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Heei meine Lieben :)

Ich hoffe ihr hattet alle einen schönen Start in die Woche :*


Kuss Sarriii

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Sie sagten wirklich nichts falsches. Eher gesagt schwiegen sie alle während der 30 minütigen Autofahrt. Je näher wir kamen, desto nervöser wurde ich. Mein Herz zog sich jede Sekunde mehr zusammen und hätte Dimitri den Wagen nicht schon bald gestoppt, wäre ich geplatzt. Ich sah aus dem Fenster. Hier war es also!

Wir stiegen alle aus dem Bulli aus und traten in aufgeweichte Erde. Hier hatte es wohl die letzten Tage über kräftig geregnet. Der See lag nur ein paar Meter weiter vor uns. Ich zog den Reißverschluss meiner Strickjacke zu und ging los. Ich ließ die anderen zurück, ich wollte allein sein. Im ersten Moment kam mir nichts bekannt vor, ich erkannte nichts vom Video wieder. Bitte lass es nicht der See sein, bitte bitte nicht!

Ich lief ein wenig am Wasser entlang...und blieb stehen.

Genau hier war es.

Ich stand an einer Stelle, wo das Wasser erst flach war und dann immer tiefer wurde. Im Hintergrund erstreckte sich der See in die Ferne und man konnte nur noch hohe Bäume erkennen. Vor meinem geistigen Auge blitzte in Schnelldurchlauf seine Ermordung auf...die Stimme die dazu gesprochen hatte. Einfach alles.

Ich sah auf die klare Oberfläche. Ob er wohl darunter lag?

Mir rollte die erste Träne die Wange hinunter. Ich ließ es geschehen. An diesem Ort war meine Trauer willkommen, hier konnte ich sie zulassen. Das letzte Mal. Frieden finden. Ja, dass sollte ich wirklich. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und ging ins Wasser hinein. Nur einen Schritt, aber meine Füße verschwanden in der grünen Suppe. Es war kalt, doch zu ertragen. Von Angesicht zu Angesicht, oder wie das auch hieß. Ich ging noch ein paar Schritte hinein, bis zu den Knien. Nun liefen mir immer mehr Tränen die Wangen hinunter. Die erste traf auf die Wasseroberfläche. Platsch!

Ich ging immer tiefer in den See hinein, bis ich irgendwann an der Stelle war...wo es passiert ist. Ich holte tief Luft und tauchte unter. Die Kälte und Schwärze umgab mich sofort, doch ich blieb ruhig. Ich fühlte mich ihm auf eine seltsame Art nahe, und auch irgendwie behütet.

„Mach's gut, Leo!" dachte ich und drückte meine Hand an den Mund und schickte einen Handkuss ins Wasser „Ich liebe dich!"

Ich würde ja jetzt weinen, doch im Wasser funktionierte das leider nicht. Ich ließ mich auf den Grund sinken und dachte nur noch an ihn.

Hier ist es zu Ende gegangen. Alles nimmt irgendwann ein Ende. Ich bin auch gestorben, mit ihm zusammen. Jetzt ist eine neue Lissa geboren worden. Ich könnte ihn niemals ganz verdrängen, doch Leo ist ab sofort Vergangenheit. Warum weiter an ihm festhalten, wo es mich doch nur kaputt macht?

Ich habe ihm Ehre erwiesen, ich stehen an seinem Grab, in seinem Grab, und habe mich verabschiedet. Wie bei jeder normalen Beerdigung. Ich tauchte wieder auf. Ganz langsam öffnete ich meine Augen und atmete tief durch, sah hinauf in den Himmel und flüsterte nochmal „Ich liebe dich!" Dann drehte ich mich um und verließ das Wasser. Ich schlüpfte zurück in meine Schuhe und ging wortlos an den anderen vorbei, die mir wohl zugesehn hatten. Im Vorbeigehen sagte ich „Frieden gefunden! Jetzt seit ihr dran!" Ich verwandelte mich und war im nächsten Moment verschwunden. Es dauerte nicht lange, ehe ich wieder in meinem Zimmer stand.

Berührung der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt