Als wir das Klassenzimmer von Professor Schmidt im Keller betraten, hockte sie hinter ihrem Pult, kontrollierte irgendwelche Prüfungen und schaute kaum auf, als wir reinkamen. Sie hätte uns natürlich zurechtmeckern können, dass wir zu spät waren, aber dann hätten wir eine Ausrede gehabt, und auch noch eine völlig richtige. Das wusste sie. Deshalb wartete sie auf eine Gelegenheit, wo wir keine gute Ausrede parat haben würden und es berechtigt sein würde.
Wahrscheinlich würde die schnell genug kommen.
Professor Schmidt unterrichtet Theoretische Magie, das langweiligste aller magischen Fächer. Nichtmagische Fächer sind zwar oft noch langweiliger, aber trotzdem... wer denkt, Zaubern lernen ist immer hochinteressant, täuscht sich mit Sicherheit.
Sie ist fies. Gut, jemanden auszumeckern, wenn es berechtigt ist, klingt erstmal nicht besonders schlimm. (Es sei denn, man ist derjenige, bei dem es berechtigt ist.) Aber Professor Schmidt ist fies. Ist einfach so. Und wer jetzt auf den ultimativen Beweis wartet, wird ihn schon noch kriegen.
„Guuut, dann wünsche ich euch einen wun der schö nen gu ten Taag."
Sie begrüßte uns mit einer langgezogenen Stimme. Professor Schmidt spricht immer so enervierend langsam und lässt jedes Wort nochmal genau im Mund liegen, bevor sie es ausspuckt.
„Soo. Ihr seid jetzt alle zu spät ge kom men. Dafür könnt ihr ja nichts. Komma..."
Und auch jedes Satzzeichen.
„...das war ja wieder so eine... äh... Ver an stal tung von Professor Tunnel... oder wer hat das gemacht? Ja, Professor Tunnel, oder?"
„Professor Herrforst. Wegen dem Praktikum."
„...ach so, ja, dann eben mit Professor Herrforst... und nun seid ihr end lich da. Ja. Was wollte ich sagen? Dann müssen wir se hen, dass wir den Stoff für diese Stunde in kürzerer Zeit schaffen. Punkt."
Man könnte vermuten, dass so eine langsame, betonte Sprechweise dazu dient, Versprecher zu vermeiden. Diese Theorie wird nur durch die vielen Versprecher, die Professor Schmidt sich mit jedem Monolog leistet, leicht geschwächt.
Jena meldete sich.
„Ja, äh... Lena?"
„Jena. Ich wollte fragen, haben sie schon die Kurzprüfungen vom letzten Mal mit?"
„Ja, die habe ich schon fertig, die bekommt ihr dann am Ende der Stunde. Punkt. So. Dann beginnen wir... womit? Ach ja, damit. Nira! Du wolltest ja ein Re fe rat ü ber intramagische Krezodelierungsformeln hl ten. Dann überlasse ich dir erst einmal die Bühne."
Nira tapste zum Pult, während Professor Schmidt sich auf ihren Platz setzte (Was Niras Banknachbarin nicht gerade erfreute).
Und Nira erzählte.
„Ja, also, ich möchte euch heute etwas über intramagische Krezodelierungsformeln erzählen. Zunächst erzähle ich euch was über die Definition von intramagischen Krezodelierungsformeln, anschließend gehe ich auf die Merkmale, die verschiedenen Typen, die Zusammensetzung, die Nebenwirkungen, Vor- und Nachteile ein und zum Schluss nenne ich einige Anwendungsmöglichkeiten und Beispiele. Also, zunächst zur Definition... äh, intramagische Krezodelierungsformeln sind Krezodelierungsformeln, die für die interne krezolische Verformung von Objekten entwickelt wurden, wobei die Oberfläche des Körpers gleich bleiben soll. Typische intramagische Krezodelierungsformeln sind zum Beispiel Flüche, die Lebewesen erkranken lassen, indem sie zum Beispiel die im Körper vorhandenen Krankheitserreger um ein Vielfaches stärker machen. Ähm. Nun komme ich zu den Merkmalen von intramagische Krezodelierungsformeln..."
So haspelte sie zehn Minuten lang die Fakten herunter, bis sie zum letzten Satz kam.
„Habt ihr noch Fragen?"
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasyGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...