Kapitel 16

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„Ich bin echt stinksauer auf dich. Für mich ist das auch ein Schock. Und ich hätte dich gestern Abend gebraucht. Aber du warst so abwesend. Das tut echt weh, Eddie." ich sah ihn nicht an. „Ich weiß, Babe. Ich hab's versaut und es tut mir wirklich leid. Ich hätte für dich da sein müssen. Aber jetzt bin ich hier und ich werde mich nicht wieder wie der letzte Arsch verhalten. Versprochen. Also bitte sieh mich endlich an und rede mit mir. Wir schaffen das." und nur einen Moment später lag seine Hand auf meinem Bauch, während er mich liebevoll anlächelte. Ich erstarrte und konnte meine Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und fing hemmungslos an zu weinen. Eddie zog mich auf seinen Schoß und hielt mich, während ich an seinem Hals schluchzte. Eine Gefühlte Ewigkeit saßen wir so da. Er streichelte mir sanft übers Haar und langsam beruhigt ich mich ein wenig. Es tat gut seine Nähe zu spüren, seine Fürsorge. Genau das, was ich gestern Abend gebraucht hätte. Eddie nahm mein Kinn in die Hand und widerwillig sah ich ihm in die Augen, er wischte mir die letzten Tränen von der Wange und küsste mich dann innig. „Egal wie Babe, aber wir schaffen das. Gemeinsam. Ich werde dich damit nicht alleine lassen. Ich werde euch nicht alleine lassen." erneut legte er seine Hand auf meinen Bauch und lächelte mich warm an. Unweigerlich musste auch ich lächeln.

„Willst du zu mir oder zu dir?" fragte er vorsichtig. „Eddie, sei mir nicht böse, aber ich glaube ich möchte heute lieber allein sein. Ich hab ne Scheiß Nacht hinter mir und will einfach nur schlafen." er sah enttäuscht aus, aber akzeptierte meinen Wunsch dann doch. „Okay Prinzessin. Aber wenn du mich brauchst, dann funk mich an. Ich komme sofort." ich nickte und lächelte ihn an. Eddie hatte mir vor zwei Monaten eines seiner Funkgeräte gegeben, damit wir uns immer erreichen konnten, auch ohne Telefon in der Nähe. Wir verabschiedeten uns liebevoll mit einem zärtlichen Kuss und er stieg aus.

Zuhause legte ich mich sofort ins Bett und schlief zu meiner Überraschung tatsächlich schnell ein. Erst als es draußen bereits dunkel war, wachte ich wieder auf. Ich sah auf meinen Wecker, es war 11 Uhr. Trotzdem hatte ich das starke Bedürfnis, nach frischer Luft. Ich zog mir einen von Eddies Hoodies über, die er bei mir liegen gelassen hatte und schnappte mir mein Funkgerät. Ich lief etwa eine Stunde durch die gesamte Nachbarschaft und dachte nach. Ich war schwanger. Von Eddie. Ob wir das wirklich schaffen könnten? Immer wieder begann mein Herz schneller zu schlagen. Die ganze Situation überforderte mich. Aber Eddie hatte mir Mut gemacht, auch wenn er die Nachricht, so wie ich, erstmal verdauen musste und gestern echt ein Arsch war, schien er nun für mich da sein zu wollen. Für mich und unser Baby. Unser Baby... bei dem Gedanken, dass in meinem Bauch nun unser kleiner Krümel heranwachsen würde, musste ich lächeln. Eddie und ich als Eltern, was für eine absurde Vorstellung.


Und doch war Eddie der Einzige Mensch, mit dem ich mir genau das vorstellen konnte. Ich liebe ihn. Und es war an der Zeit, dass auch er das erfährt. Ich blieb unter einem großen Ahornbaum stehen und nahm das Funkgerät aus der Bauchtasche des Hoodies. „Eddie?" und ich musste nur Sekunden auf seine Antwort warten. „Babe? Alles okay? Geht's dir gut?" fragte er besorgt. Ich musste Lachen.

„Ja, beruhig dich. Ich wollte dir nur etwas sagen." er antworte nun völlig cool. „Na dann schieß los, Prinzessin." „Ich weiß nicht wie..." gestand ich kleinlaut und wurde plötzlich unfassbar nervös. „Eddie, ich will das mit dir zusammen durchziehen, wenn du das auch willst. Du und ich und unser Krümel." „Krümel." wiederholte er leise und ich spürte sein Lächeln, durch das Funkgerät. „Gefällt mir." fügte er noch hinzu. „Natürlich will ich das Babe. Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich dich nie wieder gehen lasse und daran hat sich nichts geändert." „Ich liebe dich, Eddie." flüsterte ich. Nun war es endlich raus. Sekunden, die sich anfühlten wie Minuten, sagte er nichts. „Oh Ava. Ich liebe dich auch. Und das werde ich den Rest meines Lebens tun." mein Herz machte einen Freudensprung, noch nie fühlte ich mich glücklicher als in diesem Moment.

Doch ehe ich darauf reagieren konnte, wurde mir schwarz vor Augen und ich spürte, wie ein schrecklicher Schmerz, sich von meinem Kopf durch meinen gesamten Körper zog. Danach wurde alles schwarz. Ich wusste nicht, was passiert war. Immer wieder wurde ich wach und sofort wieder ohnmächtig. Alles drehte sich vor meinem inneren Auge, mein Kopf schmerzte, ich versuchte mich zu bewegen, doch es ging nicht. Mein Körper tat nicht, was ich wollte. Erneut wurde mir schwarz vor Augen und nur Augenblicke später, war ich wieder weg.

Als ich wieder wach wurde, war um mich herum alles dunkel, ich erkannte nicht, wo ich war. Das Einzige, was ich erkennen könnte, war ein kleines Licht, was etwa drei Meter über mir durch ein kleines Loch schien. Scheinbar befand ich mich in einem riesigen Raum. Unter mir spürte ich eine Art Metallbett, an meinem Fußgelenk befand sich eine eiserne Kette. Ich fühlte nach der großen Beule an meinem Hinterkopf und um meine Hand legte sich eine warme Flüssigkeit, es konnte nur Blut sein. „Fuck." rief ich und die Panik in mir stieg weiter. Ich wurde entführt. Das durfte nicht wahr sein. Ich begann zu weinen und legte dabei meine Hand auf meinen Bauch, meinen Krümel.

Verzweifelt, versuchte ich die Fessel um meinen Fuß zu lösen, doch ich hatte keine Chance. Sie war zu stramm. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte ein wenig mehr von dem Raum erkennen, er wirkte wie ein altes Fabrikgebäude, die Fenster waren mit Brettern vernagelt und unter einem schweren Holzbalken schien sich eine Tür zu befinden, von hier sah es aus wie eine massive Stahltür. Die Tränen wollten nicht aufhören, was es mir nur schwerer machte mehr zu erkennen. Doch es schien so wie so aussichtslos, ich kam ja nicht mal von diesem Bett runter. Neben mir, auf dem Boden entdeckte ich eine kleine Wasserflasche. Ich nahm sie und wollte einen großen Schluck trinken, aber entschied mich dann doch dagegen, ich konnte ja nicht wissen, ob es sicher war.

Ich legte mein Gesicht in meine Hände und weinte weiter. War es das jetzt? Eddie und ich hatten nur drei Monate zusammen, dabei hatten wir doch noch so viel vor. Und ich wollte ihm doch noch so viel mehr Liebe geben, er war der Mann, von dem ich immer geträumt hatte und er war Mein. Eddie hat mein Leben in nur wenigen Tagen komplett auf den Kopf gestellt und ich wollte mein altes Leben auch nicht zurück. Doch jetzt schien all das nicht mehr wichtig zu sein, denn ich wusste nicht, wie lange dieses Leben noch andauern würde. Mein Leben und das unseres Krümels. Erneut wanderte meine Hand hinunter zu meinem Bauch und ich hoffte so sehr, dass es ihm gut geht. Das er es übersteht. Für Eddie, denn er würde daran kaputt gehen, wenn er uns beide verlieren würde.

Stundenlang versuchte ich zwischen meinen Heulattacken, die Fesseln zu lösen, doch es brachte nichts. Ich legte mich auf das Bett und rollte mich ganz klein zusammen. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, was ich auf die Dehydrierung und permanente Dunkelheit schob. Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon so da lag, Stunden, vielleicht sogar schon Tage.

Ich schrak hoch, als ich ein lautes Geräusch hinter der Stahltür wahrnahm. Meine Kopfhaut begann zu kribbeln und Panik machte sich in mir breit. Augenblicke später bewegte sich die Tür und jemand trat ein, doch die Person blieb schweigend an der Tür stehen und in der Dunkelheit konnte ich sie nicht erkennen. Irgendwann schloss sich die Tür und ein Haufen Neonröhren an der Decke begannen zu flackern. Meine Augen schmerzten von der plötzlichen Helligkeit im Raum, so dass ich einen Moment brauchte, wieder etwas erkennen zu können. Die Person war in der Zwischenzeit nähergekommen und stand nun noch etwa fünf Meter von mir entfernt. Mein Herz begann zu rasen und ich traute meinen Augen nicht. Billy.

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