Je zentralistischer ein dunkler Herrscher seine Macht aufbaut, desto schneller bricht nach seinem Tod alles zusammen. Mit Bannflüchen gefesselte Orks und Zombies fallen dann übereinander her und so weiter. Was es im Grunde ziemlich einfach macht, eine dunkle Herrschaft zu beenden. Den Kopf der Schlange abschlagen und so. Die Herrscher sind sich dessen oft bewusst, aber es stört sie nicht besonders, denn ihrer Meinung nach ist niemand außer ihnen solcher Macht würdig, weshalb sich das mit ihrem Tod ja schon erledigt hat. Stattdessen gilt es, diesen Tod zu verhindern.
Auch der letzte der alten Alphas wurde letztlich in seinem eigenen Turm überwältigt. Eigentlich musste er nicht mal besiegt werden, denn als er von den tapfersten Kriegern der Küste umzingelt wurde, die ihn zielsicher mit Pfeilen beschossen, verlor er alle Hoffnung und stürzte sich ohne große Umstände einen tiefen Lüftungsschacht hinunter. (Wobei die Krieger die Geschichte geringfügig abwandelten.) Streng genommen war das bei Schossel ja auch so gewesen. Letztlich hatte ich den ja nicht getroffen.
Rund um die Backsteinpyramide rannten Orks herum und brüllten aus vollem Halse. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob die jetzt wirklich nach klassischer Art mit Bannflüchen belegt waren, und hatte erst mal vorsichtig durch das Tor geguckt. Aber das hier sah doch stark danach aus.
„He, da is ja der Praktikant? Was machste denn hier?", fragte ein Ork. Graps, glaube ich.
„Oh, hallo. Ich wollte mal sehen, was los ist."
„Ja, weißte, was los ist? Die sind alle weg."
„Wer?"
„Die ganzen Abteilungsleiter und so. Die sind alle nicht da."
„Wo sind die denn?"
„Keine Ahnung."
„Und wieso müsst ihr nicht arbeiten?"
„Na, die sind ja irgendwie besiegt."
„Wieso?"
„Na, das is ja klar. Die machen ja gar nix."
„Und was machen die sonst?"
„Öh." Graps grübelte.
„Jedenfalls ham die gar keine Macht mehr."
Offensichtlich.
Zombies und Orks und Dämonen zogen wild durch die Flure. Einige fielen tatsächlich klischeehaft übereinander her, aber die meisten beschränkten sich drauf, friedlich unter Ganzkörpereinsatz die Einrichtung zu demolieren.
In der Spitze der Pyramide war keine Dunkelheit zu sehen. Ganz oben, auf der Holzplattform der hohen Tiere, auch nicht. Nur ein Mann, der an einem Apparat unter seinem Thron herumschraubte.
„Das muss doch.. wieso ist das denn so...", murmelte er. An der Thronplattform lehnte eine Leiter.
Der Mann guckte runter.
„Oh, du bist das. Hallo! Kennst du dich mit Technik aus?"
„Nicht so."
„Oh, na ja. Der Düstermacher ist kaputt."
„Ach."
Ich stieg hoch.
Unter dem Thron befand sich ein eiserner Kasten. Die eine Wand war abgeschraubt, deswegen konnte ich reingucken. Da drin befand sich ein Gewirr aus Ketten und winzigen Rädchen. Einige davon waren wahrscheinlich aus Diamant geschliffen. In der Mitte der Mechanik steckte ein schwarzer Backstein.
„Ich kann den Defekt einfach nicht finden..."
„Was macht das Ding denn?"
„Äh..." Der Mann zog die Stirn kraus und überlegte. „Das hat... Dunkelheit gemacht. Effekte und so. Ich weiß auch nicht mehr genau. Irgendwie kann ich mich gar nicht so gut erinnern, aber das Ding ist jedenfalls wichtig! Das muss wieder funktionieren."
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasyGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...