Kapitel 12

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Martha:

Die Ferien waren vorüber und irgendwie freue ich mich auf das neue Schuljahr, auch wenn Kasimir aufgrund seines neuen Jobs nicht da sein wird. Trotz dessen haben er und ich ein paar Tage der Ferien zusammen verbracht, aber irgendwie war es anders als sonst... Egal. Ich denke nicht weiter darüber nach und betrete das Internat um meine Sachen auf mein Zimmer zu bringen.


Till:

Arghhh. Ich könnte ausrasten! Von wegen "vielleicht kann ich ja auch endgültig wieder zurück kommen". Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Ich beiße meine Zähne zusammen um die Tränen zu unterdrücken, die mir in meine Augen treten und lehne den Kopf gegen die kühle Fensterscheibe des Zuges, der mich zurück nach Erfurt bringen soll. Die Kälte tut gut und beruhigt mich etwas. Wie ich diese Familie hasse. Alles hat so schön angefangen. Mom hat mich vom Bahnhof abgeholt, wir sind ein Eis essen gegangen und alles war wie früher. Sogar zu Hause, wenn ich das überhaupt noch zu Hause nennen kann, war es eigentlich ganz nett. Der Stieftrottel hat nicht ganz so viel genervt wie sonst, der kleine nur halb so viel rum geschrien wie erwartet und auch Ben und Marie waren halbwegs erträglich. Es war das erste Mal, dass ich angefangen habe, mich ein bisschen wohl zu fühlen in dieser Familie. "Schau mal Till, du warst doch jetzt sechs Wochen bei uns, das reicht doch fürs erste. Felix ist einfach noch zu klein, als dass wir alle wieder zusammen wohnen könnten. Vielleicht hast du dich die sechs Wochen zusammenreißen können, aber direkt wieder ein ganzes gemeinsames Leben anzufangen? Er muss ersteinmal älter werden.. Es ist ja nicht für immer" Die Worte rasen durch meinen Kopf und bei jedem einzelnen von ihnen fühlt es sich an, als würde es mit einer Klinge mein Inneres zerfetzen. "Sehr geehrte Fahrgäste, auf Grund eines Zwischenfalls muss die Fahrt mit dem Zug RE0487 Richtung Erfurt heute leider entfallen. Das Personal kümmert sich so schnell es geht um die Behebung des Problems und wir hoffen die Fahrt in den frühen Morgenstunden direkt aufnehmen zu können. Bleibt Ihnen keine andere Gelegenheit können Sie in den Abteilen nächtigen, für Sicherheit und Verpflegung wird gesorgt. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis!" mit einem Knacken in den Lautsprechern endet die Durchsage. In mir kocht die Wut hoch, das kann doch jetzt echt nicht sein. Ich will grade mein Handy rausholen und meine Mutter anrufen, dass sie mich abholen soll, aber ganz ehrlich, sie kann mich mal. Ich stecke mein Handy wieder zurück und vergrabe meinen Kopf in den Händen. Das kann nicht sein, warum ich, warum jetzt, warum mein Leben? Mir entfährt ein leises schluchzen.

Till und Martha - Feindschaft, Freundschaft oder LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt