Mitten in der Eingangshalle von Isigimsus hängt eine blaue Tafel, die tagtäglich von begehrlichen, euphorischen und enttäuschten Blicken getroffen wird. Es handelt sich um das Heiligtum, auf das alle draufgucken können und draufgucken müssen und draufgucken wollen. Der Vertretungsplan.
Professor Floddel-Borscht steht ziemlich oft dran, wenn ein Nervenzusammenbruch sie am Unterrichten hindert. Der stählerne Professor Tunnel dagegen ist unverwundbar und fehlt nur, wenn er auf Klassenfahrt muss. Aber meistens haben wir dann auch gerade Klassenfahrt.
Um den Plan drängen sich all jene, die nach dem kleinen roten A neben ihrer Stunde lechzen, dass ihnen zeigt, dass der Unterricht ausfällt. Oder zumindest nach dem Hinweis Aufg., der signalisiert, dass sie in der Vertretungsstunde Aufgaben machen müssen. Entweder kriegen sie die vorher vom Professor oder der pinnt sie neben die Tafel. Aufgaben Jahrgang 4 Theoretische Magie: Makrodaemonicon S. 65-69 Stichpunkte (reduzierte Formen ableiten und notieren), 2., 3. a)-d), 4., 5 b) stand da zum Beispiel.
Heute war der Vertretungsplan so voll, dass sogar noch ein weiteres Blatt darunter angehängt worden war. Unter anderem fehlte Professor Schossel, nicht zum ersten Mal in dieser Woche. Auch die meisten Beamten waren anscheinend nicht da. Aber das Schuljahr war sowieso bald um, jetzt kam es nicht mehr so drauf an. Dieser Meinung waren wohl auch unsere Lehrer, denn es hingen nicht sehr viele Aufgaben aus. Außer bei Professor Schmidt natürlich, die sich stur an die Vorschriften hielt.
„Und, wie ist das bei dir so?"
„Was?"
„Na, Praktikum.", seufzte Jena.
„Ja. Ziemlich wenig los. Also, meistens."
„Ja, bei mir auch. Aber das ist halt so, ich meine, erwarten die ernsthaft, dass uns das irgendwas bringt?"
„Keine Ahnung."
Die Kutsche bremste auf dem Marktplatz von Abarada, auf dem lauter Gemüsehändler ihre Buden aufbauten. Einige sahen genau so verschlafen aus wie ich.
Im Eingangsflur wartete wieder der Abteilungsleiter mit der stinkenden Kapuze. Ein Kapuzenumhang verbirgt zwar sehr gut alle Arten von Emotionen, aber trotzdem wirkte er etwas gestresst.
„Da bist du ja endlich. Wo warst du denn so lange?"
„Bin ich zu spät?"
Die Kapuze schwieg. Ich will ja nicht gemein sein, aber die erste Interpretation, die mir zu diesem Schweigen einfiel, war, dass ich nicht zu spät war, aber die Kapuze solchen Stress hatte und es ihr das Warten auf mich so lange vorgekommen war, dass sie irgendwann ihre Frustration mit Fragen wie „Wo warst du denn so lange?" entladen musste, obwohl ich nichts dafür konnte. Nur eine Idee.
Die Kapuze murmelte. „Hm, was mach ich denn jetzt mit dir?"
Das klang ja nicht gut.
„Jetzt gibts glich einen wichtigen... Termin. Ich weiß leider nicht, was ich nun mit dir machen soll."
„Haben sie nicht noch Aufgaben?"
„Nein, du hast die ganzen Berechnungen für diese Woche doch schon durchgeführt. Und die Daten für nächste Woche sind noch nicht da."
„Dann könnte ich ja bei dem Termin zuhören."
Die Kapuze guckte mich durchdringend an.
„Ich meine, äh, ich hab doch die Schweigepflicht unterzeichnet, also... äh..."
„Nein."
„Ach so, gut, na dann, äh, auch gut. Ähm."
Der Leiter eilte den Gang entlang. Ich nicht. Ich war ganz schön perplex. Bis jetzt waren hier doch alle so höflich gewesen. Na gut, sie stellten Orks und Zombies ein und folterten Leute, aber höflich waren sie immerhin. Deshalb war dieses extrem unhöfliche Nein doch ziemlich überraschend.
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasíaGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...