Und nach Transformation haben wir leider Mittagspause. Das klingt erstmal nicht so schlimm, denn immerhin ist da kein Unterricht. Allerdings muss man in einer Mittagspause eben auch etwas essen. Und da liegt der Hund begraben.
Auf Reinigungspersonal verzichtet unsere Schule ja bekanntlich komplett. Auf Küchenpersonal nicht so ganz komplett. Aber ein gewisser Einsparungstrend ist auch hier erkennbar.
Unser Koch heißt Herr Oxedos und stammt aus der Nähe von Wimaldua. Er ist ein grottenschlechter Koch, aber er würde einen ausgezeichneten Quacksalber abgeben. Seine ganze Mühe investiert er dafür, sich wundervolle Namen für seine Gerichte auszudenken, bei denen jemandem, der neu an der Schule ist, das Wasser im Mund zusammenläuft. Und weil er seine Kreativität dabei einfach nicht bremsen kann, erfindet er sogar jeden Tag ganze vier verschiedene Gerichte, die er dann in einer wunderschön verzierten Tabelle sorgfältig aufschreibt und sie vor der Tür des Speisesaals aufhängt.
Leider muss er dann auch ganze vier Gerichte kochen. Und Herr Oxedos wäre wahrscheinlich schon mit einem einzigen überfordert.
Das Problem ist nicht die Portionsgröße. Das Problem ist auch nicht der Geschmack. Beides ist nicht gerade sensationell, aber erträglich. Das Problem ist, dass Herr Oxedos einfach nicht begreifen will, dass viele Gerichte warm verdammt noch mal einfach besser schmecken.
Während ich in der Schlange wartete, näherten sich stapfende Schritte vom anderen Ende des Raumes. Wir drehten uns um und erkannten die Gestalt von Professor Tunnel. Alle im Raum erstarrten, hielten den Atem an und hofften, dass der kleine mürrische Zauberer nicht auf ihren Tisch zuging. Ich natürlich auch. Mir fiel zwar keine Regel ein, die ich momentan möglicherweise verletzen könnte, aber Professor Tunnel bestimmt schon.
Aber auch an der Warteschlange ging er vorbei, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Er steuerte auf einen Tisch in der Ecke zu, an dem zwei Schüler, die vielleicht zwei Jahre älter als wir waren, saßen und sich unterhielten. Wohlgemerkt, auch jetzt noch, obwohl schon deutlich zu erkennen war, dass der Kurs des Lehrers zu ihnen führte.
Dann blieb Professor Tunnel direkt vor ihnen stehen. Weil Professor Tunnel offensichtlich nicht zu ihnen wollte, hatten die meisten Schüler wieder angefangen zu essen und zu reden (naja, vor allem zu reden), analog dazu waren allerdings die Schüler am kritischen Tisch endlich verstummt.
„Jungs, ihr seid jetzt nicht dran, jetzt haben die hier Essenszeit." Er deutete vage auf uns.
„Jaja, wir essen ja nicht.", lautete die mutige Entgegnung.
„Egal, ihr habt hier auch nicht zu sitzen, ihr habt jetzt Hofpause, los raus."
Mit fast allen Lehrern hätte man jetzt noch fröhlich weiterdiskutieren können, aber bei Professors Tunnel gibt jeder Zauberlehrling relativ schnell nach. Sogar, wenn dieser Lehrling deutlich größer als der Professor ist. Langsam erhoben sich die beiden. Aber wirklich sehr langsam. So langsam, dass es Professor Tunnel deutlich zu langsam war.
„Hopp, hopp, jetzt macht schon."
Daraufhin beging einer von ihnen einen unverzeihlichen Fehler. Er sagte einen Satz. Er sagte ihn leise und mehr zu sich selbst, aber er sagte ihn.
„Entspann dich mal, Alter."
Ein Fehler.
Professor Tunnel fixierte ihn und wurde richtig laut.
„WAS hast du gerade gesagt?"
„Äh..."
„WER ist dein Klassenlehrer?"
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasyGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...