Kapitel 9

188 15 0
                                    


Auf dem Parkplatz der Highschool angekommen, hielt ich vergeblich Ausschau nach Eddies Van, doch er schien noch nicht da zu sein. Leicht enttäuscht stieg ich aus und wollte mich gerade auf den Weg ins Gebäude machen, als jemand zielstrebig auf mich zu kam. Ich blieb an meiner Autotür stehen und erwartete, dass er an mir vorbeilaufen würde, doch das tat er nicht. Ein gutaussehender junger Mann, mit blond gelockten Haaren und den blausten Augen, die ich je gesehen hatte, lehnte sich nun gegen meinen Wagen und war meiner Meinung nach viel zu nah an meinem Gesicht. Ich wich einen Schritt zurück und sah ihn fragend an, während er mich mit hochgezogener Augenbraue anschaute, als erwartete er, ich müsste ich wissen, wer er war.


„Kann ich dir helfen?" brachte ich ihm schroff entgegen. „Oh das hoffe ich doch." erwiderte er mit einer Tonlage, als wäre er der wichtigste Mensch auf dieser Welt. „Ich wüsste gerne deinen Namen und wann ich dich für unser Date abholen kann?" fügte er arrogant hinzu. Unwillkürlich fing ich an laut zu lachen. „Wie wäre es mit geht dich nichts an und niemals?" ich schüttelte den Kopf, drückte mich an ihm vorbei und ging Richtung Eingang. Doch er ließ nicht locker und lief mir bis zur Tür hinterher. „Mhmm, ich stehe auf Gegenwehr. Es wird sowie so passieren Süße. Keine Frau kann Billy widerstehen. Also lass es uns einfach hinter uns bringen." er zwinkerte mir zu und erneut musste ich lachen. Was denkt er, wer er ist. „Pass mal auf, Billy." ich betonte seinen Namen extra abwertend und sah ihn von oben bis unten an. „Das wird niemals passieren. Also lass mich einfach in Ruhe." „Ach komm schon Süße, früher oder später bekomme ich eh was ich will und ich warte nicht gerne." Jetzt hatte er seinen Arm um mich gelegt, den ich versuchte von meiner Schulter zu drücken, doch er war einfach zu stark. Er versuchte mir gerade einen Kuss auf den Mund zu drücken, während ich verzweifelt versuchte meinen Kopf wegzudrehen, als plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme hinter uns ertönte. „Was wird das denn Hargrove?" fragte er und ich konnte die Wut in seiner Stimme spüren. Billy drehte sich zu ihm um und ich war erleichtert, als er endlich von mir abließ. Ich stellte mich umgehend an Eddies Seite. Er ging einen Schritt auf Billy zu. „Gott Munson, verpiss dich einfach. Ich mache gerade das Frischfleisch klar, also geh mir nicht auf den Sack." nun ging auch Billy einen Schritt auf Eddie zu, so dass sie sich fast Nase an Nase gegenüberstanden. „Ach wirklich Billy? Ist das so, für mich sah es nämlich eher so aus, als würdest du sie gegen ihren Willen anfassen." sagte er zwar ruhig, aber seine Stimme klang bedrohlich. „Was geht dich das an, Munson. Und jetzt hau endlich ab. Ich will nicht mit einem Freak wie dir hier gesehen werden." er lachte spöttisch und ich hielt Eddie am Arm fest, als er gerade noch einen Satz nach vorne machen wollte.

„Komm Eddie, lass gut sein, es ist doch nichts passiert." versuchte ich ihn zu beruhigen. „Schon gut, Babe. Ich will doch nur mit ihm reden." „Babe?" Billy fing spöttisch an zu lachen. „Ernsthaft? Munson, der Freak, hat tatsächlich mal eine abgeschleppt? Das ist doch ein Witz." nun brach er in schallendes Gelächter aus und ehe ich mich versah, landete Eddies Faust, direkt auf Billys Nase. „Lass bloß die Finger von ihr." wir drehten uns um und gingen gemeinsam weiter. Als ich zurückblickte, sah Billy uns mit einem Blick an, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, während er sich die Hand vor seine blutende Nase hielt. „Oh Munson, du wirst dir noch wünschen, sie mir einfach überlassen zu haben. Denn ich bekomme sie, so oder so!" Eddie legte seinen Arm um meine Schulter und merkte, dass ich am ganzen Körper zitterte. Er zog mich in eine Ecke, des Schulflurs und drückte mich sanft an die kalte Wand hinter uns. „Geht's dir gut?" fragte er mich besorgt, während er mir tief in die Augen sah und dabei seine Hände auf meine Wangen legte.


„Was war denn das für ein Psychopath?" fragte ich noch und brach dann in Tränen aus. Eddie nahm mich fest in den Arm und streichelte mir sanft über den Rücken. Ich hörte die Glocke und die Schüler stürmten auf den Gang, doch das war mir egal, ich bewegte mich nicht und auch Eddie machte keine Anstalten mich loszulassen. Wir standen nur da und ich weinte ein paar Minuten hemmungslos, ehe ich mich etwas beruhigte und es endlich schaffte Eddie anzusehen. Noch immer hielt er mich und schenkte mir ein beruhigendes Lächeln. Er küsste mich sanft und ich spürte die Blicke der anderen Schüler auf uns. Doch es störte mich nicht. Ich hatte nur Augen für Eddie. Nach dieser Aktion war der einzige Ort, an dem ich sein wollte, in seinen Armen. Dort fühlte ich mich sicher.

„Das war Billy Hargrove." beantworte er nun meine Frage. „Er lebt seit etwa 3 Jahren hier und hält sich für den tollsten. Er ist der Meinung, dass er jede Frau bekommt, und das lässt er auch gerne raushängen, wie du ja am eigenen Leib erfahren musstest. Es tut mir so leid, dass ich nicht eher bei dir war." Nun war er es, der traurig schaute. Ich sah ihm tief in die Augen und versicherte ihm, dass er sich keine Vorwürfe machen müsste. „Ich bin nur froh, dass du da warst." ich küsste ihn sanft und sein Gesicht entspannte sich etwas. „Billy ist nicht gut auf mich zu sprechen. Es gab vor zwei Jahren mal einen Zwischenfall und seitdem will er sich an mir rächen. Ich schätze in dir sieht er jetzt seine Chance dazu." fuhr er fort. „Ein Zwischenfall?" „Naja er hatte einige Monate eine Freundin und sie machte plötzlich mit ihm Schluss, mit der Begründung sie hätte einen neuen kennengelernt. Das passte ihm natürlich gar nicht." fing er an zu erklären, „Ein paar Wochen später habe ich sie bei einem Gig kennengelernt und wir sind ein paar Mal ausgegangen, aber es lief nie irgendwas und es war auch nicht lange. Billy ist seitdem aber der Meinung, dass sie ihn meinetwegen verlassen hat und will sich bis heute an mir rächen." er zuckte mit den Schultern. „Und jetzt hast du Angst, dass er mich dir ausspannt?" hakte ich nach und schenkte ihm dabei ein sanftes Lächeln. „Nein, ich meine, ich hoffe ich muss keine Angst haben." lachte er mich nun auch an. „Eddie, glaubst du wirklich, du wirst mich je wieder los?" „Ich hoffe doch nicht. Zumindest werde ich dich nicht gehen lassen." abermals küssten wir uns zärtlich.

Seinen Arm um meine Schulter gelegt gingen wir nun in den Klassenraum für Geschichte, ich musste schmunzeln, als ich die schockierten Blicke der Schüler sah, als wir Arm in Arm durch den Gang liefen. Es schien für alle hier ein ungewohntes Bild zu sein, ein Mädchen an Eddies Seite zu sehen. Irgendwie freute es mich, denn für ihn schien ich wirklich etwas besonderes zu sein. Im Klassenraum angekommen, saß Billy mit einem Haufen Taschentüchern ins Gesicht gedrückt in der hintersten Ecke und warf uns tödliche Blicke zu. Sofort fühlte ich mich unbehaglich. Wir setzen uns an einen Tisch an der anderen Seite des Raums und während des gesamten Unterrichts, drückte Eddie zärtlich meinen Oberschenkel, um mich zu beruhigen. Er spürte, dass ich mich in Billys Gegenwart unwohl fühlte.

Nach der dritten Stunde hatte ich Billys Aufdringlichkeit noch immer nicht überwunden und meldete mich deswegen krank. Ich wurde noch nie ungefragt von einem Mann angefasst und konnte, dass nicht so einfach schlucken. Eddie bot mir an, dass er einfach schwänzen könnte, damit ich nicht alleine nach Hause muss. Doch ich bestand darauf, dass er in der Schule bleibt. Sonst würde er seinen Abschluss nie schaffen.

Zuhause angekommen, saß meine Mum mit einer Tasse Kaffee am Küchentresen, sie erschrak sich förmlich, als ich so früh nach Hause kam. „Liebling, was machst du denn schon so früh hier?" „Es geht mir nicht gut Mum, ich bin eher gegangen. Aber ich hole den Stoff, den ich verpasse, auf jeden Fall nach. Versprochen." „Ist etwas passiert? Du wirkst so... verletzt." bemerkte sie. „Nein Mum, alles okay. Ich hab vermutlich nur was falsches gegessen." versuchte ich sie zu beschwichtigen, in der Hoffnung, dass sie es dann gut sein lassen würde. Denn das letzte was ich wollte, war mit Mum über Billy Hargrove zu reden. „Wenn das okay ist, leg ich mich jetzt hin." fügte ich noch hinzu. „Aber natürlich. Ruf einfach, wenn du etwas brauchst." „Mach ich Mum. Danke." mit einem Kuss auf ihre Wange verschwand ich in mein Zimmer und legte mich direkt ins Bett. 

Freaks like usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt