Siebter Prakikumstag

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Am nächsten Morgen wusste jeder Bewohner von Isigimsus, dass bei einem raffinierten Doppel-Attentat ohne irgendwelche hinterlassenen Spuren sowohl das letzte Sandhaus als auch die Historische Megabibliothek der Staubelben im Eimer waren. Ode nur teilweise beschädigt. Es wussten auch alle, dass der Stadtrat daran schuld war, weil ihn die Zwerge und Elben einfach zu sehr genervt hatten, oder dass ein finsterer Dämon schuld war, weil er Abarada für immer vom Antlitz der Küste tilgen wollte, oder dass die Nunsaner schuld waren, weil Abarada ihnen seit dem Krieg einfach zu mächtig geworden war, oder dass die Zwerge und Elben sich gegenseitig vernichten wollte, weil sie sich ja bekanntermaßen nicht ausstehen konnten, oder dass vielleicht doch jemand daran schuld war, der Nicht-Menschen einfach nicht leiden konnte. Oder dass die geheimnisvollen Hochelben schuld waren, weil sie von weit her gekommen waren, um irgendeinen Millionen Jahre alten Elbenkrieg um irgendwelche heiligen Diamanten fortzuführen, oder dass die Dünenzwerge von der Küste schuld waren, weil sie die ketzerischen modernen Städter-Zwerge nicht mochten, oder dass...

Über die Sache mit den Professorinnen alias dritten Beraterinnen hatte ich gar nicht so sehr nachgedacht. Es brachte sowieso nichts. Das belauschte Gespräch zwischen Backl und Professor Schmidt wurde irgendwo in meinem Hinterkopf vor sich hinrezitiert, aber mehr auch nicht. Das heißt, vielleicht war es ja nicht Professor Schmidt, aber... es war Professor Schmidt, verdammt noch mal!

Und da stolzierte sie durch einen Flur von Burg Isigimsus. Sie kam wahrscheinlich vom Essensraum, direkt vom Frühstück. Sie sah mürrisch aus, bei einem Frühstück von Herrn Oxedos kein Wunder. Was dachte sie? An die vielen Prüfungen, die sie noch kontrollieren musste, an die Elterngspräche und was sie da so alles sagen würde, oder daran, wie sie für Argor, ihren Herrn und Meister, die Welt unterjochen würde?

Freute sie sich über Wehlans Anschlag oder ärgerte es sie, dass er in der Gunst des Herrschers aufgestiegen war? Dass sie mürrisch aussah, war wirklich kein ausreichender Hinweis. Das war sie immer. Nicht nur nach Oxedos' Essen.

Es war erst dreieinhalb Stunden nach Sonnenaufgang, aber schon mächtig heiß. Auf dem Tyran-Platz schwitzten ein paar Verkäufer hinter ihren Ständen. Mitten auf dem Platz stand eine Statue von Rico Tyran in doppelter Lebensgröße. In der einen Hand hielt er eine Schriftrolle, mit der anderen winkte er freundlich lächelnd. (Nein, der lächelte nicht mit der Hand.) Dem edlen Meister R. Tyran, Mitbegründer, Held und Wohltäter des modernen Abarada und auch sonst ein ziemlich cooler Typ stand auf dem Sockel.

Ich hatte Durst.

„Kann ich eine Flasche Eiswasser haben?"

„Klar, biddeschön." Der schwitzende Kioskbesitzer holte eine Flasche aus seinem Schrank.

„Zauberer?"

„Wie haben Sie das erkannt?"

„Och, an diesen komischen Hemden."

Er guckte auf das nicht besonders modebewusste graue Hemd, das an mir dranklebte.

„Ziemlich heiß, ne? Der Sommer naht."

„Mhm."

„Habt ihr denn gestern auch die Explosion gesehen von eurem Schloss aus?"

„Klar."

„Also, früher hat das ja so was nicht gegeben. Da wussten die Leute noch, wie sie sich benehmen sollen."

„Mhm."

„Senator Paraschark, der hat Recht. Der hat gestern so ein Gesetz gemacht, dass keine neuen Zwerge herziehen. So sind die Zwerge, du. Die laufen die ganze Zeit mit ihren Äxten rum und gucken alle böse an durch ihren Bart. Ist dir mal aufgefallen, wie viele Bärte das sind, wenn man mal so auf der Straße rumgeht?

Ein Praktikum beim dunklen LordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt