nuschelte er mit seiner geschwollenen Zunge und steckte den Brief in seine Jackentasche. „Und wenn Loverboy deinen Brief morgen in der Post hat, wird er es hoffentlich aufgeben, nach dir zu suchen." Er warf mir noch eine Jogginghose hin, die ich ebenfalls anzog und war deutlich erleichtert, nicht mehr splitternackt hier vor ihm sitzen zu müssen.

Er stellte das Tablett, dass ich bis dahin gar nicht bemerkt hatte, neben mir ab und verschwand aus dem Raum. Wieder war ich allein, doch das ist besser als seine Anwesenheit. Ich aß das Sandwich und nahm einen großen Schluck Wasser, bevor ich mich wieder hinlegte und mit ein wenig Hoffnung einschlief. 

Wenn ich richtig liege, war es nun bereits vier Tage her, dass er das letzte Mal hier war. Eigentlich sollte ich erleichtert darüber sein, doch wenn er nicht kam, bekam ich auch kein Wasser. Langsam, aber sicher begann ich zu verdursten, doch ich spürte kaum noch etwas davon. Das Gefühl von Durst war bereits seit mehreren Stunden verschwunden, ich fühlte mich benebelt. Ich wollte loslassen, also schloss ich meine Augen und streichelte sanft meinen Bauch. Dösend lag ich auf dem kalten Bett und entspannte mich langsam.

Dann hörte ich ihn. Es war seine Stimme, ganz sicher. „Prinzessin." flüsterte er lieblich in mein Ohr, „Wach auf, Sweetheart." „Eddie." hauchte ich und öffnete langsam die Augen. Er saß auf der Kante des Metallbettes und hielt meine Hand. Er war wirklich hier. Ich setzte mich auf und schlang meine Arme um seinen Hals, atmete tief ein. Ich dachte nicht, dass ich jemals wieder seinen Duft wahrnehmen würde, ich genoss jede einzelne Sekunde, jeden Atemzug. Ich spürte seinen beruhigenden Herzschlag, an meiner Brust. „Du bist wirklich hier, du hast mich gefunden." an seiner Schulter begann ich leise zu schluchzen. „Ava." mein Name klang aus seinem Mund, wie ein Gedicht. Er nahm mein Gesicht, zwischen seine warmen Hände und küsste mich sanft. „Du darfst nicht aufgeben, du musst kämpfen, Sweetheart." flüsterte er an meinen Lippe und ich sah ihn verwirrt an. „Versprich mir, dass du nicht aufgibst... Pass auf, er kommt."

Ich zuckte erschrocken zusammen, als die große Stahltür mit Schwung geöffnet wurde und Billy wütend eintrat. Ich sah mich um, doch Eddie war weg. Er war nie hier. Scheinbar begann ich zu halluzinieren, vermutlich aufgrund des Wassermangels.

Er blieb neben der Tür stehen und sah mich eindringlich an, ehe er in großen, aber langsamen Schritten auf mich zu kam. Noch immer verwirrt, über meine Begegnung mit Eddie, die nie stattgefunden hatte, sah ich fragend zu ihm rauf. Er warf mich zwei Flaschen Wasser entgegen und dankbar, trank ich die erste in einem Schluck leer. Außer Atem, sah ich erneut zu Billy und unvermittelt verpasste er mir einen Fausthieb mitten ins Gesicht. Ich brach in Tränen aus und hielt mir die Wange, die vor Schmerz pochte. „Du kleine Schlampe, wie hast du das gemacht?" fragte er wütend und drohte mir erneut mit seiner Faust. „Billy, was meinst du?" ich verschluckte meine Stimme und schluchzte leise. „Du weißt genau was ich meine. Was hast du ihm geschrieben? Wie kommt er darauf, dass ich weiß, wo du bist." mein Plan hatte funktioniert. Mein Herz beruhigte sich langsam und so ruhig ich konnte, sprach ich weiter. „Du hast den Brief doch selbst gelesen, ich habe nichts über dich geschrieben." versicherte ich ihm und log dabei ja auch nicht wirklich.

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