„Ich habe ein paar Aufgaben bekommen."
„Welche denn?"
Jetzt, wo ich wusste, was sich unter der Kapuze des Abteilungsleiters verbarg, konnte ich das Pfeifen und die leisen mechanischen Geräusche viel deutlicher hören. Das machte ganz schön nervös.
„Irgendwelche Rechenaufgaben."
„Und von wem?"
„Ich weiß nicht. Er hatte eine Kapuze auf."
„Hm. Und damit hast du den ganzen Bautag verbracht?"
„Ich durfte dann auch wieder ziemlich früh los."
„Mhm."
Ich konnte nur hoffen, dass er nicht nachforschen würde.
„Dann hab ich heute wieder ein paar Aufgaben."
Und er lud einen Haufen Papier auf dem Schreibtisch ab. Auch ein paar grüne Tabellen.
„Du machst heute die Hälfte, dann kannst du gehen. Den Rest kannst du morgen machen, da bist du schon mal zwei Tage beschäftigt. Kannst du dir das so einteilen?"
„Ja."
„Gut. Für den Backtag überlege ich mir dann noch etwas Interessanteres, damit du nicht die ganze Zeit rechnen musst."
Och nö.
„Morgen, Pfeifer!", grüßte ein dicker alter Dämon im Frack, der an der offenen Tür vorbeikam.
„Morgen, Paraschark! Ich wollte dich noch wegen des Gesetzes sprechen, hast du kurz Zeit? Ich würde da noch ändern, wie..."
Geschrieben klingt das eher nach einem hektischen Dialog, aber tatsächlich schritt Pfeifer ganz gemächlich aus der Tür und schloss sie hinter sich.
Auf dem ersten Klebezettel standen ungefähr zwanzig Namen. Wesentlich mehr als letzte Woche. Leider stand gar nicht drauf, was sie angestellt hatten.
Bernhard von Butterbock sollte zum Beispiel auf der grünen Tabelle landen. (Die Von Butterbocks waren vor langer Zeit eine sehr einflussreiche abaradanische Familie. Sie kontrollierten den Butterhandel der Stadt und probierten viele Generationen lang aus, wie man die Einnahmen davon verbraten kann. Einer versuchte es mit teuren Golfschlägern, einer mit dem Errichten gigantomanischer Gebäude, einer half den Armen, einer kaufte dem bankrotten Stadtrat die Historische Megabibliothek ab und wollte die Bücher versteigern, fiel aber vorher einem Attentat der Staubelben zum Opfer. Schließlich konzentrierten sich die Von Butterbocks mehr aufs Verprassen als auf die Einnahmen. Der größenwahnsinnige Björn von Butterbock versuchte alle Verprassmöglichkeiten gleichzeitig auszuprobieren (außer das mit den Armen... irgendwo ist ja auch mal Schluss) und trieb die Familie in die Insolvenz. Dass er die Butterpreise drastisch erhöhte, nützte ihm auch nichts, denn in Abarada war längst ein lukrativer Butterschmuggel entstanden.
Sein Sohn Bodo von Butterbock wollte die Familie retten, indem er die Preise wieder herabsetzte. Das funktionierte schon mal besser, bis ein Großbauer vor der Stadt ein neues, butterähnliches Produkt, das aber nicht so dick machen sollte, erfand. Unter dem Einfluss eines Goldsäckchens gab der bekannte Drachentöter Siegfried der Supergeile bekannt, er sei nur dank der neuen Nicht-Butter im Besitz einer so großen Menge an beeindruckenden Muskeln. Gleiches galt für die dürre Taille der diversen Prinzessinen, die er vor diversen Drachen gerettet hatte. Damit kam der Butterhandel endgültig zum Erliegen.
Bodos Sohn unterstütze mit dem verbliebenen Vermögen den Aufstieg der Alphaherrscher, was jetzt wirklich lästig ist, denn die Alphaherrscher schaffen es wirklich, in allen historischen Abhandlungen irgendwie aufzutauchen. Selbst, wenn es eigentlich gar nicht um sie geht.)
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasyGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...