Diesmal fand ich die Backsteinpyramide auf Anhieb.
Es hätte ein ganz entspannter Morgen sein können. Ich musste wunderbar spät aufstehen und konnte in aller Ruhe essen. Die meisten waren schon zu den Kindern unterwegs, deren Meister sie sein würden. Sie hatten sich wohl nicht so viel Zeit fürs Frühstück genommen, es war nämlich noch ganz viel Essen da.
Ideale Voraussetzungen für einen angenehmen Morgen, fast wie am Wochenende.
Von wegen.
Während des Frühstücks verfluchte ich mich auf eine absolut unentspannte Art und Weise dafür, dass ich mir diesen verdammten Argor ausgesucht hatte. Die anderen mussten zwar früher aufstehen, aber sie würden sich nur mit ein paar kleinen Kindern herumschlagen müssen. Ich würde... ich hätte keine Ahnung, was ich würde, aber bei diesem Argor war irgendwas faul.
Naja, er hatte ja nur einen gruseligen Raum mit einem nervigen Homunkulus, einem gefährlichen Schutzzauber und einem explodierenden schwarzen Backstein gehabt. Das war seltsam, aber... die Professoren hier waren ja auch ganz schöne Exzentriker. Was in den Büros von Professor Tunnel oder Herrforst so alles rumstand... da müsste mich doch ein blöder Backstein nicht erschrecken.
Hatte er aber.
Ja, aber doch nur beim ersten mal.
Innere Monologe, bei denen sich Gefühle und rationale Gedanken bekämpfen, sind zwar immer ganz spannend, aber in diesem Fall war es eigentlich egal. Ich musste so oder so hin. Schwänzen wäre keine Alternative, das würde bei der Klassenbesprechung am Backtag sowieso rauskommen.
Und deshalb stand ich nun vor der Backsteinpyramide ging ganz langsam durch den Haupteingang rein. Gaanz langsam, man muss ja nichts überstürzen.
Dann ins Haus.
Und dann?
Keine Ahnung.
Ich musste wohl Argor suchen. Jemand anderen kannte ich ja hier nicht. Letztes mal war er in Raum 1.12. Aber das war ja eigentlich der Raum seines Beraters. Also war er da jetzt höchstwahrscheinlich nicht.
Ich hatte auch nicht wirklich Lust, nochmal in Raum 1.12 zu gehen.
Dann doch lieber jemanden fragen.
Hinten im Flur stand links eine Tür offen.
Dann mal rein.
Oder naja, lieber erstmal um die Ecke gucken.
Hinter der Ecke befand sich ein kleiner Raum mit einem großen Schreibtisch aus ganz hellem Holz, der funkelnagelneu aussah. Dahinter ertönte eine schnarrende Stimme.
„Neinneinneinneinnein, Aufgabe deine nicht ist das! Bewachen Tür die einfach sollt ihr! Jetzt soweit klar? Raus fliegt ihr und sowas einmal noch! Arbeitsplatz euren unangemeldet einmal noch nicht bitte verlasst ihr und... bitte ja? Tun Sie für ich kann was?"
Wenn man sich ein bisschen über den Schreibtisch beugte, konnte man auf einem metallenen Drehstuhl einen kleinen grünen Gnom mit riesigem Kopf und umso schmächtigeren Körper erkennen. Das Wesen hatte mehr Falten als alle unsere Professoren zusammen und wirkte trotzdem aufgeweckter als viele von ihnen.
Nach nur acht Sekunden peinlicher Stille hatte ich den Wortsalat des Gnoms richtig sortiert und konnte antworten.
„Ich mache hier ein Praktikum..."
„Schön, ja."
„Äh... bei wem soll ich mich melden. Bei Herrn Argor?"
Der Gnom schaute mich an, als würde er sich erhebliche Sorgen um meinen geistigen Zustand machen. Nach fünf Sekunden fasste er sich dann wieder.
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasyGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...