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Traurig und wütend zugleich, stand ich in der Halle unseres Schlosses, das lange, weiße Kleid blutgetränkt, meine Familie tot, oder tödlich verwundet auf dem Boden, auf den Tischen, zusammengesunken auf ihren Stühlen... Die Leiche meiner Mutter, im Arm meines Vaters, der sich weigerte, von den Dienern, die noch lebten, in sein Zimmer getragen zu werden, Verzweiflung in seinem Gesicht. Zu meinen Füßen lag mein Bräutigam, daneben seine Eltern, mit Silberpflöcken gepfählt, waren sie stumme Zeugen dafür, dass ich wenige Stunden nach meiner Hochzeit, schon zur Witwe wurde. Der Kampf, der stattgefunden hatte, eine hinterhältig geplanter Überfall, als wir am verwundbarsten waren, keine Waffen griffbereit, hatten wir nichts als unsere Fänge zu unserer Verteidigung, weswegen unsere Verluste hoch waren. Sie hatten uns betrogen, waren unsere Verbündeten gewesen, wir hatten uns Jahrtausende gegenseitig beschützt und vor den Menschen versteckt. Acht Völker bewohnten diesen Planeten, sieben davon im Verborgenen. Mein Volk, die Vampire, die Feen, die Elfen, die Lykaner, die Hexen, das Drachenvolk und Nymphen. Und nun hatten sie uns angegriffen, sich gegen uns verschworen, nur weil ich mich mit dem Sohn des zweit stärksten Vampirclans vermählt hatte. Sie fürchteten uns und deswegen hatten sie sich von dem Menschenmann überreden lassen. Er flüsterte ihnen Lügen zu, dass wir die Macht an uns reißen würden, sie hintergehen wollten. Sie hätten ihn nie in ihrer Mitte dulden sollen, Menschen, die uns entdeckten, sollten sterben, nicht herumlaufen und uns gegenseitig aufzuhetzen. Schnellen Schrittes rannte ich zu meinen Eltern, schob meine tote Mutter mit nassen Augen von meinem sterbenden Vater, hob seine hagere Gestalt in meine Arme und brachte ihn zu dem Samtbezogenen Sofa, dass in der Ecke stand. 

"Vater... lass mich nicht alleine..." flehte ich, kniete neben ihm und hielt seine hand fest in meiner.

"Prinzessin... du musst jetzt stark sein, du wirst ab sofort die Vampire anführen, sobald ich meinen letzten Atemzug getan habe, wirst du die Königin, mit all ihrer Macht." erklärte er, immer schwächer werdend.

"Nein, sag das nicht... ich ziehe den Pflock und dann nährst du dich." schlug ich verzweifelt vor, doch er schüttelte müde lächelnd den Kopf.

"Nein, mein Leben ist verwirkt. Der Pflock war vergiftet, du kannst mich nicht mehr retten. Aber versprich mir... du wirst uns rächen. Du wirst ihrer Völker nicht zerstören können... aber du kannst ihre Söhne versklaven. Nimm dir die jeweiligen Thronfolger, verwandle sie und mach sie dir Untertan. Wenn du die Söhne der Anführer an deiner Seite hast, dann ist die Zeit gekommen, dann wirst du alle Völker unterwerfen." erklärte er mir.

"Aber Vater, sie haben doch gar keine Söhne, sie haben alle Töchter..." wies ich ihn auf die unantastbare Wahrheit hin.

"Du bist jetzt ein voll ausgewachsener, geborener Vampir, du alterst nicht, du kannst warten, bis sie Söhne haben. Aber zuerst. Fang mit dem Menschen an, der an allem Schuld ist... Mach uns stolz... Ich liebe dich, mein Kind..." damit sank er nun in sich zusammen. Ich weinte eine Stunde lang mit dem Gesicht auf seiner Brust, bis ich keine Tränen mehr übrig hatte. Ich wischte mir die Tränen mit dem Handrücken harsch aus dem Gesicht und stand auf. 

"Wo ist der Mensch?" fragte ich eine Wache, die neben uns stand.

"Im Verließ Mylady." antwortete er und ich lief in Richtung Keller. Sobald ich vor der Zelle stand, sah er zu mir auf. Er saß auf dem Boden, dafür, dass er gerade 82 Vampire auf dem Gewissen hatte, schien ihn nicht sonderlich zu interessieren.

"Warum? Was haben wir euch getan?" fragte ich ihn unverblümt und sein Blick wurde hasserfüllt.

"Ihr nährt euch von Menschen. Schämt ihr euch denn gar nicht? Ihr seid gottlos und eine Schande, für jedes christliche Haus."  spie er mir entgegen.

"Deswegen? Du hast verlangt, dass die anderen uns angreifen, uns vernichten, weil du dachtest, wir greifen Menschen an? Du Narr, wir trinken kein Menschenblut... wir nähren uns gegenseitig. Vampire vertragen nur Vampirblut... und weißt du, was du mir genommen hast? Meinen Mann, die Person, die dafür da war, mir sein Blut in einem Akt der Liebe zu schenken. Wer wird mich jetzt nähren? Wirst du Verantwortung tragen?" bedrohlich kam ich auf ihn zu, er wich zurück, bis die Wand mit seinem Rücken berührte.

"Uhh ähh... ich bin ja kein Vampir, wie soll ich dich denn ernähren?" versuchte er sich heraus zu reden.

"Oh nein, das bist du nicht... noch nicht... Kim Seokjin..." damit raste ich auf ihn zu und biss ihn in den Hals...

Hidden MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt