Nachdem man einen Tag in den gruseligen, mit Orks und Zuchtlaboren für eklige Schleimviecher gefüllten, Kellern einer riesigen Pyramide verbracht hat und die einzige Person, die man ein kleines bisschen sympathisch fand, von diesen Viechern möglicherweise zerfleischt wurde, sollte man wohl normalerweise eine unruhige Nacht voller Albträume haben und am nächsten Morgen unausgeschlafen erwachen. Vielleicht sogar krank.
Aber so einfach ist das mit dem Körperreaktionen eben doch nicht, deshalb erwachte ich so ausgeschlafen und fit wie schon lange nicht mehr. Warum auch immer.
Es wäre allerdings übertrieben zu sagen, dass ich mich auf den neuen Tag freute. Ich versuchte eher, den neuen Tag erstmal zu ignorieren.
Und als ich wieder am Gatter zu Argors Gelände stand, sah ich ihm nur noch mit Grauen entgegen.
Bei wem sollte ich mich jetzt wieder melden? Wehlan war möglicherweise tot und Graps und Hops unter den ganzen Orks wiederzuerkennen war sehr unrealistisch. Trotzdem ging ich spaßeshalber erstmal in Wehlans Büro, wo er gestern auf seinem Stuhl auf- und abgefahren war. Ich klopfte an. Dann öffnete ich die Tür einen Spalt.
Es war wirklich jemand drin. Ein Mann in einem weiten Kapuzenmantel, der in den Unterlagen auf dem Schreibtisch stöberte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, aber er wirkte relativ jung.
„Äh, guten Morgen..."
Er drehte sich ruckartig um.
„Morgen. Wer bist du?"
„Ich bin nur der Praktikant."
„Ahso, ja. Von Burg Isigimsus?"
Er schaute prüfend auf ein Papier, das er im Schreibtisch gefunden hatte. Wahrscheinlich die Schweigepflichtserklärung. Oder vielleicht auch die Schulbescheinigung, die ich vor Monaten bei Fritz Argor eingereicht hatte.
"Wir haben heute leider eine Schulung im Haus, da werden wir wohl alle bis heute Nachmittag sitzen. Wenn Sie möchten, können Sie da gerne zuhören...?"
Etwas unsicher guckte er mich aus den Tiefen der Kapuze an, als hätte er Angst, ich würde es ablehnen, entspannt in einer Schulung zuzuhören und stattdessen richtige Aufgaben verlangen, schließlich war ich ja zum Arbeiten hier.
"Ja, in Ordnung."
"Gut."
Herr Kapuze drehte sich ruckartig um, verließ den Raum und schritt den Flur entlang. Ich wollte eigentlich fragen, was jetzt wirklich mit Jonasch Wehlan war, aber das beharrliche Schweigen des Kapuzenträgers schien deutlich zu machen, das er keine Lust aufs Reden hatte.
Wir stiegen auf einer breiten Backsteintreppe zwei Stockwerke höher und gingen durch ein breites Portal in einen Raum, der... es lässt sich nicht anders sagen, gemütlich war. Alles war mit orangen Teppichen mit Backsteinmuster zugehängt, große Fenster gewährten einen tollen Blick auf die Stadt und auf in einem Halbkreis aufgestellten Stühlen saßen... noch mehr diverse Kapuzenmänner und Orks. Gut, das dämpfte die Gemütlichkeit wieder etwas. Aber immer noch besser als solche Gruselkeller wie gestern.
Ich setzte mich neben "meinen" Kapuzentypen. Und merkte plötzlich, dass er etwas sagen wollte. Und glaubte zu wissesn, was es war. Und schaffte es, ihm zuvorzukommen und eine Frage zu stellen.
"Was ist eigentlich..."
"Darf ich Sie fragen,..."
"...mit Herrn..."
"...warum Sie sich für diesen Praktikumsplatz..."
"...Wehlan?"
" ...entschieden haben?"
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasyGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...