„Der Tunnel ist echt nicht normal!", meinte Jena auf dem Flur zu Myrsia.
„Ja, echt. Der hat irgendwie voll Spaß daran, Leute so zu verwirren und fertigzumachen!"
„Das ist glaube ich auch so, weil der so klein ist. Kleine Leute wollen immer beweisen, dass sie besser sind und machen dann andere fertig. Die Alphaherrscher waren auch voll kein, oder?"
Obwohl an einigem von dem, was die beiden gesagt hatten, durchaus etwas dran war, fand ich diesen Vergleich ungerechtfertigt. Deshalb versuchte ich etwas Partei für Tunnel zu ergreifen.
„Immerhin kann er alles gut erklären. So kurz und einfach. Nicht wie der Professor Argent, den wir früher hatten."
„Ja, aber irgendwie ist der Tunnel trotzdem voll anstrengend."
„Ja, anstrengend schon. Aber immerhin besser als Professor Schmidt."
„Okay, stimmt.", kicherte Jena, die offensichtlich bei ihrer Lehrerkritik überhaupt nicht daran gedacht hatte, dass es auch noch Professor Schmidt gab.
„Was haben wir jetzt eigentlich?", leitete sie das Thema um.
„Bibliothekenorientierung."
„Ah. Und dann Schluss, oder?"
„Ja."
„Na, hoffentlich macht die Herrforst nicht auch noch sowas Anstrengendes."
„Naja, wir sagen einfach, dass Dimensionskontrolle voll anstrengend war, dann macht die bestimmt nicht so viel."
Myrsia hatte durchaus oft gute Ideen. Vielleicht nicht im Unterricht, aber davor.
„Welcher Raum?"
„48."
Wir stiegen eine Treppe aus Backsteinen hoch und hielten uns am Backsteingeländer fest. Oben betraten wir einen Backsteinboden und bogen in einen Flur ab, dessen Wände aus roten Backsteinen bestanden.
Die Architektur von Abarada hatte erkennbaren Einfluss auf unsere Schule. Im Prinzip handelt es sich um eine normale alte Burg mit Türmen, Erkern, Statuen, Wasserspeiern, Zinnen und dicken hohen Steinwänden, die Angreifer abwehren sollen. Das alles besteht allerdings aus Backsteinen von einer intensiv roten Farbe. Eventuelle Angreifer würden wahrscheinlich erst einmal ihre Augen zusammenkneifen. Die Bewohner müssen das leider auch manchmal, besonders wenn die Sonne scheint.
In der Wand befanden sich in regelmäßigen Abständen Türen — aus Holz. Die Türen immerhin bestehen nicht aus irgendeiner Art von Backstein, abgesehen von ein paar Geheimtüren natürlich.
Der Flur machte einen Knick und endete kurz darauf an einem weiteren Treppenhaus, wir betraten allerdings die vorletzte Tür, anstatt wieder herunterzugehen.
Jede magische Schule braucht natürlich eine Bibliothek. Unsere liegt im zweiten Obergeschoss hinter einer Tür die aussieht, als würde sie in einen stinknormalen Klassenraum führen. Was sie aber ganz und gar nicht tut. Unsere Bibliothek ist eine der größten überhaupt, in der Region ist eigentlich nur die historische Megabibliothek größer. Weil unsere aber auch noch magisch ist, ist es für die meisten Leute nicht ratsam, alleine hineinzugehen. Man kann sich extrem leicht verirren oder einen Fluch abbekommen, der im falschen Augenblick beschließt, seine Buchseite zu verlassen und die wirkliche Welt ein wenig zu erkunden und zu zerstören.
Wie groß die Bibliothek exakt ist, weiß wahrscheinlich keiner unserer Professoren genau. Auf jeden Fall größer, als sie sein sollte, wenn man die Maße des Gebäudeteils von außen sieht.
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Ein Praktikum beim dunklen Lord
FantasyGünther ist ein Zauberlehrling an einer altehrwürdigen Zauberschule und somit umgeben von einigen wirklich exzentrischen Magieprofessoren und Mitschülern. Irgendwann soll er sich einen Praktikumsplatz in der Stadt Abarada suchen. Während sich die me...