Achter Praktikumstag

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„Und wie wollen Sie das jetzt machen?"

„Sehen wirst du. Konzentrieren mich muss ich, Ruhe."

Die zehn grunzenden Orks störten dabei wahrscheinlich sehr. Na ja, vielleicht nicht ganz so sehr wie nervige neugierige Fragen.

Wehlan schaute auf seine Taschenuhr.

„Wie siehts draußen aus?"

Ein Ork linste durch den Türspalt des leerstehenen Büros auf den Flur.

„Da is keiner."

„Hörst du was?"

„Nö."

„Schön sehr. Nie oder jetzt. Wir gehen!"

Er hatte sich wirklich einen guten Zeitpunkt ausgesucht. Keiner schien im Gebäude unterwegs zu sein und die Prozedur für Wehlans Rehabilitation zu bemerken. Vorneweg vier Orks, dann Wehlan, ich, drei Orks, ein dreiköpfiger Drache und noch drei Orks. Die Sekretärin Sabine war lieber zurückgeblieben und beschäftigte sich damit, ein gut strukturiertes Ablagesystem zu entwickeln, nach dem sie alle Zettel in ihrem frisch gesponnenen Netz ankleben konnte.

Es ging einen gewöhnlichen Flur lang, rechts, einen engen Flur lang, wieder rechts, noch ein normaler Flur, nochmal rechts und sehr lange durch einen steil aufwärts führenden, breiten Flur. Kam mir irgendwie bekannt vor.

Zwanzig Minuten später standen wir im Raum mit der Pyramidenspitze. Er war leer. Wirklich erstaunlich leer. Das lag daran, dass hier keine riesige Orkarmee stand. So was macht ja schon einen ordentlichen Unterschied.

Daniel hatte genug Platz, um seine Flügel und Hälse und Beine und alles so richtig auszubreiten und wirkte jetzt noch mal viel größer.

Instinktiv guckte ich hoch. In der Spitze war es dramatisch dunkel. Wir wurden beobachtet. Von Argor, klar. Aber auch von Pfeifer, der mitten im Raum stand.

„Jonasch Wehlan!"

„Ja?"

„Hiermit sind sie festgenommen, auf Befehl des Herrn höchstpersönlich."

„Herrn zum gerade sowieso wollte ich, ja."

Pfeifer zeigte wieder seine hässliche Maske, die pfiff wie sonst was. Hinter seinem Rücken bewahrte er ein Dutzend Zombies auf, im Vergleich zu einem riesigen Dreierdrachen sah das aber eher mau aus. Trotzdem war er absolut gelassen, als wäre er gegen tausend Grad heiße Flammen immun. Was eigentlich nur den logischen Schluss zuließ, dass er gegen tausend Grad heiße Flammen immun war.

„Nein, Sie sind ab sofort festgenommen und können keine Forderungen mehr stellen. Legen Sie ihre Waffen nieder!"

„Waffen keine habe ich."

„Aber die Orks."

Unschlüssig schauten die Orks auf ihren Meister. Er schüttelte den Kopf.

„Zu bitte hör. War Absicht keine Keller im Katastrophe die dass, weißt du. Reden ihm mit werde ich. Beheben Fehler den werde ich. Ordnung in?"

„Der Herr wird dich nicht anhören."

„Doch, denke ich."

Genau genommen hörte er die beiden jetzt schon. Und so wie es aussah, würde er einfach abwarten, wer am besten herumplänkeln konnte.

„Argumente gute habe ich."

Er deutete vage auf mich. Pfeifer guckte kurz zu mir und guckte vielleicht ein bisschen verächtlich.

„Einen Praktikanten. Herzlichen Glückwunsch, Meister Wehlan. Der Herr wird beeindruckt sein. Eigentlich sollte er jetzt Saldi für den Propertius Feroni berechen."

Ein Praktikum beim dunklen LordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt