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Elena's Sicht

„Das hat ihr das Herz gebrochen!" Ich sah zu ihm rüber. Er saß auf seinem Bett uns funkelte mich gefährlich an. „Du hättest das nicht sagen dürfen, Elena!" „Ach nein?" ich trat bis an die Gitterstäbe heran. „Das hättest du auch nicht tun müssen!" Wir blickten uns stumm an. „Du weißt, dass ich in dieser Welt niemals leben könnte!" Er stand auf. „Aber du kannst es!" Ich umfasste die Gitterstäbe mit meinen Händen. So sehr ich ihn auch vermisst hatte, irgendwie, so fing es mich doch an zu stören, wie er mit mir sprach.

„Das, was ich zu Lissa gesagt habe, war die Wahrheit, Antonio. Ohne dich will ich nicht leben. Das wollte die Moroi in mir noch nie!" „Ja, aber die bist du nicht mehr!" es war still zwischen uns. Ich konnte die Gefühle in mir nicht erklären, doch ich wusste, dass ich nicht mehr ohne ihn sein wollte. Ich neigte den Kopf. „Du bist sauer auf mich. Und ich weiß auch wieso!" Ich beobachtete, wie er nachdenklich die Augenbrauen zusammenzog. „Da bin ich aber gespannt" meinte er trocken und streckte seine Beine aus. „Nach meiner Verwandlung...ich wollte nicht zu dir. Ich weiß jetzt, wieso du immer Angst davor hattest, mich zu verwandeln. Und ich habe es in dem Moment verstanden. Denn du hattest Recht, ich hätte nicht dich gewollt. In diesem Moment, Antonio, als ich da auf dem Boden lag, wollte ich nur eine Sache: Töten!" Ich atmete einmal tief durch und sprach weiter. „Erst nach ein paar Monaten habe ich angefangen, mich zu erinnern. Und dann habe ich dich gesucht, aber dich natürlich nicht gefunden!" Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. „Du konntest ja schon immer nur gefunden werden, wenn du auch gefunden werden wolltest!" Ich sah, wie auch er grinsen musste. „Ich bin dir deswegen nicht böse!" Nun stand er auf und lehnte sich gegen die Gitterstäbe. Wir hielten einen Moment den Blickkontakt. „Es ist nur...Lissa ist schwach, Elena. Du hast nicht das gesehen, was ich gesehen habe. Ich hatte nie vor, aus ihrem Leben zu treten. Aber ich habe ihr das Herz gebrochen, wir haben ihr das Herz gebrochen!" Ich seufzte. „Ja, natürlich haben wir das. Aber sie hat doch Leo, Antonio!" Er schüttelte den Kopf. „Leo kann auch nicht alle Wunden heilen!" Ich sah zu Boden. Natürlich konnte er das nicht, aber Lissa würde es in ein paar Monaten wieder gut gehen. Ich wollte auch bei ihr bleiben, aber ich war nicht bereit, als Moroi wiedergeboren zu werden, ohne Antonio dabei an meiner Seite zu haben. Das konnte ich einfach nicht!

Rückblick

„Andre, Schatz, könntest du mit Samuel bitte im Garten fechten und nicht hier unten im Salon?" Ich musste meinen Sohn am Arm packen, um mir Gehör zu verschaffen. „Bitte?" „Ja, Mum!" Andre nahm seinen Freund bei der Hand und rannte, wobei er fast gegen Catherine stieß, aus der Tür. Sie kam lachend auf mich zu. Es war ein schönes Frühlingswetter, das erste dieses Jahr. Es sollte noch ein schöner Tag werden. „Elena!" sie setzte mich zu mir. Dabei runzelte sie die Stirn. „Was ist denn los?" Ich sah von meinem Strickzeug auf. Ich war gerade dabei, für Andre einen Winterpullover zu stricken. Auch wenn es natürlich noch etwas Zeit war bis zum nächsten Winter, so wollte ich dieses Mal früh genug mit den Geschenken anfangen. „Cath, es ist nichts" beharrte ich und lächelte sie an. Aber natürlich durchschaute sie mich. „Elena, hör doch auf mich zu belügen. Wann hat das das letzte mal funktioniert?" ich musste auflachen. „Vermutlich bevor ich dich von den Toten zurückgeholt hatte!" Ich musste daran zurückdenken.

Es war kein besonderer Tag gewesen, bloß ein kurzer Sprung in ein Tankstellengeschäft. Es war Jackson's fünfundzwanzigster Geburtstag gewesen, und ich hatte natürlich vergessen, Schlagsahne für den Kuchen zu besorgen. Ich wollte nur auf einen kurzen Sprung in die Tankstelle rein. Catherine war damals natürlich als meine Wächterin mitgekommen, sowie auch Wächterin Marks und Wächter Andrew. Auch wenn man es nicht zu glauben vermag, ich lebte damals mit Jackson und unserem gerade geborenem Sohn in einer schlichten Villa. Sie war nicht größer oder besonderer als die anderen Villen, in denen die königlichen Moroi lebten, und es hat noch nie zu meinen Stärken gehört, gut organisiert zu sein.

Berührung der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt