Drei Tage nach dem Praktikum

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„Gudn, Dag, Kinners, jedsd fangen wir mal an, sedsd euch bidde alle hin, ja, ich weiß, ihr seid alle noch gans aufgegeregd von dem Bragdigum, aber ihr müssd euch jedsd wieder so langsam an die Schule gewöhnen, wenigstens noch für so ein baar Wochen, dann sind ja Ferien..."

Ja, ja. Der Feriencountdown. Die letzte Woche vor den Ferien wurden traditionell nur noch Spiele gespielt, denn wer lässt sich zum Lernen motivieren, wenn es keine Noten mehr gibt? (Die älteren Schüler, die Wahrsagen als Kurs belegt haben, spielen zum Beispiel Klassenmemory nach Zaubererart. Das bedeutet, zwei Leute gehen raus, jeder schreibt ein Wort an die Tafel. Dann kommen die beiden wieder rein. Wen sie eines der Wörter auf der Tafel sagen, muss der entsprechende Schüler aufstehen. Weil viele keine Lust aufzustehen haben, versuchen sie das Wort möglichst unauffällig in eine Ecke der Tafel zu quetschen oder wählen das heutige Datum als Wort, das sie dann dahin schreiben, wo das Datum eh immer stehen sollte. Das klappt meistens nicht so gut, denn das Datum sollte zwar theoretisch immer in dieser Ecke stehen, wenn es das aber wirklich mal tut, ist das eher auffällig. Jedenfalls müssen die Schüler dann vorhersehen, wer nach der Nennung des Wortes aufstehen wird. Liegen sie richtig, wird das Wort abgewischt und der Wahrsager hat einen Punkt. Entweder macht macht der das durch Wahrsagen oder er guckt eben, welches Wort zu welchem Schüler passt. Was wohl häufiger vorkommt?)

Um so eine nutzlose Spielwoche zu verhindern, werden alle speziellen Projekttage auf die letzte Woche vor den Ferien angehäuft. Dadurch ist eigentlich die vorletzte Woche die traditionelle Spielewoche. Und, okay, die vor-vorletzte eigentlich auch. Und wenn davor das Praktikum ist, findet eigentlich in den letzten sechs Wochen kein richtiger Unterricht statt.

„...also, ich hab mir überlegd, wir dauschen alle einfach mal die Blädse. Rüdiger, Margus, ihr geht bidde alle nach vorne in die ersde Reihe, Myrsia, Jena, Ingeborg, in die zweide. Und ihr von hier vorne geht nach hinden. Dann hab ich die Labedaschen von hinden besser im Bligg. So. Los!"

Es gehorchte niemand. War ja klar. Einige starrten sich verwirrt an. Obwohl... da stand jemand zögernd, fast reflexmäßig auf. Es war Jena. Sie guckte sich um, als würde sie sich selber wundern, was sie da machte. Eigentlich hatten sich sogar ein paar mehr von ihren Stühlen erhoben. Was war das?

Stur redete Professor Floddel-Borscht auf Marcus und Rüdiger ein, bis sich sogar die umgesetzt hatten. Wie seltsam.

„So, dann schbrechen wir heude noch ein bisschen genauer über Bergamend als Schbeicher magischer Energie. So. Wir haben ja vor den Ferien schon mal durchgenommen, was für Tyben von Schbeicherbergamend es gibt. Rüdiger, weißt du noch?"

Rüdiger sah nicht so aus, als wüsste er es noch, oder als wüsste er, wie die Frage gelautet hatte, aber er sah aus, als würde er ein bisschen versuchen, es zu wissen. Definitiv ein Fortschritt.

„Welche zwei Tyben von Schbeicherbergamend gibd es? Na?"

„Äh... Typ eins und Typ zwei?"

„Ja, richdig."

In diesem Augenblick waren sahen sowohl Professor Floddel-Borscht als auch Rüder angesichts dessen, was sie gerade vollbracht hatten, absolut begeistert und ungläubig aus.

Laut Vertretungsplan fiel Theoretische Magie überall aus. Natürlich stand da nicht, warum, aber der Grund schien schon durchgesickert sein. So ungefähr. Also hatten quasi alle die Geschichte in groben Zügen mitgekriegt, den Rest zusammengereimt... und eine entscheidende Sache völlig umgedreht.

„Ich hab schon immer gewusst, dass die voll böse ist. Ich mein, war doch schon immer voll fies, oder? Das ist ja ganz logisch, wenn die zu den Alphaherrschern gehört. Und jetzt hat sie auch noch den Schossel umgebracht, eh. Du, und ganz ehrlich, der Tunnel, ich glaub, ich meine, der ist ja auch so ähnlich..." erläuterte Myrsia beim Essen.

Ein Praktikum beim dunklen LordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt